Sonstige Öffentlichkeitsarbeit und Werbung der Messe

Volles Programm

Abb.: Faksimile aus: Preil 1962, S. 28.

Bereits zu Anfang der 1960er-Jahre war das Instrumentarium von Öffentlichkeitsarbeit und Werbung breit entfaltet, einschließlich Film. Dass das gesamte Kommunikationsprogramm im hier dargestellten Textausschnitt unter Messewerbung firmiert, dürfte wohl an der Quelle des Fachbeitrags, der Neuen Werbung, liegen (Abb.: Faksimile aus: Preil 1962, S. 28).

 

Zeitschriften und Plakate

Abb.: Kopf der Leipziger Messe Informationen Nr. 1 von 1950.

Traditionell gab die Leipziger Messe Corporate Media, insbesondere eigene Zeitschriften, heraus. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Leipziger Messe an die Fachöffentlichkeit des Handels, erstmals zur Messe 1947. 1964 umbenannt in Leipziger Messe-Journal, erschien sie bis 1990.1 Flankiert wurde sie von – auch fremdsprachigen – Sonderausgaben, beispielsweise in russischer oder chinesischer Sprache – Letztere wurden auch gern zur Anzeigenschaltung von westlichen Firmen genutzt. Leipziger Messe-Informationen (Ausland) sowie seit 1952 von Leipziger Messe-Informationen (Westdeutschland) erweiterten das Medienangebot.2

Plakate spielten immer eine wichtige Rolle. 1955 lobte das Leipziger Messeamt einen Gesamtdeutschen Plakat-Wettbewerb für die Frühjahrsmesse 1957 aus. Für die Herbstmesse 1955 wurde auf Beschluss der Regierungskommission erstmalig ein Beirat für Sichtwerbung einberufen.3

Briefmarken, Medaillen und Maskottchen

Zwar stammt die erste Briefmarke mit einer Leipzig-Ansicht von 1897, die erste Serie der „Messemarken“ erschien hingegen im März 1940. Im Mai 1946 wurde die Tradition fortgesetzt.

Erzählt wird die Messegeschichte im Stil mittelalterlicher Kupferstiche. Ab 1956 rückt schließlich die Produktwerbung für die DDR-Wirtschaft in den Mittelpunkt. Die Deutsche Post der DDR hat insgesamt 154 Motive herausgegeben, die mehr als 970 Millionen Mal verkauft worden sind. Viele Motive gibt es aber zum Stadtbild, zu Jubiläen sowie Beständen von Sammlungen, nicht zuletzt zu den Massen-Sportveranstaltungen der DDR-Zeit.

(Orbeck 2013b, S. 14)

Zur Frühjahrsmesse 1963 wurden erstmalig Goldmedaillen und Diplome an ausländische Aussteller für ihre hervorragenden Exponate verliehen. Im Herbst 1963 fand in 17 Messehäusern der Innenstadt und erstmalig auch in drei Hallen der Technischen Messe die Konsumgütermesse statt, wobei 80 Firmen aus 13 europäischen Ländern für ihre Spitzenerzeugnisse eine Auszeichnung bekamen.4 Leipziger Messegold war in den 1980ern „längst ein Verkaufsargument, für die Messe selbst ein Orientierungspunkt“ (Leipziger Messeamt 1982, S.32).

1964/1965 war die Geburtsstunde des beliebten Messemännchens.5 Als Maskottchen sollte es vor allem innerhalb der DDR auch eine emotionale Bindung zur Messe schaffen.6

Die Leipziger leisten sich als einzige Messegesellschaft in Deutschland ein eigenes Maskottchen – und das schon seit Jahrzehnten. In diesem Oktober (2014) feiert das Messemännchen seinen 50. Geburtstag. Entworfen wurde der wohl bekannteste Mitarbeiter der Leipziger Messe vom Berliner Puppengestalter Gerhard Behrendt (1929-2006). Er ist auch der Schöpfer eines anderen unverwüstlichen Sympathieträgers: des Sandmännchens. Behrendt entwarf 1964 im Auftrag des damaligen Leipziger Messeamtes `eine bewegliche, künstlerisch gestaltete Puppe`, die als Souvenir und Werbebotschafter dienen und Leipzig als Drehscheibe des Ost-West-Handels darstellen sollte.

