Sweezy 1970

Kurzvorstellung von Person und Werk

Abb.: Inhaltsverzeichnis von Sweezy 1970: Die Zukunft des Kapitalismus und andere Aufsätze zur politischen Ökonomie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Paul M. Sweezy (geb. 1909, verst. 2004) war ein Nationalökonom und Vertreter der „Neuen Linken“ in den USA, der v.a. mit seinem Buch von 1958/59 „Theorie der kapitalistischen Entwicklung“ (im amerikanischen Original bereits 1942) international bekannt wurde. Später (1967) hat er auch gemeinsam mit Paul A. Baran zum „Monopolkapital“ publiziert (Sweeezy 1970, Vortext).

Die 1930er-Jahre als Einschnitt in der kapitalistischen Entwicklung

Sweezy in der hier referierten Publikation von 1970 verweist – wie viele andere auch – auf die 1930er-Jahre als Einschnitt für die USA und die kapitalistische Entwicklung. Zunächst zur Ausgangslage:

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das fortgeschrittenste kapitalistische Land der Welt. Ihr Hauptproblem ist, wie sich verhindern lässt, dass Rezessionen (oder niedrige Produktion und hohe Arbeitslosigkeit) zu einem ‚Normalzustand‘ der nationalen Wirtschaft werden. Während der dreißiger Jahre war das der ‚Normalzustand‘ der nationalen Wirtschaft. (…) Niemand weiß, wie viele arbeitslos waren während der Großen Depression, aber es waren mit Sicherheit mehr als fünfzehn Millionen (…).

(Sweezy 1970, S. 24f.)

Auch erwähnt Sweezy – wie ebenfalls viele andere Autoren damals und heute – die gegensteuernde Politik der Roosevelt-Regierung.

Aber: Keynes und New Deal retteten die USA nicht, sondern der Krieg

Im Unterschied zu manch anderen schrieb er die spätere enorme Verbesserung der Lage aber nicht ihr (oder einer „Keynes’schen Revolution“ – siehe an anderer Stelle) zu, sondern dem „Krieg“ – zunächst dem „heißen“, dann dem „kalten“:

Trotz energischer Anstrengungen der (US-amerikanischen – T.L.) Bundesregierung (Anstrengungen, die außerordentliche Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung, Arbeiterfürsorge und öffentliche Arbeiten bedeuteten) herrschte Arbeitslosigkeit. (…) Der Zweite Weltkrieg rettete den amerikanischen Kapitalismus. Jedermann fand Arbeit, die Produktionskapazität verdoppelte sich und brachte den großen Konzernen Gewinne ein, von denen kein Kapitalist wenige Jahre vorher auch nur zu träumen gewagt hätte. Viele Leute, einschließlich einiger fähiger Ökonomen, sagten damals voraus, dass es bald nach dem Ende des Krieges eine weitere Krise geben würde. Diese Prognose hat sich nicht erfüllt. Aber der Grund dafür ist nicht, dass das kapitalistische System sein Wesen geändert hat, sondern dass der Kalte Krieg die Stelle des Heißen Kriegs als dominierender Faktor in der amerikanischen Wirtschaft eingenommen hat.

(Sweezy 1970, S. 25)

Gesellschaftswandel und Kommunikationswandel

Abb.: Paul M. Sweezy 1942. Aus: Final examination given in the class “Economics of Socialism“, taught by Paul Sweezy in 1940. In: MR online 21.5.2017. Im Internet unter: https://mronline.org/2017/05/21/paul-sweezys-economics-of-socialism…

Auch wer die materialistisch-marxistischen Grundpositionen oder die speziellen zum Einfluss der „Kriege“ von Sweezy nicht teilt, kann historisch nachvollziehen, dass sich aus der großen Krise (Weltwirtschaftskrise, große Depression) und ihrer Bewältigung unter spezifischen Bedingungen (New Deal, Krieg …) sowie ihren sozialen („Masse“ u.a.), politischen (US-Präsident Rooesevelt u.a.), nationalökonomischen (Keynes u.a.) etc. Begleitumständen bzw. Folgen auch Möglich- und Notwendigkeiten von Kommunikation wandelten.

Dies betraf im Prinzip einzelne Organisationen, Unternehmen etc. und das gesamte Gemeinwesen, Staat etc. gleichermaßen. Und dies musste mindestens potenziell auch Stellung und Funktion von Unternehmenskommunikation bzw. Öffentlichkeitsarbeit/PR einschließen.