Preußens Krieg gegen Napoleon führte zum Zusammenbruch

Das enttäuschte Preußen wandte sich gegen Napoleon, erlitt aber 1806 schlimme Niederlagen

Nachdem Napoleon Preußens Forderung, die französischen Truppen von den preußischen Grenzen abzuziehen, nicht nachkam, trat Preußen nahezu völlig allein in den Krieg ein. Napo-leon schlug im Oktober 1806 die preußischen Truppen (Doppelschlacht von Jena und Auerstedt) und zog in Berlin ein, befahl im November die Kontinentalsperre1 gegen England und eroberte die Festungen Erfurt, Spandau, Stettin und Küstrin.

Die traumatischen Niederlagen und der faktische Zusammenbruch Preußens machten deutlich, dass der einst, unter Friedrich II., fortschrittliche und dynamische Staat den Anschluss an die Modernisierungsprozesse verloren hatte. Unter diesem Eindruck formierten sich die Reformer, zuvörderst mit Stein, Hardenberg, Scharnhorst, Gneisenau, Boyen und Humboldt. Friedrich Wilhelm III. blieb nichts anderes übrig, als die Reformpolitik zu unterstützen.

Außenpolitisch versuchte Friedrich Wilhelm III. sich mit Napoleon zu arrangieren. Anfang November forderte Napoleon den Waffenstillstand, demnach sich die preußischen Truppen zurückziehen und Frankreich den größten Teil Schlesiens, Südpreußens sowie acht Festungen überlassen sollten.

Preußen entschied sich für Bündnis mit Russland, musste aber in Tilsit 1807 zunächst klein beigeben

Abb.: Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise im Park, 1799. Gemälde von Friedrich Georg Weitsch (1758-1828). Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

Obwohl sich die Mehrheit der königlichen Berater für einen Waffenstillstand aussprach, unterzeichnete Friedrich Wilhelm den Vertrag nicht und entschied so im Sinne des Reichsfreiherrn von und zum Stein, der die preußischen Reformer zunächst anführte. Ausschlaggebend waren das Heranrücken russischer Streitkräfte und ein Brief des Zaren an den König, in dem er die Freundschaft früherer Jahre bekräftigte. Napoleon trat in dem Kampf mit Russland ein und versuchte die Russen und die Preußen zu trennen, woraufhin Friedrich Wilhelm im April 1807 das Bündnis mit Russland festigte.

Friedrich Wilhelm versuchte mit allen Mitteln so viel wie möglich von seiner Monarchie zu retten. 1807 willigten Preußen und Russland Anfang Juli in Tilsit in einen Frieden mit Frankreich ein, in dessen Zuge Friedrich Wilhelm mehr als die Hälfte seines Gebiets verlor.2 Militärisch sah Napoleon dem Höhepunkt seiner Machtentfaltung entgegen: In den Jahren nach dem Frieden von Tilsit war er mit den meisten europäischen Staaten überworfen, drängte Russland weit nach Osten zurück und isolierte England vom europäischen Kontinent.3

Autor(en): P.ST.T.L.

Anmerkungen

1 Mit der Kontinentalsperre verpflichtete Napoleon alle verbündeten Mächte dazu, den Handel mit den Briten zu unterbinden, um so die exportorientierte Industrie Englands zu vernichten (vgl. Vogler/Vetter 1974, S. 148f., Vocke 1989, S. 306f., Bundeszentrale 1992, S. 289).

2 Vgl. Vocke 1989, S. 305; Bundeszentrale 1992, S. 289.

3 Vgl. Vogler/Vetter 1974, S. 153.