Aufgaben und Instrumente

Dualer Aufgabenbereich: innen und außen

Abb.: Faksimile aus: Cramer 1931, Spalte 370.

Das Aufgabengebiet der Pressestellen der Länder war wie bei den Kommunen und im Reich in zwei gleichstarke Bereiche differenziert, wie Goros nach Auswertung von zeitgenössischen Quellen von 1928 bzw. 1930 feststellte:

Einerseits sollten sie die Öffentlichkeit durch die Presse wahrheitsgetreu unterrichten. Dazu sollten sie Presseanfragen bearbeiten und der Presse in Pressekonferenzen und Pressediensten Informationen und Material zur Verfügung stellen. Andererseits oblag ihnen die Unterrichtung der Behörden und Verwaltungen über Ansichten, Forderungen und Kritik der Öffentlichkeit.

(Goros 1998, S. 160)

Dabei setzten sie unterschiedliche technische Mittel ein, wie Briefe und Amtsblätter, aber auch drahtlose Telegraphen, Fernsprecher oder Hörfunk. (Goros 1998, S. 160)

Eine Zweiteilung des Aufgabenbereiches sah auch Cramer in einem einschlägigen Lexikon von 1931. Im Übrigen vertrat der damalige Lexikonautor auch von den Funktionen der Pressestelle eine sehr moderne Auffassung.

Instrument Pressekonferenz eher selten eingesetzt

Abb.: Die Weimarer Republik war von unterschiedlichsten politischen Kampagnen geprägt, hier die für das Volksbegehren zur Fürstenenteignung 1926. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-00685, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Auf die Pressekonferenz als Instrument wurde von den Pressearbeitern der Länder nur selten zurückgegriffen. Auch hierfür gab es mehrere Gründe. Während des Ersten Weltkrieges – vor allem in seiner ersten Hälfte – wurden die Pressekonferenzen zum Verdunkeln und Verschleiern genutzt, statt der Aufklärung zu dienen. Minister hielten sie für ein Mittel für Zensurersatz und Gerüchteabwehr.

Somit herrschte in der Bevölkerung und vor allem bei den Journalisten großes Misstrauen gegenüber Pressekonferenzen. Mit dieser Ambivalenz hat sich auch Walter Schöne – zweiter Habilitand im damals jungen Fach der Zeitungswissenschaft und Pressechef der Stadt Leipzig – beschäftigt:

Wenn sie [die Pressekonferenzen] auch später als ein Mittel anerkannt wurde, das geeignet ist, die notwendigen persönlichen Beziehungen zwischen Regierung und Pressevertretern herzustellen […], so sind doch die ihr innewohnenden Uniformierungstendenzen von der Presse stark empfunden worden.

(Schöne 1928, S. 146. Vgl. auch S. 154)

Hinzu kam, dass auch die Pressestellen selbst diesem Instrument nicht trauten. Zu groß war die Gefahr, dass Pressekonferenzen zu einem Diskussionsforum und Redakteure dazu animiert wurden, über heikle Angelegenheiten zu schreiben. Außerdem sträubten sich Regierungsmitglieder nicht selten, sich außerhalb des Parlaments für ihre Arbeit zu rechtfertigen.1

Autor(en): K.W.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Lau 2003, S. 232f.