Friedrichs Kriege und Kriegspublizistik

Friedrich II. und die drei Schlesischen Kriege

Bereits nach dem ersten (1740-42) der insgesamt drei Kriege um den Besitz Schlesiens hatte sich Preußen mit Niederschlesien sowie dem größten Teil Oberschlesiens um ein Drittel seines bisherigen Umfangs vergrößert. Im Zuge des österreichischen Erbfolgekriegs fürchtete Friedrich um Schlesien und trat in den zweiten Krieg (1744) ein, um das geraubte Neugebiet endgültig zu sichern. Die antipreußische Allianz erlitt im sächsischen Kesselsdorf am 15. Dezember 1745 eine vernichtende Niederlage. In Friedensverhandlungen in Dresden mit Österreich und Sachsen wurde Preußen im Dezember 1745 der Besitz Schlesiens erneut zugesprochen. Die übrigen Mächte schlossen im Oktober 1748 in Aachen Frieden und erkannten die weibliche Erbfolge in Österreich an.1

Dem preußisch-österreichischen Dualismus begegnete Friedrich mit dem Einsatz militärischer Mittel. Er beanspruchte die Vormachtstellung in Deutschland und fiel im August 1756 in Sachsen ein, womit der dritte Schlesische Krieg begann (auch Siebenjähriger Krieg genannt, 1756-1763). Nach einigem Hin und Her gelang Friedrich 1762 die Rückeroberung des schlesischen Territoriums und die zeitweise Annexion Sachsens.2 Im Februar des Folgejahres schloss England mit Frankreich und Österreich mit Preußen und Sachsen Frieden. Friedrich hatte Preußens Stellung als Großmacht gesichert.3

Bewährungsproben für militärisch-diplomatische Pressearbeit

Abb.: Die Huldigung der schlesischen Stände vor Friedrich II. in Breslau 1741. Wandgemälde von Wilhelm Camphausen (1818-1885) für die ehemalige Ruhmeshalle Berlin. Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

Bereits im ersten Schlesischen Krieg erließ Friedrich „für die Einwohner Schlesiens eine Kundgebung (…), in der darauf hingewiesen wurde, dass er nicht als Feind komme“ (Kunczik 1997, S. 69). Auch versorgten „die beiden Kriegsparteien Zeitungen regelmäßig und ausführlich mit Kriegsberichten“ (Kunczik 1997, S. 68). Während des Siebenjährigen Krieges verfasste der König mehrere Relationen (Kriegsberichte) für die Berliner Presse. Zuvor ließ er auch Falschmeldungen über angebliche Kriegsvorbereitungen der Österreicher lancieren:

Der Redakteur erhält genaue Instruktionen, wie er Anfragen nach der Herkunft der Nachrichten zu beantworten hat. Diese Meldungen dienen der Rechtfertigung des Überfalls Preußens auf Sachsen (29. August 1756) (…).

(Stader 1989, S. 103)

Fiel die Berichterstattung ausländischer Organe nicht preußenfreundlich (genug) aus, beschwerten sich preußische Vertreter bei der jeweiligen Obrigkeit. Half dies nicht, wurden Journalisten auch schon einmal verprügelt. (Kunczik 1997, S. 68) Dazu musste man wissen, was in den Zeitungen stand: „Zu Beginn des Siebenjährigen Krieges (…) empfahl Friedrich seinen Gesandten, genau darauf zu achten, was in Wien über ihn veröffentlicht werde“ (Kunczik 1997, S. 69).

Quellen des Mythos von Friedrich dem Großen

Spätestens seit dem Sieg bei Roßbach 1757 (nahe Weißenfels) geriet Friedrich II. „zur fast legendären Gestalt“. Der Mythos wurde eher noch verstärkt durch zwischenzeitliche (fast existenzielle) Niederlagen (z. B. bei Kunersdorf 1759), nach denen der König doch wieder das Blatt zu seinen Gunsten wenden konnte. (Brockhaus 1988, S. 676f.)

