Frank Wedekind

Einleitung

Der Dramatiker war nicht allein

Abb.: Frank Wedekind. Quelle: Wikimedia Commons (gemeinfrei).

Julius Maggi wollte die Kommunikation mit Kunden und Öffentlichkeit verbessern. Dazu schuf er bereits 1886 mit dem Reclame- und Presse-Bureau eine PR-Stelle. Erster Leiter wurde der junge Frank Wedekind, der spätere berühmte Dramatiker.1

Dass Organisationen, Unternehmen oder Städte mit PR-Ambitionen für diesen neuen, sich entwickelnden Kommunikationszweig Intellektuelle, Künstler oder Literaten beschäftigten, war nicht außergewöhnlich. PR-geschichtliche Literatur nennt mit Johann Wolfgang von Goethe oder Theodor Fontane weitere prominente Beispiele, auch der populäre Schriftsteller Hans Dominik passt in diese Reihe.

Goethe verfasste „Im Namen der Bürgerschaft von Karlsbad“, u. a. auf Bitten des Kurdirektors, 1810 Lobgedichte auf die österreichische Kaiserin und ihren Gastort, das böhmische Heilbad.2 Hier eine Kostprobe:

Hier im waldbewachsnen Tale,
Das so mancher Fremde segnet,
Weil mit heilsam heißer Schale
Die Genesung ihm begegnet
Und ihm frisches Leben schafft,
Muss in tiefen Felsenschlünden
Feuer sich mit Wasser binden,
Klüften siedend sich entwinden;
Neue Kräfte wirkt die Kraft.

(Auszug, zit. nach Kunczik 1997, S. 184)

Fontane arbeitete 1850 am Literarischen Kabinett, einer frühen PR-Stelle der preußischen Regierung, mit, 1851 in einer Nachfolgerorganisation, danach noch als deren Korrespondent bis 1859.3

Dominik, auch als Science-Fiction-Autor bekannt, stand der Elektroindustrie zu Diensten, insbesondere ab 1900 als „Geschäftspoet“ für Siemens.4

Schriftsteller und Dichter als Kommunikationsexperten

Da sich auch noch weitere Beispiele5 finden, lässt sich darin eine für das 19. Jahrhundert typische Tendenz feststellen. Mit der Erkenntnis von Organisationen, dass es sich bei ihrer Kommunikation um ein Arbeitsfeld mit spezifischen Funktionen und Instrumenten handelt6, setzte zwangsläufig die Suche nach geeigneten Kommunikatoren ein.

Die kommunikative Ausdifferenzierung war allerdings noch nicht so weit fortgeschritten, als dass es spezifische Werbe- oder PR-Fachleute gegeben hätte. Auch war das publizistische Schaffen stark auf „schöpferische Persönlichkeiten“ konzentriert, die Arbeitsteiligkeit des kommunikativen Prozesses erst gering ausgeprägt. Die massenmediale Landschaft bestand aus den gedruckten Medien Buch und Presse. So liegt es nahe, dass Schriftsteller und Dichter als „die“ Kommunikationsexperten galten und für Auftrag- bzw. Arbeitgeber in Organisationen und Unternehmen interessant wurden.

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 Kunczik 1997, S. 209 und 217-221.

2 Kunczik 1997, S. 184f.

3 Kunczik 1997, S. 87-89.

4 Kunczik 1997, S. 231-236, 242-245.

5 Vgl. z. B. bei Vincon 1992, S. 240; auch Kunczik 1997, S. 217.

6 Vgl. Bentele/Liebert 2005.