Historische Rahmenbedingungen
Industrialisierung und Verkehrsausbau prägten die Periode
„In Deutschland setzte die Industrialisierung im zweiten Jahrzehnt des 19. Jh. ein, kam Ende der 1830er Jahre in Gang, erlitt in der zweiten Hälfte der 1840er Jahre einen Rückschlag und bestimmte ab etwa 1850 in sprunghaft zunehmendem Maße die deutsche Wirtschaft.“ (Naumann 2008, S. 16)
Die Verkehrsverhältnisse verbesserten sich erheblich. „Ein beredter Ausdruck für den schnellen wirtschaftlichen Aufschwung Preußens ist der beschleunigte Ausbau eines großen Chausseenetzes. 1816 bestanden in Preußen 3.162 km Chaussee, die vom Staat unterhalten wurden (…). 1831 gab es in Preußen 6.794 km, 1838 schon 8.632 km und 1848 schließlich 11.852 km vom Staat unterhaltene Chaussee und 3.138 km Privatchaussee.“ (Vogler/Vetter 1975, S. 199)
Mit dem Bau der ersten deutschen Ferneisenbahn im benachbarten Sachsen von Leipzig nach Dresden 1837/39, angeregt durch Friedrich List, begann das Zeitalter des Massenverkehrs.1 1838 fuhren die ersten Züge in Preußen, zwischen Berlin und Potsdam. „1844 gab es in Preußen 861 km Bahnlinie, 1848 bereits 2.363 km.“ (Vogler/Vetter 1975, S. 200)
Staatliche und nationale Situation
Der Wiener Kongress von 1814/15 handelte eine territoriale Neu- und Friedensordnung für Europa aus, die mit der so genannten „Heiligen Allianz“ der christlichen Monarchien des Kontinents untersetzt wurde. „Später wurde die Heilige Allianz zum Synonym für die konservativ-reaktionäre Politik“ des österreichischen Staatskanzlers Clemens Fürst von Metternich (Naumann 2008, S. 30). 1815 entstand auch der Deutsche Bund, eine lose und dezentrale Vereinigung souveräner Staaten. „Politische Vorteile hatten davon auf Dauer nur die beiden Großmächte Österreich und Preußen, die sich auf Kosten der deutschen Klein- und Mittelstaaten voll entfalten konnten.“ (Naumann 2008, S. 32) Metternichs Restaurationspolitik zielte vor allem auf die „Unterdrückung der demokratisch-liberalen sowie der nationalen deutschen Bewegung“ (S. 33).
Preußen setzte auf die „Überwindung der wirtschaftlichen Zersplitterung“, strebte einen einheitlichen Wirtschaftsraum an und förderte Zolleinigung und -vereinigung. Daraus entstand am 1. Januar 1834 der Deutsche Zollverein – wohlgemerkt ohne Österreich. Damit wurde die spätere „nationalstaatliche Einheit Deutschlands unter der Führung Preußens vorbereitet“. (Naumann 2008, S. 33f.)