Messe Leipzig allgemein und als Warenmesse

Entstehung der Leipziger Messen

Anfänge: Marksteine Ersterwähnung 1015 und Stadtwerdung 1165

Abb.: Edouard Herriot (1872-1957). Schöpfer der Lyon-Messe und franz. Premierminister. Fotograf u. Zeitpunkt unbekannt. U.S. Library of Congress ID ggbain.38420. Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

Edouard Herriot (1872-1957), ein wichtiger französischer Politiker, sprach von Leipzig als der „Mutter aller Messen“ (nach Rodekamp 1997, S. 332).1 Die Messe geht auf eine lange Geschichte2 zurück.

An der Kreuzung europäischer Handelsstraßen – der Via Regia und der Via Imperii – befanden sich eine Siedlung und Befestigung namens Libzi, das erstmals 1015 und zwar in der Chronik des Merseburger Bischofs Thietmar erwähnt wird. Libzi deutet auf die sorbische Besiedlung hin und heißt auf Deutsch Lindenort. Leipzigs Messekarriere entwickelte sich „aus dem Treffpunkt von Fernhändlern und slawischem Regionalmarkt“. Es folgten bald eine deutsche Burg und in deren Schutz eine stadtartige Kaufmannssiedlung (Rodekamp 1997, S. 170f.).

Bezug nehmend auf die Jahreszahl 1015 feiert Leipzig im Jahr 2015 „1.000 Jahre Ersterwähnung“. Dazu gründeten sich ein Verein und mehrere Gremien, auch eine Homepage bereitete auf das Ereignis vor.3

Spätestens seit dem 12. Jahrhundert werden in Leipzig Jahrmärkte abgehalten, die im Stadtbrief von ca. 1165 – also anlässlich der Verleihung des Stadtrechtes – vom Meißner Markgraf Otto dem Reichen bestätigt und schon mit einem rechtlichen Schutz versehen wurden.

Ausgehend von der Jahreszahl 11654 wurde 1965 kräftig gefeiert: 1965 beging …

die zweitgrößte Stadt der Deutschen Demokratischen Republik(,) ein Doppeljubiläum: Sie blickt auf eine 800-jährige Geschichte zurück, und gleichzeitig begehen wir auch das 800-jährige Jubiläum der Leipziger Messen. Dieses Doppeljubiläum ist ein Ereignis vor großer nationaler und internationaler Bedeutung.

(Kresse 1965, S. 4)

1268 erhielt die Stadt ein Geleitschutzprivileg. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts siedelten sich Kaufleute aus dem damals bedeutenden Handelszentrum Nürnberg an und betrieben Zwischenlager.

Entwicklung zum Fernhandelsplatz dank Lagegunst

Abb.: Leipziger Messe 1844 in Illustrierte Zeitung 27. April 1844. Autor unbekannt. Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain.

Die traditionellen Warenmessen waren, selbst noch in der Neuzeit, vor allem Umschlagplätze des Fernhandels. Deshalb spielten für diese alten Messen die überregionale Erreichbarkeit und die geografische Lage im kontinentalen Fernverkehr eine wichtige Rolle. „Die Lokalisationsprinzipien international bedeutsamer Messestandorte weisen in diesem Zusammenhang enge Interdependenzen mit der Struktur der dominanten Fernhandelsspannungen auf.“ (Möller 1989, S. 112)

Mit dem Sinken der einst dominierenden Stellung der Hanse und von Venedig in den Handelsbeziehungen stieg Leipzigs Rolle. Im ausgehenden 14. und beginnenden 15. Jahrhundert wurde die West-Ost-Dimension (bzw. vice versa) wichtiger als die Nord-Süd-Richtung (bzw. vice versa) im Handel.

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 Herriot war Bürgermeister von Lyon und Schöpfer der Lyoner Messe, zeitweilig auch französischer Parlaments- sowie Ministerpräsident. Vgl. Blaschke 1991, S. 278. Der Ausspruch wurde von anderen Akteuren wiederholt, beispielsweise vom „Direktor der Wiener Messe-AG, Herr(n) Marek“ (Kresse 1965, S. 4).

2 Im Folgenden vor allem nach: Leipziger Messe GmbH (Hrsg.) ca. 2002, S. 5-11.

3 http://www.leipzig2015.de/historie/ und http://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/veranstaltungen-und-termine/leipzig-2015-1000-jahre-ersterwaehnung/

4 Rodekamp 1997, S. 14. Dort ist vom „Stadtbrief von 1156/70/1216“ die Rede. Auf S. 170 wird dies genauer erklärt: „Der Zeitpunkt der Stadtrechtsverleihung ist nicht genau fassbar. Er lag zwischen 1156 – dem Regierungsantritt von Markgraf Otto dem Reichen – und dem Jahre 1170, in dem der als Zeuge genannte Bischof Johannes von Merseburg starb.“ Blaschke schreibt von „den Jahren um 1165“. Siehe in: Zwahr/Topfstedt/Bentele (Hrsg.) 1999, Teilband 1, S. 62-67. Libzi war um 1165 der erste Ort in der Mark Meißen, der Stadtrecht erhielt, meint auch Leipziger Messe GmbH (Hrsg.) ca. 2002, S. 6. In Koch 1991, S. 59, ist die Schreibweise bezogen auf 1015 „urs Lipsi“.