Stimmen zur Leipziger Messe in der DDR

(gesammelt von A.L. und I.SP.)

International-fachliche

Es war so, es ist so, und es wird immer so bleiben: Die Leipziger Messe bestimmt das Weltniveau unter den Messen. Wir Franzosen sagen: Die Leipziger Messe, das ist eben die Leipziger Messe! Das soll heißen: Es gibt nichts über ihr.

(A. L. Blanchot, Generalsekretär der UFI = Vereinigung der Internationalen Messen; zit. nach: Metscher/Fellmann 1990, S. 222. Zur UFI siehe auch http://www.ufi.org/)

Politisch-deklamatorische

War die erste deutsche Nachkriegsmesse im Frühjahr 1946 nur eine schwache symbolische Andeutung des neuen Wollens der friedliebenden, demokratischen Kräfte des deutschen Volkes, aber auch ein Ausdruck seines nationalen Lebenswillens, so sind die nachfolgenden Leipziger Messen Meilensteine geworden auf dem steinigen Wege des friedlichen Neuaufbaus, aber auch der Zurückgewinnung des Vertrauens der friedliebenden Völker zu den demokratischen und antifaschistischen Kräften des deutschen Volkes.

(Georg Handke, Außenhandelsminister der DDR, zur Eröffnung der Frühjahrsmesse 1951; zit. nach: Leipziger Messeamt 1951, S. 3)

Fest begründet in ihrer 800-jährigen Tradition ist die Leipziger Messe heute als Messe des ersten deutschen Friedensstaates ein überzeugender Ausdruck für die von unserer Republik verfolgte Politik des Friedens und der Verständigung sowie für die Leistungsfähigkeit unserer sozialistischen Wirtschaft. Die Leipziger Messe hat mit dazu beigetragen, dass die DDR ein in aller Welt geachteter Staat und wichtiger Handelspartner ist.

(Walter Ulbricht, Vorsitzender des Staatsrates der DDR, zur Eröffnung der Jubiläumsmesse 1965; zit. nach: Leipziger Messeamt 1965, S.4)

War die Leipziger Messe schon immer, auch in Zeiten internationaler Spannungen, ein Platz des friedlichen Handelns, der Zusammenarbeit, des Gedanken- und Erfahrungsaustausches, also ein Stück friedlicher Koexistenz, um wie viel mehr ist sie es jetzt unter den heutigen Bedingungen der Entspannung und des Abbaus internationaler Krisenherde.

(Dr. Gerhard Weiss, Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, zur Eröffnung der Frühjahrsmesse 1973; vgl. auch Schreiber 1999, S. 667)

Wirtschaftspolitische

Im Laufe der Jahre haben die volkseigenen Betriebe in Leipzig Rechenschaft über den erfolgreichen Aufbau des Sozialismus in der DDR abgelegt.

(Leipziger Messeamt 1958, S. 237)

Zu westlichen Versuchen, Firmen von der Beteiligung in Leipzig abzubringen:

Westdeutsche Industrielle sind nicht daran interessiert, sich durch politische und wirtschaftliche Faktoren aus dem östlichen Absatzgebiet verdrängen und sich andere Märkte aufzwingen zu lassen.

(Londoner Times, hier o. J., zit. nach: Materialien der Leipziger Messe)

Die Leipziger Messe ist eine politische Demonstration (…), weil heute – und dafür ist mehr der Westen als der Osten verantwortlich – alle mit dem Ost-West-Handel zusammenhängenden Fragen einen politischen Akzent erhalten. (…) Die Leipziger Messe kann darüber hinaus für sich in Anspruch nehmen – und das wirkt zwangsläufig wieder als eine politische Demonstration – die einzige gesamtdeutsche und die größte deutsche Messe zu sein.

(Die linksgerichtete „Andere Zeitung“ Hamburg 1956, zit. nach: Leipziger Messeamt 1956)

Emotional-werbliche

Abb.: Messemännchen der Leipziger Messe. Foto: Prolineserver, fotografiert 2007. Quelle: Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Das 1964/1965 zur Jubiläumsmesse geschaffene Messemännchen war eine beliebte Werbefigur der Leipziger Messe.

Ironische

In Gestalt eines schönen Altars zeigten sie überzeugend in jedem Falle die Führer der Werktätigen der DDR, Walter Ulbricht und später Erich Honecker, in ORWOCOLOR, möglichst ergänzt durch ein Konterfei des Führers der ruhmreichen Sowjetunion und des Weltproletariats, unterstrichen mit einer zündenden Losung. Die Aussage ‚Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen‘ erfreute sich solange großer Wirksamkeit, bis ein Offizier im besonderen Einsatz (OibE) des MfS (Ministerium für Staatssicherheit der DDR) ermitteln konnte, dass in Sachsen das Wort ‚siegen‘ wie ‚siechen‘ ausgesprochen wird.

(Seidel/Wilhelm 1994, S. 39)

 

Autor(en): A.L.I.SP.