Staatl. ÖA u. Kommunikationspolitik in Preußen: 1789-1807

Staatliche Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationspolitik in Preußen: 1789-1807

Einleitung

Vorbemerkungen

Der zweite von insgesamt vier Beiträgen über staatliche PR und Kommunikationspolitik in Preußen von den Anfängen bis ca. 1822 beschäftigt sich mit dem Zeitabschnitt 1789-1807. Ihm geht ein Beitrag über die Anfänge ab 1701 bis zu Friedrich II. voraus.

Abb.: Napoleon, 1812. Gemälde von Jacques-Louis David (1748-1825). Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

Der Beginn der vorliegenden Darstellung ist durch die Französische Revolution markiert, der bald Napoleons Eroberungsfeldzüge folgen, die zur preußischen Niederlage 1806 (Doppelschlacht von Jena und Auerstedt) führen. Mit dem Frieden von Tilsit und den Denkschriften von 1807 findet dieser Beitrag seinen vorläufigen Abschluss.

Etwa zur Hälfte der vorgestellten Periode, nämlich 1797/99, veränderten sich die Protagonisten: 1797 kam es in Preußen zum Thronwechsel, 1799 nahm sich Napoleon Bonaparte in Frankreich (als Erster Konsul der Republik und ab 1804 als Kaiser) die Macht. Karl August von Hardenberg – für die preußische PR-Geschichte wichtigste Persönlichkeit – verlegte in jenen Jahren seinen Wirkungsbereich und ging aus der fränkischen Provinz in die Hauptstadt: von Ansbach-Bayreuth nach Berlin.

In Frankreich brach die Revolution aus

Preußen unter Friedrich Wilhelm II. (1744-1797, Regierungszeit: 1786-1797) geriet wie viele andere Staaten „in den Strudel der [von Frankreich ausgehenden] revolutionären Auseinandersetzungen“ (Vogler/Vetter 1974, S. 126).

Am 17. Juni 1789 hatte sich der „dritte Stand“ Frankreichs zur verfassunggebenden Nationalversammlung erklärt und mit dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli griff die Revolution auf das ganze Land über.1

In Preußen wurde die Aufklärung abgewürgt

Abb.: König Friedrich Wilhelm II. von Preußen 1794 vor Frankfurt am Main. Gemälde von Johann Christoph Frisch (1738-1815). Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

In Preußen war eine wichtige Zäsur – allerdings mit umgekehrten Vorzeichen – bereits ein Jahr früher zu verzeichnen: Durch das Religions- und Zensuredikt von 1788 hatte Friedrich Wilhelm II. „der friderizianisch-rational(istischen) Aufklärung (…) ein Ende“ bereitet (Brockhaus 1988, S. 677).2

Das Edikt trifft auf heftigen publizistischen Widerstand seitens der Aufklärer. (Zwei radikale Publizisten werden deshalb zu Gefängnisstrafen verurteilt.) In einer Kabinettsorder (10. September 1788) (…) wird erklärt, ‚dass die Press(ß)efreiheit in Berlin in Press(ß)efrechheit‘ ausarte

(Stader 1989, S. 118).

„Der Ausbruch der französischen Revolution (1789) wird von den meisten deutschen Publizisten voller Begeisterung – die allerdings nicht lange anhält – begrüßt“ (Stader 1989, S. 119). Inzwischen fand die Französische Revolution auch in der preußischen Bevölkerung Sympathisanten und löste mancherorts ein Aufbegehren gegen die Zustände im Inland aus. Doch blieb die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung bis zum Ende des alten preußischen Staates der feudalen Ausbeutung unterworfen. Die preußische Monarchie versuchte die Verbreitung revolutionärer Ideen durch Maßnahmen wie Zensurverschärfungen und Propagandaverbot zu verhindern.3

Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen

Abb.: Rahel Varnhagen von Ense (1771-1833), Varnhagens Frau, war eine berühmte Berliner Salon-Veranstalterin. Quelle: http://www.sml.ex.ac.uk/german/gutzkow … / Wikimedia Commons, Public Domain.

Das geistig-künstlerische Leben spiegelte diese Politik nicht immer direkt wider: Schiller und Mozart eroberten die Bühnen und in den Salons von Henriette Herz und Rahel Levin, die später Varnhagen von Ense kennenlernte und heiratete, wurde über die Probleme der Zeit sowie Literatur, Kunst und Universitätsvorlesungen diskutiert.4Zur Salon-Kommunikation und zur Rolle von Rahel und Karl August Varnhagen hält das PR-Museum einen speziellen Beitrag vor.

Autor(en): T.L.P.ST.

Anmerkungen

1 Vgl. Bundeszentrale 1992, S. 280f.; Vocke 1989, S. 291ff.; Vogler/Vetter 1974, S. 125. Der „dritte Stand“ vertrat das Volk abzüglich der Geistlichkeit („erster Stand“) und des Adels („zweiter Stand“).

2 Die Zensur wurde in den einzelnen Ländern durchaus unterschiedlich ausgeführt, vgl. Wettstein 1938, S. 525.

3 Vgl. Hofmeister-Hunger 1994, S. 73; Vogler/Vetter 1974, S. 126f., 131, 138; Groth 1929, S. 35.

4 Vgl. Wunderlich 2001, 2. Abs.; Bundeszentrale 1992, S. 283.

 

Bildnachweis für Beitragsbild (Karte ganz oben): Königreich Preußen im Deutschen Kaiserreich. Quelle: IEG-Maps project, Urheber: User:52 Pickup. Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/deed.de