Regierungs-PR in Weimar: Organisation
Fachliche Referate
Die Leitung der Vereinigten Presseabteilung oblag dem Direktor, der auch als „Reichspressechef“ bezeichnet wurde. Er war direkt dem Reichskanzler unterstellt und nahm auch an den Kabinettssitzungen der Weimarer Reichsregierung teil. Als sein Stellvertreter fungierte der Dirigent, der die Verwaltung der Vereinigten Presseabteilung verantwortete.
Dem Reichspressechef waren wiederum mehrere Einzelreferate untergeordnet, die jedoch formal dem Auswärtigen Amt unterstanden. Das einflussreichste unter ihnen stellte das Inlandsreferat dar. Dieses Referat überprüfte alle offiziellen Publikationen der Reichsregierung und des Auswärtigen Amtes vor ihrer Aussendung auf deren „politische Einwandfreiheit“.1
Weiterhin umfasste die Vereinigte Presseabteilung zunächst fünf, ab dem Jahr 1920 sechs Auslandsreferate. Die dort tätigen Auslandsreferenten hatten zur Aufgabe, die Politik sowie die politische Berichterstattung in den ihnen zugewiesenen Ländern zu beobachten. Außerdem waren sie für den Informationsaustausch mit den in Deutschland ansässigen Korrespondenten ausländischer Zeitungen zuständig.2
Das In- und die Auslandsreferate wurden in ihrer Arbeit durch das Referat für den Lese- und Archivdienst unterstützt, das man kurz „Lektorat“ nannte. Die Mitarbeiter dieses Referats sichteten die in- und ausländische Presse nach Beiträgen, die die Weimarer Reichsregierung und ihre Politik betrafen, und stellten sie den übrigen Referaten in Form von täglichen Lageberichten zur Verfügung. Besonders relevante Ausschnitte wurden von ihnen in einem Archiv aufbewahrt.3
Sonder- und administrative Referate
Neben den bereits erwähnten Referaten gehörten der Vereinigten Presseabteilung mehrere, mit Sonderaufgaben betraute Spezialreferate an, deren Zahl sich jedoch ständig änderte. Zu den Spezialreferaten ist unter anderem die Reichszentrale für den Heimatdienst zu zählen, die für die inländische Propaganda – damals ein üblicher Begriff für systematische Kommunikations- und Bildungsarbeit – zuständig war. Genauer gesagt verantwortete sie eine parteiübergreifende politische Aufklärung und Bildung der Bevölkerung. Die Reichszentrale für den Heimatdienst war der Vereinigten Presseabteilung allerdings nur „lose angegliedert“ und verfügte allein aufgrund ihrer räumlich getrennten Unterbringung über eine relative Autonomie (Bauer 1962, S. 48f.; vgl. Koszyk 1972, S. 107ff.; Kunczik 1997, S. 169ff.).
Die Vereinigte Presseabteilung wurde schließlich durch das Verwaltungsreferat vervollständigt, welches sich mit Fragen der Organisation, Personalpolitik, Budgetplanung und der Administration beschäftigte.4