Regierungs-PR in Weimar: Instrumente
Instrumente der Information nach innen
Der Vormittag eines regulären Arbeitstages des Reichspressechefs Zechlin galt zunächst der internen Information und Absprache. Zu diesem Zweck hielt er dem Reichskanzler und dem Reichspräsidenten jeden Morgen einen Pressevortrag, in dem er die in- und ausländischen Pressestimmen über die Weimarer Regierungspolitik mündlich zusammenfasste. Außerdem dienten tägliche Lagebesprechungen im Auswärtigen Amt und der Vereinigten Presseabteilung der Information der Mitarbeiter.1
Pressekonferenzen
Ab Mittag widmete sich Zechlin der Unterrichtung der deutschen und internationalen Pressevertreter über die Politik der Reichsregierung. Zum Einsatz kam hier zunächst eine formale Pressekonferenz, die Zechlin an sechs Tagen in der Woche durchführte.
Korrekterweise muss zwischen zwei verschiedenen Arten von Pressekonferenzen unterschieden werden. Die eigentliche Pressekonferenz fand drei Mal in der Woche statt und war, wie auch die heutige Bundespressekonferenz, eine Einrichtung der Presse. Ihren Vorsitz hatte der Journalist Georg Schweitzer inne. Abwechselnd mit dieser Konferenz wurde ebenfalls drei Mal in der Woche ein sogenannter Presseempfang abgehalten, den hingegen der Reichspressechef leitete und bei dem die Pressevertreter als eingeladene Gäste auftraten. Bauer (1962, S. 53; vgl. auch Wilke 2007, S. 109) hält jedoch fest: „Eine praktische Auswirkung oder einen nach außen hin feststellbaren Unterschied besaß diese Differenzierung nicht. Die Spielregeln waren bei beiden Veranstaltungen dieselben“, weshalb man von „sechs Pressekonferenzen in der Woche sprach“.
Auch Zechlin selber (1956, S. 12) warf rückblickend beide Formen „in einen Topf“ und erlebte die Veranstaltungen nicht selten als „reinigende Gewitter“, die dann eine mildere Berichterstattung ergaben:
Die Konferenz war 1914 bei Kriegsausbruch gegründet und war eine ausschließliche Institution der Presse, in welcher der Pressechef, seine Referenten und die der einzelnen Reichsminister, die Vertreter der Länder und Berlins als informierende Gäste auftraten und Rede und Antwort standen. Sehr oft kamen bei wichtigen politischen und wirtschaftlichen Fragen die Minister, ihre Staatssekretäre und sonstige entscheidende Persönlichkeiten selber. Von der Presse waren die maßgeblichen Journalisten anwesend und nicht wie später, nur mehr oder weniger nachschreibende Zeitungsangestellte oder Befehlsempfänger. So ergaben sich lebhafte Diskussionen und Debatten, manchmal auch in sehr scharfer und unfreundlicher Tonart, was aber doch von Regierungsseite begrüßt wurde, da dadurch manches geklärt, mancher Widerspruch besänftigt oder wenigstens gemildert wurde und wodurch nachher, nachdem der Grimm von der Seele geredet war, in der Presse selbst mildere Seiten aufgezogen wurden.
(Zechlin 1956, S. 12)
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