Im Kaiserreich (erste Lebensphase)
Diplomatische Tätigkeit im Deutschen Kaiserreich
Walter Zechlin wurde am 25. November 1879 in Shivelbein (Pommern) geboren.1 Nachdem er 1899 am Gymnasium Johanneum in Lüneburg das Abitur abgelegt hatte, strebte er eine Beschäftigung im Auswärtigen Dienst des Deutschen Kaiserreiches an. Laut Zechlins eigenen Aussagen war dieses Berufsziel seinem „Trieb in die Ferne“ geschuldet, „der durch den Hafen von Stade, Fahrten nach Hamburg und auf der Elbe und durch unmäßiges Verschlingen von Reiseabenteuern hervorgerufen war.“ (Zechlin 1936; S. 40f, auch 27ff.) Um diesem Berufsziel näher zu kommen, studierte er zunächst Rechtswissenschaften und orientalische Sprachen in Berlin. Die letzten beiden Semester verbrachte der Student dann an der Universität Göttingen, an der er 1905 zum Doktor der Rechtswissenschaften promovierte.2
Zechlins Anstrengungen um eine Anstellung im Auswärtigen Dienst sollten schließlich von Erfolg gekrönt sein. Nach kurzer Referendariatsarbeit in der preußischen Justiz trat er 1903 in das Auswärtige Amt ein und wurde sogleich als Diplomat zur deutschen Botschaft nach Konstantinopel (Osmanisches Reich) entsandt. Darauf folgten Stationen an den deutschen Konsulaten in Saloniki (Griechenland), Kairo (Ägypten) und Addis Abeba (Äthiopien), an denen er ebenfalls diplomatisch tätig war.3
Aufnahme in die staatliche Öffentlichkeitsarbeit
Bereits während seiner frühen Diplomatenjahre wollte Zechlin in die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes wechseln, die damals von Otto Hammann (unter dem Reichskanzler Bülow) geleitet wurde. Hierbei stand dem Sozialdemokraten jedoch seine politische Gesinnung im Weg: „Meine Bemühungen waren vergeblich. Ich war in den Ruf liberaler Ideen gekommen und Hammann, auch der heutigen Welt noch als Verfasser von politischen Büchern aus der Kaiserzeit bekannt, lehnte ab.“ (Zechlin 1956, S. 10)
In Folge dieser Ablehnung blieb Zechlin vorerst als deutscher Diplomat im Ausland tätig. Im Jahr 1914 wurde er an die deutsche Botschaft ins marokkanische Tanger geschickt und nur ein viertel Jahr später mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Tetuan in Spanisch-Marokko berufen. Als ihn die Franzosen unberechtigterweise der Kriegspropaganda und -hetze beschuldigten, schob man ihn 1917 nach Madrid ab.4 Dort hatte Zechlin „während der letzten Jahre des Krieges die Pressedinge der deutschen Botschaft zu bearbeiten“ (Zechlin 1956, S. 10). Somit war er kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges, der zugleich den Niedergang des Deutschen Kaiserreichs bedeutete, erstmalig auch für die Öffentlichkeitsarbeit im Dienste des Staates tätig.
Anmerkungen
1 Zu den biografischen Daten vgl. auch Glombik 2009 und http://www.munzinger.de/search/portrait/Walter+Zechlin/0/7551.html Über Zechlin existieren auch Akten im Bundesarchiv, die für diese Darstellung aber nicht herangezogen wurden: http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0001/adr/adrsz/kap1_7/para2_14.html
2 Zechlin, Walter (1905): Der gewerbliche Lehrvertrag. Dissertation an der Universität Göttingen. Göttingen: Dieterich.
3 Vgl. Zechlin 1936, S. 67ff., 106ff., 186ff.
4 Vgl. Zechlin 1936, S. 237ff., 250ff., 295ff.; Zechlin 1956, S. 9f. Die französischen Vorwürfe der Kriegspropaganda, die bis hin zur „Anstiftung zum Mord“ gingen (Zechlin 1936, S. 295), weist Zechlin in seinen Memoiren von 1956 zurück (vgl. Zechlin 1956, S. 42).