Nach Friedrichs Tod wurde die bereits zu Lebzeiten vorhandene Reputation teilweise kulthaft vermehrt. Bemerkenswert daran ist, dass dies nicht unbedingt nur Ergebnis systematischer staatlicher Geschichtsdarstellung, sondern auch individueller publizistischer Initiativen war. So erschien beispielsweise 1788 (später mit Erweiterungen und Folgeauflagen) die Geschichte des siebenjährigen Krieges von Johann Wilhelm von Archenholtz, der selber als preußischer Offizier gedient hatte:

Es ist dieses Bild des kühnen, mit List und Witz und Todesverachtung über jede Übermacht triumphierenden Feldherrn, das Archenholtz durch sein Werk maßgeblich geprägt hat. Viele haben es ihm mehr oder weniger direkt nachgeschrieben (…). Dass Archenholtz darin überdies manches Feindbild ausgemalt hat wie das Propagandaklischee von den blutrünstigen, barbarischen Russen, das noch lange und verhängnisvoll nachwirkte, sei nicht verschwiegen (…). Allerdings ist die Geschichte, wiewohl in ‚patriotischer Absicht‘ (…) geschrieben, kein Werk bestellter Propaganda. Zeitlebens verehrte der Autor (…) den König und den preußischen Staat.

(Engels 2006, S. 80)

Territoriale Zuwächse in Polen und Bayern für eine nun europäische Großmacht

Im Zuge der ersten Teilung Polens 1772 gelang ihm u. a. die Besitzergreifung Westpreußens. Obwohl die Teilung auch im Einvernehmen mit Österreich vollzogen wurde, setzte sich die Rivalität zwischen Preußen und Österreich fort. So reagierte Friedrich II. im bayrischen Erbfolgekrieg auf den Einzug österreichischer Truppen in Bayern mit einem Einmarsch in Böhmen.

Mit dem Abschluss des Friedens von Teschen (heute polnisch-tschechische Grenzstadt Cieszyn/Český Těšín) im Mai 1779 wurden Friedrich II. die Fürstentümer Ansbach und Bay-reuth zugesprochen; Österreich erhielt nur einen kleinen Teil Bayerns. Daraus erwuchsen neue Herausforderungen für die Öffentlichkeitsarbeit des preußischen Staates und seiner Verwaltungen. Durch die Unterstützung des neu gegründeten Fürstenbundes 1785, dem Sachsen, Hannover und 14 weitere deutsche Fürsten beitraten, konnte Preußen seine Position als europäische Großmacht wahren.4

Autor(en): P.ST.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Bundeszentrale 1992, S. 266; Vogler/Vetter 1974, S. 83ff.

2 Zwar wurde Sachsen von Österreich und den Verbündeten zurückerobert, Preußen sah aber Sachsen auch später als ein lohnenswertes Annexionsziel an. Auf dem Wiener Kongress 1814/15 – Sachsen hatte zuvor auf Napoleons Seite gekämpft – spielten Ansprüche Preußens auf Sachsen eine zentrale Rolle. Die Existenz Sachsens wurde in Wien zwar gesichert, es musste aber große Teile an Preußen abtreten. Preußen schuf daraus die preußische Provinz Sachsen, aus der nach 1945 bzw. nach 1990 wesentlich das heutige Bundesland Sachsen-Anhalt gebildet wurde. Für die 1815 von Sachsen nach Preußen übergetretenen Gebiete stellte dies einen wichtigen Identitätsbruch dar, der noch bis heute nachwirkt und auch die im Vergleich zu Sachsen und Thüringen im Bindestrichland Sachsen-Anhalt vorhandenen Identitätsprobleme teilweise erklärt.

3 Vgl. Bundeszentrale 1992, S. 270; Vogler/Vetter 1974, S. 85ff. und 90f.

4 Vgl. Vogler/Vetter 1974, S. 120ff.