Messe Leipzig in der Zwischenkriegszeit

Weltmesse Leipzig

Abb.: Leipziger Petersstraße während der Herbstmesse, August 1923. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-00149, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Leipzig zwischen den beiden Weltkriegen: Die Innenstadt von Zehntausenden Menschen bevölkert, die Aushänge in den Straßen ein Meer von Schildern und Fahnen, die Messehäuser Orte regen Austauschs und überall angeregte Gespräche zwischen Einkäufern und Ausstellern: Leipzig war in den 1920er- und 1930er-Jahren Inbegriff einer Großmesse in Deutschland und Europa. Die Leipziger Mustermesse war ,,mehr denn je, und zwar ganz unbestritten, die einzige wirklich internationale, universale Weltmesse“ (Voss 1924, S. 3).

Der Messe in der Zwischenkriegszeit ging eine lange Geschichte voraus. Bereits 1497 hatte König, später Kaiser, Maximilan I. der Stadt ein Messeprivileg verliehen und damit den Weg zum überregionalen und kontinentalen Handels- und Finanzplatz begünstigt. 1895 reformierte Leipzig die alte Waren- zur Mustermesse und ermöglichte damit eine neue Erfolgsperiode bis zum Ersten Weltkrieg.1

Trotz Einbruch im Kriege setzte die Messe danach wieder zu neuen Höhenflügen an, wenngleich die Entwicklung nach dem ersten Weltkrieg – im Vergleich zur Periode davor – auch unterschiedlich interpretiert wird: An der Kreuzung der alten Handelswege Via Regia und Via Imperii bewunderten Menschen von allen Kontinenten die Neuheiten der Moderne und kamen miteinander ins Geschäft. Obwohl die Weltwirtschaftskrise stark und die Machtübernahme der Nationalsozialisten die Besucherzahlen leicht nach unten drückten, stiegen die Zahlen im Mittel: 1914 besuchten 20.000 Menschen die Leipziger Messe, 1928 zählte die Messeleitung 185.000 und 1935 sogar 196.000 Personen.2

Messe als Mega-Kommunikation und Meta-Kommunikation

Abb.: Das Doppel-M als Markenzeichen der Leipziger Messe, hier in einer Aufnahme vom Februar 2010 am Nordtor des Alten Messegeländes an der Prager Straße. Foto: Joahnnes Kazah, Joeb07. Quelle: Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/

Diese Entwicklung in der Zwischenkriegszeit war nicht selbstverständlich: Deutschland hatte den Ersten Weltkrieg verloren, war politisch eine gefährdete, bald zerrüttete Republik und schließlich Diktatur, die Wirtschaft litt unter Inflation, Ruhrkampf und schließlich Weltwirtschaftskrise. Die Zahlen der seinerzeitigen Leipziger Messe sprechen eine andere Sprache – sie handeln vom Aufschwung. Wie kam das?

Die folgende Darstellung konzentriert sich nicht auf die durchaus erklärungsstarken geographischen, politischen oder technikgeschichtlichen Gründe, sondern sie nimmt die Öffentlichkeitsarbeit der Leipziger Messe in den Fokus. Zentralisiert bei der wichtigsten Steuereinheit der Leipziger Messe, dem Messeamt,3 war die Öffentlichkeitsarbeit eine hervorragende Aufgabe. Sie wurde innovativ und offensiv erfüllt: Die Leipziger generierten Kommunikation über die Messe – die ihrerseits ein Kommunikationsereignis war.4

Und die Messe – selbst Beispiel sowie auch expliziter Ausstellungsplatz hervorragender fremder Kommunikationsleistungen – förderte Öffentlichkeitsarbeit und Werbung in Wirtschaft und Gesellschaft generell.

Aus einem Presseartikel der Kölnischen Zeitung vom 3.9. vermutlich 1930 (letzte Ziffer ist schlecht lesbar):

Reklame will gelernt sein. [Es ist] sehr zu begrüßen, wenn das Leipziger Messeamt eine Reklameausstellung und die [S]chau ‚Jeder kann werben‘ angesetzt hat […]. Hiermit trägt man sicherlich dazu bei, in der Wirtschaft Verständnis für richtige, Erfolg versprechende Werbung zu wecken und sie so vor unproduktiven Ausgaben zu bewahren.

(StA-L LMA [I], Druckschriften Nr. 362, Aufnahme 5)

Autor(en): T.G.T.L.

Anmerkungen

1 Allgemein dazu: Zwahr/Topfstedt/Bentele (Hrsg.) 1999.

2 Leipziger Messeamt (LMA) (Hrsg.) 1936/1937.

3 Die zeitgenössische Schreibweise war Meßamt oder Messamt. Wir modernisieren die Schreibweise im Folgenden.

4 Allgemein dazu: Bentele 1997, S. 145-154; Bentele/Liebert 2005a, S. 205f.; Rodekamp (Hrsg.) 1997, S. 155ff., 341ff.

 

Bildnachweis für Beitragsfoto (ganz oben): Nordeingang des Messegeländes zur Frühjahrsmesse 1983. Foto: ADN-Zentralbild. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1983-0315-111, Lehmann, Thomas, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en