Sonstige Öffentlichkeitsarbeit und Werbung der Messe

Eigenpublikationen

Abb.: Corporate Publishing: Titelblatt der amtlichen Zeitung des Messeamtes von 1917/18.

Die zwei fortwährend vom Leipziger Messeamt (LMA) publizierten Zeitungen trugen die Titel Die Leipziger Mustermesse (siehe Abbildung links) und Wirtschafts- und Exportzeitung, kurz W.E.Z (siehe Abbildung unten). Sie erschienen einmal in der Woche, zu Messezeiten täglich. Ein messeeigener Verlag übernahm Druck und Vertrieb.1

Seit 1924 verlegte das Leipziger Messeamt (LMA) die Rundfunkzeitschrift Funk alle Tage. 1936 rügte schließlich der Reichsrechnungshof diese nicht zur Kernkompetenz des LMA gehörende Publikationstätigkeit, worauf das Amt diese Zeitschrift einstellte.2

Der Film als neues Informations- und Werbemittel wurde offensiv eingesetzt.3

Zielgruppen Einkäufer, Aussteller, Wirtschaft

Abb.: Corporate Publishing: Anzeige von 1928 für die WEZ, ebenfalls eine offizielle Publikation des Messeamtes.

Die Messekommunikation war stark wirtschaftlich orientiert: „Die am meisten umworbenen Rezipienten waren die Einkäufer, die auf der Messe für den Umsatz sorgten.“ Zugleich verstand man Messewerbung als „Dienst an der deutschen Wirtschaft“. (Marhenke 1999, S. 487f.) Letztere Funktion der Exportpropaganda verstärkte sich in den ersten Jahren des Nationalsozialismus noch. 1934 hieß es: „Die Messe muss ein blitzblankes Spiegelbild der deutschen Wirtschaft sein. Auf ihr muss jeder technische Fortschritt und jede brauchbare Neuheit, die das Ausland sucht, zu finden sein.“ (Zit. nach: Peter 1999, S. 707)

Aussteller warb die Messe vor allem, indem sie den geschäftlichen Erfolg kommunizierte, der sich durch die Messebeschickung einstellen würde. Als Teil dieser Strategie statteten Messevertreter den Firmen Hausbesuche ab.4 An Aussteller richtete sich auch die Erlaubnis, den Zusatz „Wir stellen auf der Leipziger Messe aus“ im Briefkopf zu führen. Für sie gab es außerdem Messeabzeichen, Adressbücher und Kalender für den besseren Überblick über die Messe. Außerdem versah das LMA Aussteller schon in ihren Heimatorten mit Gestaltungselementen für ihre Schaufenster.5

Werbung und Kampagnen

Abb.: Originelle Riesenmasken im Messezug der Frühjahrsmesse 1930. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-09301, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Die Verbindungsbüros, aber auch die Zentrale in Leipzig, organisierten daneben klassische Werbung: Dazu zählten Plakate, Werbung auf Straßenbahnen, Zügen und Schiffen, Filme, Vorträge, Reklameumzüge und Prospekte. Die Publikationen wurden den Bedürfnissen des jeweiligen Gastlandes insbesondere sprachlich angepasst.6

Die Leipziger Messe unternahm auch regelrechte Kampagnen: Zum Beispiel stattete das LMA ein Zeppelin-Luftschiff bei dessen Flug nach Südamerika mit einem für die Leipziger Messe werbenden Schriftzug aus. Und die Sachsen nutzten ein großes Sportereignis:

Infolge der günstigen zeitlichen Lage der Olympischen Spiele zur Leipziger Herbstmesse vom 30. August bis 3. September 1936 rechnet man diesmal mit einem gegenüber den früheren Herbstmessen verstärkten Ausländerbesuch, da die kaufmännisch interessierten Olympiagäste sich wohl die Gelegenheit nicht entgehen lassen werden, den größten internationalen Markt der Welt kennenzulernen, soweit sie nicht überhaupt zu seinen ständigen Besuchern zählen.

(LMA [Hrsg.]: Aus der Arbeit des Leipziger Messeamts. Nr. 4, August 1936, S. 2.)