(Zimmermann 2014, S. 28)

Erstmals für die Frühjahrsmesse 1965 wurden allein für diese Messe fast 40.000 Exemplare hergestellt. Nach dem Ende der DDR verschwand das Messemännchen zunächst, wurde aber 2004 originalgetreu wiederbelebt. Seitdem wurden 30.000 Exemplare produziert. (Zimmermann 2014, S. 28)

Jubiläen und Kongresse

1965 konnte sich die Messe selbst feiern und machte daraus ein großes Event. Mit seiner 800-Jahr-Feier unterstrich Leipzig den Anspruch, älteste (und wichtigste) Messe der Welt zu sein. Die Messe stand unter dem Motto: „Leipziger Messe – für weltoffenen Handel und technischen Fortschritt“.7

In den Jahren nach dem Jubiläum wurden die Messen zunehmend mit wissenschaftlichen Kongressen kombiniert. Dadurch fanden sich neue Besuchergruppen, wie Ingenieure und Wissenschaftler, zum Informations- und Meinungsaustausch zusammen. Die messebegleitenden Kolloquien als wissenschaftlich-technische Veranstaltungen lieferten den theoretischen Hintergrund zu den Ausstellungsstücken. Das neue Konzept beinhaltete unter anderem Vorführungen an Messeständen, Vorträge der Fachaussteller und Expertenrundgänge.8

Leipziger Messe als Schauplatz einzelbetrieblicher Kommunikation

Die Leipziger Messen waren wichtige „Bühnen“ für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung der Aussteller, so auch der Kombinate und Außenhandelsunternehmen der DDR. Beispielsweise verteilten die Musikinstrumentenbauer der DDR ihre Informationszeitschrift Musik-Instrumenten-Report auf der Messe.9 Generell war die Kommunikationsarbeit der Außenhandel treibenden Betriebe auf die Exportförderung gerichtet.

Die Betriebe wollten mit ihrer Messepräsenz und ihrer Resonanz beim bzw. im (westlichen) Ausland aber auch die Funktionäre von Staat, Partei und Wirtschaft der DDR selbst „beeindrucken“, um dadurch bei der Ressourcen-, Devisen- und Prämienverteilung im planwirtschaftlichen System „bessere Karten“ zu haben.10

Anmerkungen

1 Bentele 1997, S. 153. Vgl. auch Liebert 1998, S. 91. Die Leipziger Messe war 1947 die erste deutsche Zeitschrift überhaupt, die nach dem Krieg wieder ins Ausland geschickt wurde, meint Rummelsburg (1954, S. 17).

2 Rummelsburg 1954, S. 17.

3 Liebert 1998, S. 94.

4 Metscher/Fellmann 1990, S. 228.

5 „Sein Schöpfer ist im Auftrag des Leipziger Messeamtes der Kunstpreisträger der DDR Gerhard Behrendt. Anlässlich der Herbstmesse (1964) wird es zunächst den Journalisten vorgestellt, bevor es zur Jubiläumsmesse (1965) käuflich erworben werden kann.“ (http://www.leipziger-messe.de/Unternehmen/Geschichte/Chronik/Zeittafel/)

6 Vgl. Bentele 1997, S. 151.

7 Metscher/Fellmann 1990, S. 232.

8 Hoffmann 2003.

9 Nach Bentele 2008, S. 423.

10 Vgl. dazu den Beitrag von Harald Müller, langjähriger Pressesprecher des DDR-Kombinates Elektromaschinenbau,  in Liebert 1998, S. 9-18.