Regierungs-PR in Weimar: Instrumente (Fortsetzung)

Weitere Presseveranstaltungen

Die ausländischen Journalisten lud Zechlin zudem jeden Freitag zu einem Pressetee ein, einer in der Weimarer Zeit auch anderswo üblichen Veranstaltung für Journalisten. Daran nahmen mitunter hochrangige Persönlichkeiten, wie der Außenminister Gustav Stresemann, teil. Zu speziellen politischen Anlässen veranstaltete Zechlin auch Sonderkonferenzen in der Reichskanzlei oder außerhalb Berlins etwa im Rahmen der Völkerbundssitzungen in Genf. Zusätzlich erteilte er während des gesamten Tages Auskünfte an Journalisten und stellte sich am Abend für Hintergrundgespräche mit ausgewählten Pressevertretern bereit.1

Zechlins Vorgänger, Reichspressechef Kiep, hatte 1926 zudem „auf Wunsch der Presse“ angeregt, sogenannte Politische Abende für die Deutsche Presse durchzuführen (Bauer 1962, S. 56). Bei diesen formlosen und vertraulichen Zusammentreffen sollten die „führenden deutschen Journalisten“ im Rahmen eines „Bierabend[s] in der Presseabteilung“ einmal pro Monat die „Möglichkeit einer besseren Fühlungnahme“ mit den Regierungsmitgliedern, Staatssekretären und weiteren einflussreichen Politikern erhalten (Auszug aus dem Protokoll der Ministerbesprechung des Reichsministeriums von 22.10.1926, AZ R431/1775, zitiert nach Bauer 1962, S. 56).2 Zechlin selbst berichtet in seinen Memoiren an keiner Stelle von derartigen Politischen Abenden. Ob diese unter seiner Leitung der Vereinigten Presseabteilung nicht stattfanden oder ob sie lediglich mit Verschwiegenheit behandelt wurden, muss hier offenbleiben.

Instrumente der Information nach außen: Sonstige

Abb.: Walter Zechlin (links) mit der Delegation unter Leitung von Kanzler Brüning, 4.v.l., zur Genfer Abrüstungskonferenz im Februar 1932. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-13087, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Im Auftrag der Reichsregierung und des Auswärtigen Amtes verfasste und verbreitete die Vereinigte Presseabteilung darüber hinaus auch offizielle Publikationen, wie zum Beispiel Stellungnahmen der Regierungsmitglieder oder spezielle Informations- und Aufklärungsmaterialien. Die Alleinzuständigkeit, die die Vereinigte Presseabteilung hierbei gegenüber den außerhalb der Abteilung existierenden Pressestellen der Reichsministerien beanspruchte, wurde erst unter Zechlins Leitung in die Praxis umgesetzt. Gemäß diesem Alleinvertretungsanspruch hatten die Ministerien sämtliche Publikationen vor ihrer Veröffentlichung dem Inlandsreferat zur Prüfung und Freigabe vorzulegen. Das gleiche galt für alle übrigen Referate der Vereinigten Presseabteilung.3

Als zentralen Kanal zur Nachrichtenübermittlung an die Presse nutzte die Vereinigte Presseabteilung das Wolffsche Telegraphische Bureau (W.T.B.), die damals bedeutsamste deutsche Nachrichtenagentur, die allerdings nicht selten in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Im Gegenzug zu Geldzuschüssen von der Reichsregierung verpflichtete sich das W.T.B., politisch problematische Meldungen dem Auswärtigen Amt vorzulegen. Zechlin trieb diese staatliche Einflussnahme auf das W.T.B. aktiv voran. So engagierte er sich dafür, dass die Reichsregierung im Geheimen, über eine Mittlerperson, die Aktienmehrheit am W.T.B. erwarb und somit die verbreiteten Nachrichten im Sinne ihrer Interessen besser kontrollieren konnte.4

Autor(en): S.J.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Bauer 1962, S. 56, 76; Zechlin 1956, S. 103; Wilke 2007, S. 111f.

2 Es war den Pressevertretern jedoch verboten, die bei diesen Politischen Abenden geäußerten Informationen unter Nennung oder auch nur Andeutung ihrer Quelle zu veröffentlichen. Ebenso wenig durften sie über das Stattfinden solcher Abende berichten. Aufgrund dieser Geheimhaltungsbemühungen finden sich in der Literatur heute keinerlei Hinweise darauf, wie häufig und mit welcher Wirkung sie veranstaltet wurden (vgl. Bauer 1962, S. 56). (S.J.)

3 Vgl. Bauer 1962, S. 40f., 61; Kunczik 1997, S. 166.

4 Dies geht jedenfalls aus mehreren geheimen Schreiben Zechlins hervor, die Koszyk (1972, S. 129f.) zitiert.