Ein Turm im Berliner Funkgarten wies auf die Messe hin, in der Leipziger Straße in Berlin-Mitte zogen Schaufenster die Blicke auf sich und drei Mal täglich ließen Flugzeuge Werbebanner über der Stadt flattern. Zusätzlich erhielten ausgewählte Gäste der Olympiade Direkteinladungen in die Messestadt.7

Hinsichtlich der „Reklame“ (Werbung) stellte die so genannte Reklameburg auf dem Leipziger Marktplatz eine Besonderheit dar: 1921 wurden die zu Messezeiten dort aufgestellten Holzbuden dem Wunsch der Werbetreibenden entsprechend mit Plakaten beklebt. Um sie ästhetisch zu ordnen, übernahm das LMA die Organisation. Auch diese Vergabe von Klebeflächen war Öffentlichkeitsarbeit. Zwei Jahre später indes verschwand die Reklameburg, weil sie der Baustelle für die Untergrundmessehalle Platz machen musste.8

Die Messe machte sich selbst auch auf anderen Messen in Deutschland und im Ausland zum Thema, indem sie dort mit eigenen Ständen präsent war. Ziel war die Ansprache von möglichen Ausstellern und Besuchern. Eine Kontakt-Datei entstand im Laufe der Jahre: „’Kundschaft – die Welt‘. Unter diesem Stichwort brachte der Reichssender Leipzig am 15. August [1939] eine Reportage über die Arbeit in der Einkäufer-Werbekartei des Leipziger Messeamts. […] Gegenwärtig [August 1939] umfasst diese eine halbe Million Anschriften – 350.000 ausländische und 150.000 inländische -, die auf Zinkschablonen geprägt sind.“9

Autor(en): T.G.T.L.

Anmerkungen

1 Tänzler 1999, S. 476f.; Marhenke 1999, S. 487, 489.

2 LMA (Hrsg.): Aus der Arbeit des Leipziger Messeamts. Nr. 2, April 1936, S. 2.

3 Marhenke 1999, S. 490.

4 Zum Beispiel: StA-L LMA (1), Druckschrift Nr. 443, Aufnahme 9.

5 Dazu gehörten auch die im Vorhinein verschickten „Adressbücher“, die sowohl alle Ausstelleradressen als auch praktische Hinweise, sogar einen Stadtplan, enthielten. Weiteres Beispiel: „Umsatzsteigerung durch Export“, ein 16-seitiges Heft, das in verschiedenen Sprachen mit Text, Fotos und Pressestimmen gezielt bei Ausstellern für die Messe warb. Vgl. dazu StA-L LMA (1), Druckschrift Nr. 221, Aufnahmen 42-50; zu Pressestimmen siehe auch: LMA (Hrsg.) (1927): Die Leipziger Messe im Lichte der Auslandspresse. Beispiel Ausstellerwerbung: „Betr.: Leipziger Herbstmesse 1931, Beginn 30. August. Briefwerbemarken und Einladungspostkarten. Die kleinen, billigen Werbehelfer lenken die Aufmerksamkeit Ihrer Abnehmer schon lange Zeit vor der Messe immer wieder auf Ihren Messestand. Deshalb sollten Sie schon jetzt Ihrer ausgehenden Post Briefwerbemarken anheften lassen und Ihren Vertretern usw. eine größere Zahl zur Verfügung stellen. Wir liefern Ihnen franko Haus.“ (StA-L LMA [I], Druckschrift 206, Aufnahme 173)

6 Vgl. u. a. LMA (Hrsg.): Aus der Arbeit des Leipziger Messeamts. Nr. 2, Februar 1936, S. 5.

7 Vgl. LMA (Hrsg.): Aus der Arbeit des Leipziger Messeamts. Nr. 4, August 1936, S. 2.

8 Vgl. Adam 1999 und Marhenke 1999, S. 493. Das LMA musste sich mit Kritik des Werkbunds auseinander setzen. Dieser warf dem LMA eine Umsatzsteigerung auf Kosten der Ästhetik vor. Das Amt fürchtete um das Renommee der Messe und willigte in die Forderungen ein.

9 Vgl. u. a. LMA (Hrsg.): Aus der Arbeit des Leipziger Messeamts. Nr. 4, August 1939, S. 6.