Napoleon zunehmend unter Druck, Preußen unentschlossen

Nationale Befreiungsbewegungen gegen Napoleon – neue Optionen aus Russland

Abb.: Napoleon zu Pferde. Gemälde von S. Meister 1832. Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei.

International standen die Jahre 1807-1810 im Zeichen des spanischen Freiheitskampfes und der Erhebung in Österreich. Napoleon zwang den König von Spanien und seinen Sohn zur Thronentsagung und setzte seinen Bruder Joseph als König ein. Dies löste einen nationalen Widerstand in Spanien aus, der mit Hilfe Englands zu schweren Niederlagen der französischen Truppen führte. Auch die Österreicher kämpften gegen die französische Fremdherrschaft an und marschierten ferner in Bayern ein (fünfter Koalitionskrieg). Allerdings siegte Napoleon im Juli 1809. Auch in weiteren Einzelaktionen setzte er sich durch, sodass Österreich folglich ein Gebiet von 100.000 Quadratkilometern abtreten musste.1

Als der russische Zar Alexander I. 1810 die Teilnahme an der Kontinentalsperre kündigte und Napoleon mit Kriegsrüstungen konterte, stand Preußen zwischen den Stühlen: Mit welcher der beiden Mächte sollte es sich verbünden? Trotz Meinungsverschiedenheiten innerhalb des preußischen Machtzirkels hielt Preußen offiziell die Loyalität gegenüber dem französischen System aufrecht.2 Während Hardenberg, der prominenteste preußische Reformer, dem König einen Anschluss an Russland riet, vertrat Friedrich Wilhelm III. die Meinung, (…)

Preußen müsse sich auf die Seite Frankreichs schlagen, da Russland sich seit Tilsit nicht so verhalten habe, wie man es von einem Vertrauen erweckenden Verbündeten erwarten müsse. Der König setzte sich mit seiner Ansicht durch und am 24. Februar 1812 wurde der französisch-preußische Allianzvertrag in Paris unterzeichnet

(Stamm-Kuhlmann 2009, 14. Abs.).

Napoleons Russland-Feldzug 1812 wurde zum Desaster

Abb.: Napoleons Rückzug von Moskau. Gemälde von Adolph Northen (1828-1876). Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

Im Juni 1812 zog Napoleon in den Krieg gegen Russland. „Wenige, sehr verlustreiche Schlachten brachten keine Entscheidung, da sich die Russen immer wieder von ihren Gegnern lösen konnten“ (Bundeszentrale 1992, S. 291). Mitte September ging Moskau in Flammen auf und Napoleon bot dem Zaren den Waffenstillstand an. Dieser verweigerte jedoch Verhandlungen, woraufhin die französischen Truppen abziehen mussten.

Während des Rückzugs setzten der sowieso schon stark geschmälerten Armee der Wintereinbruch und die ständigen Attacken der russischen Kosaken schwer zu; nur ein Bruchteil der französischen Streitkräfte erreichte geschwächt Mitteleuropa. Der Feldzug gegen Russland mündete erstmals in einer katastrophalen Niederlage Napoleons.3

Autor(en): P.ST.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Bundeszentrale 1992, S. 290f.; Vocke 1989, S. 308ff.
2 Vgl. Seyffarth 1939, S. 18.
3 Vgl. Zamoyski 2012, S. 423ff.; Bundeszentrale 1992, S. 291; Vocke 1989, S. 213ff.; Vogler/Vetter 1974, S. 176ff.