Defensive Phase (1871-1920)

Dritte Phase: Defensive Phase (1871-1920)

In den 1870er- und 1880er-Jahren: wachsende interne Konkurrenz

Abb.: Eifrige Zeitungsleser lesen die neuesten Wahlergebnisse der Reichstagswahl am 27. Oktober 1881 vor einer Berliner Druckerei. Holzschnitt nach einer Zeichnung von Carl Koch. Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz. Quelle: DGDB (für Lehre und Forschung erlaubt).

Seit 1871, mit der Gründung des Deutschen Reiches, sah sich das Literarische Büro interner Konkurrenz gegenüber.1 Es reagierte auf diese Konkurrenz mit zahlreichen Reorganisationen, sah sich aber insgesamt in der Defensive. Aufgrund dieser defensiven Haltung etwa gegenüber anderen neu gegründeten Pressedezernaten einzelner Ministerien verlor das Büro seine privilegierte Stellung als einzige Nachrichtenorganisation der Regierung.

1882 erfolgte der erste Versuch einer Umgestaltung und Reorganisation der Pressearbeit. Um wieder verstärkt Einfluss auf die Provinzial-Presse zu gewinnen, produzierte das Büro die Beilage „Neueste Mittheilungen“, die die Zeitungsleser direkt ansprechen sollte. Nach zwei Jahren wurde sie aber ebenso eingestellt wie die offiziellen Korrespondenzen an die Redaktionen.

Ab den 1890er-Jahren: weitere Reorganisationsversuche

Abb.: Die wachsende Politisierung war nicht mehr aufzuhalten, hier: Versammlung von Berliner Arbeiterinnen 1890. Farbholzschnitt nach einer Zeichnung von Carl Koch. Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz. Quelle: DGDB (für Lehre und Forschung erlaubt).

Das Literarische Büro berichtete fortan vor allem nach innen. 1894 stand erneut eine Reorganisation an: Die „Berliner Correspondenz“, eine Neu-Auflage der „Neuesten Mittheilungen“, wurde als offizielle Korrespondenz unter dem neuen Namen an große und kleine Zeitungen unentgeltlich verschickt. An der geschwächten Stellung des Büros änderte dies aber wenig.

Eine dritte und letzte Reorganisation im Jahr 1898 führte zu drei Konsequenzen für die Aufgaben des Büros:

  1.  unmittelbare Vertretung der Regierungsansichten durch die Presse (v. a. mittels „Provinzial-Correspondenz“)
  2.  mittelbare Beeinflussung der Presse im Sinne der Regierungsansichten, in kleinen wie großen Zeitungen (v. a. mittels „Neueste Mittheilungen“)
  3.  Verbreitung von Flugblättern

Auch dieser letzte Versuch einer effektiven Reorganisation brachte keine Fortschritte. Zwar lieferte das Ministerium des Innern Material an die Presse, jedoch ist nicht erkennbar, ob dies vom Literarischen Büro ausging. Auch eine Beteiligung des Büros an den „Deutschen Kriegsnachrichten“ lässt sich nicht nachweisen. Da die Behörde nur noch eine spärliche Versorgung mit Zeitungsausschnitten lieferte und sich die politischen Verhältnisse im Zuge der Demokratisierung nach Kriegsende nachhaltig änderten, wurde sie am 8. März 1920 aufgelöst.

Autor(en): C.G.K.Z.

Anmerkungen

1 Vgl. Kunczik 1997, S. 96ff.