Personelle Exkurse: Möser und der frühe Hardenberg

Für weitgehende Öffentlichkeit: Justus Möser

Abb.: Justus Möser 1777. Gemälde von Ernst Gottlob (1744-1796). Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

Auch zu Zeiten Friedrich II. gab es schon Persönlichkeiten, die den „gedankliche(n) Schritt vom Ausschluss der Allgemeinheit von den Staatsangelegenheiten zur Publizität der Staatsgeschäfte“ gingen, „um die Öffentlichkeit an deren Kenntnis teil- und damit Anteil nehmen zu lassen“.

Justus Möser (1720-1794), Staatsmann und Publizist, sprach sich dafür aus, „‘dem Publikum (…) die Landtagsverhandlungen und andere Staatstatsachen mitzuteilen‘ und ihm so das Gefühl zu geben, ‚die öffentlichen Anstalten würden auch seinem Urteil vorgelegt, der Staat gäbe auch ihm Rechenschaft von seinen Unternehmungen und zu den Aufopferungen würde auch seine Überzeugung gefordert‘“. (Sänger 1966, S. 12) Goethe würdigte einige seiner Publikationen wie folgt:

Bei ihm sei

(…) die innigste Kenntnis des bürgerlichen Wesens im höchsten Grade merkwürdig und rühmenswert. (…) Und diese Behandlung ist bewundernswürdig. Ein vollkommener Geschäftsmann spricht zum Volke in Wochenblättern, um dasjenige, was eine einsichtige wohlwollende Regierung sich vornimmt oder ausführt, einem jeden von der rechten Seite fasslich zu machen (…).

(Zit. nach: Siemsen 2014)

Möser, der von Kunczik (1997, S. 70) als „(e)rster Theoretiker der Öffentlichkeitsarbeit“ bezeichnet wird, war im Fürstbistum Osnabrück Anwalt und Vertrauensmann der Regierung gegenüber anderen in- und ausländischen Akteuren, später faktisch Verwaltungschef. Möser publizierte u. a. „in den von ihm seit Oktober 1766 herausgegebenen Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen, einem Regierungsblatt, das als Verkündigungsorgan für amtliche Mitteilungen gedacht war“ (Kunczik 1997, S. 70). Das Hochstift, dann Fürstentum Osnabrück, fiel 1806 kurzzeitig bzw. 1866 an das Königreich Preußen.

Auf dem Weg zum späteren Top-Minister: Hardenbergs erste Jahrzehnte

Abb.: Karl August von Hardenberg (1750-1822), vor 1812. Gemälde: Friedrich Wilhelm Schadow (1788-1862). Quelle: Veltzke, Veit (Hrsg.): Für die Freiheit – gegen Napoleon. Köln, 2009, S. 221 / Wikimedia Commons, Public Domain.

Zwischen dem zweiten und dritten Schlesischen Krieg, am 31. Mai 1750, wurde mit Karl August von Hardenberg in Essenrode (Niedersachsen) ein Knabe geboren, der später zum Staatskanzler Preußens aufsteigen und die staatliche Öffentlichkeitsarbeit dieses Königreiches verantwortlich prägen sollte. Hardenberg war, so eine Biografie, „Verwaltungsbeamter, Diplomat, Gutsherr, Lebemann, einer der großen Staatsreformer des 19. Jahrhunderts und einer der führenden Staatsmänner im europäischen Konzert der Großmächte“.

Ab 1766 studierte er in Göttingen und ab 1768 in Leipzig, wo er auch Goethe kennenlernte. Nach und neben mehreren Reisen stand Hardenberg im Dienste des Kurfürstentums Hannover, später des Herzogtums Braunschweig. „Ganz offensichtlich war H. als künftiger leitender Minister des Herzogtums in Aussicht genommen. Am 28. Mai 1786 legte H. dem Herzog eine Reformdenkschrift vor, in der er eine Verwaltungsreform vorschlug.“ Doch es kam manches anders und auch aus privaten Gründen sah sich der ehrgeizige Verwaltungsfachmann nach einer neuen Stellung um. (Stamm-Kuhlmann 2009)

Die bereits 1779 den Preußen zugesprochenen, zunächst selbstständigen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth in Franken sollten später, mit ihrer faktischen Integration in den preußischen Staat 1792, für die berufliche Karriere Hardenbergs bedeutsam werden, als der preußische König Friedrich Wilhelm II. für diese neuen Gebiete einen fähigen Minister suchte.1

Über Hardenbergs Karriere auch als Kommunikationspolitiker und Öffentlichkeitsarbeiter geben die folgenden Beiträge Auskunft.

Der chronologisch folgende Beitrag beschäftigt sich mit dem Zeitabschnitt 1789-1807.

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Wikipedia: Ansbach-Bayreuth https://de.wikipedia.org/wiki/Ansbach-Bayreuth