Organisation: Organisatorische Verbesserungen 1915

Krieg dauerte länger als gedacht…

Abb.: Berliner Kriegsministerium in der Leipziger Straße. Spätere Aufnahme aus der Zeit der Weimarer Republik (1923). Quelle: Bundesarchiv Bild 102-00235, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/

Dass erst im Krieg die Notwendigkeit von Leitung und Organisation der Kommunikationsarbeit und vor allem gegenüber der eigenen Bevölkerung stärker erkannt wurde, hängt mit zunehmender Dauer und nicht erwartetem Verlauf des Krieges zusammen.1 15 Monate nach Kriegsausbruch hatte sich das Problembewusstsein geschärft, „als die Kriegsbegeisterung des deutschen Volkes abzuflauen begann, weil die Fronten erstarrten und die Wirkungen der Blockade wirksam wurden“ (Koszyk 1973, S. 162f.). Den Verantwortlichen dämmerte, dass der Erste Weltkrieg in Quantität und Qualität – auch in seinen Auswirkungen auf Hinterland und Heimat – anders war als vorherige Waffengänge.

Kriegspresseamt

Am 14. Oktober 1915 wurde das Kriegspresseamt eingerichtet, an welches die bereits bestehende Oberzensurstelle angegliedert wurde.2 Direkt der Obersten Heeresleitung (OHL) unterstellt, sollte das neue Amt die Pressepolitik der Zivil- und Militärbehörden vereinheitlichen und ein Zusammenwirken auf dem Bereich des Pressewesens erleichtern. Einige Landeszentralbehörden und Reichsämter standen dem Kriegspresseamt eher misstrauisch gegenüber. Trotzdem funktionierte zumindest in der ersten Kriegshälfte die Zusammenarbeit.

Zum Chef des Kriegspresseamtes wurde Erhard Deutelmoser ernannt, der bereits zuvor – so in der Nachrichten- und Pressestelle des preußischen Kriegsministeriums – und im weiteren Verlauf des Krieges eine wichtige Rolle spielte.

Das Kriegspresseamt publizierte von Ende 1915 bis März 1917 Zusammenstellungen der Zensurbestimmungen, welche von der Presse kostenlos abonniert werden konnten. Regionale Bestimmungen wurden zusätzlich von stellvertretenden Generalkommandos in Form von Handbüchern veröffentlicht. Neben der Oberzensurstelle gliederte sich das Kriegspresseamt in Koordinations-, Auslands-, Inlands- und Auskunftsstelle. Die Auskunftsstelle beispielsweise hatte die Aufgabe, Informationen für andere Behörden zu Verfügung stellen, die Presse mit Nachrichten zu versorgen. Auch war sie zuständig für das Ausarbeiten von Vorträgen für Multiplikatoren und für die Betreuung der Kriegsreporter.3

Aus Organisation und Arbeitsprogramm des Kriegspresseamtes wird deutlich, dass es keinesfalls nur auf Informationsweitergabe im Sinne von „Befehlsübermittlung“, Zensur und ggf. Repression setzte. Auch „positive“ Öffentlichkeitsarbeit und der Versuch, bei Journalisten Verständnis zu wecken, spielten eine Rolle. Deshalb wurden regelmäßige Pressekonferenzen zu einer festen Institution.4

Militärische Stellen

Auch auf dezentraler Ebene verbesserte sich einiges. So betrieb die im Dezember 1915 gegründete Presseabteilung des Oberbefehlshabers Ost eine „ausgesprochen professionelle Pressepolitik“, begünstigt durch persönliche Ambitionen von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Geleitet wurde die Pressearbeit von Friedrich Bertkau, der nach dem Ende seiner regulären Militärdienstzeit 1912 beim Ullstein-Verlag als Journalist tätig war und später, 1928, beim Zeitungswissenschaftler Erich Everth in Leipzig promovierte. (Pyta 2004, S. 130ff.) Die Pressearbeit in den besetzten Gebieten zielte wesentlich auf die dort ansässige Bevölkerung. Sie unterstützte auch Aufgaben der Verwaltung von Alltagsaufgaben und wollte damit mindestens indirekt auch Sympathie für die deutsche Seite wecken:

Die Wiedergabe (… der) Arbeit der Verwaltung in den Zeitungen bedeutete aber gleichzeitig fortgesetzte Erziehung und Unterrichtung der Bevölkerung und, soweit sie sich auf die praktischen Arbeiten der Wirtschaftsführung in Handel, Industrie und Landwirtschaft bezog, diente sie ja auch den eigenen Interessen der Bevölkerung selbst und schlug damit die Brücken des Vertrauens zwischen der Verwaltung und der Bevölkerung.

(Bertkau 1928, S. 23)

Autor(en): E.B.E.S.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. auch Verhey 1999, S. 40.

2 Vgl. Creutz 1996, S. 48.

3 Vgl. Koszyk 1972, S. 15.

4 Bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn hatte der stellvertretende Generalstab erste Pressekonferenzen organisiert. „Sie fanden zwei- bis dreimal wöchentlich statt und wurden zunächst vom Chef der Auskunftsstelle der Nachrichtenabteilung des stellvertretenden Generalstabs, Major Erhard Deutelmoser, und vom Chef des Nachrichtenbüros des Reichsmarineamts, Kapitän zur See Heinrich Löhlein, geleitet.“ Das Instrument Pressekonferenz soll allerdings schon auf Reichskanzler Bülow (Kanzler von 1900 bis 1909) zurückgehen. (Schmidt 2006, S. 73)