Lindblom 1980 (III)

Notwendige Grundwerte und eingeschränktes Bewusstsein

Abb.: Weiterer Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis von Lindblom 1980: Jenseits von Markt und Staat. Eine Kritik der politischen und ökonomischen Systeme. Stuttgart: Klett-Cotta.

Lindblom fragt: „Können wir denn von irgendeiner Gesellschaft überhaupt erwarten, dass sie ihre eigenen Grundlagen in Frage stellt? (…) Können wir nicht das ganze Beweismaterial eines eingeschränkten Meinungsspektrums in den großen Fragen für nichtig erachten, indem wir nämlich anerkennen, dass jede Gesellschaft durch einen Kern gemeinsamer Überzeugungen gekennzeichnet ist?“ (Lindblom 1980, S. 335)

Seine erste und grundsätzliche Antwort:

Das stimmt in der Tat, und wir werden weder in kommunistischen Gesellschaften noch in den Ländern der Dritten Welt eine größere Heterogenität der Meinungen und Ansprüche finden als in den polyarchischen Systemen.

(Lindblom 1980, S. 335)

Seine zweite, auf das Ziel des Buches bezogene Antwort:

Wir wollen (…) nachweisen, dass das Bewusstsein eben auch in den polyarchischen Systemen in deutlich erkennbarem Maße eingeschränkt wird. Die Bedeutung dieser Analyse liegt in der Erkenntnis, dass die Steuerungs- und Kontrollmechanismen, die auf die Meinungsbildung einwirken, in diesen Systemen ebenso wichtig sind wie die polyarchischen Prozesse selbst.

(Lindblom 1980, S. 335)

Und auf den Punkt gebracht lautet das Hauptergebnis des Buches:

Signifikantes Merkmal des begrenzten Meinungsspektrums innerhalb der marktorientierten Polyarchien ist die Tatsache, dass es in einer besonderen Art und Weise eingeschränkt wird. Diese Verengungen stimmen nicht mit der demokratischen Theorie oder Ideologie (! – T.L.) überein, die oft zur Rechtfertigung dieser Systeme angeführt wird. In den Polyarchien sind die Kernüberzeugungen das Ergebnis eine einseitig verzerrten Wettbewerbs der Ideen.

(Lindblom 1980, S. 336)

 

Autor(en): T.L.