Skowronnek 1979 (III)

Propaganda bei Skowronnek

Abb.: Prof. Dr. Emil Dovifat, Aufnahme vom Dezember 1940 als Direktor des zeitungswissenschaftlichen Instituts an der Berliner Universität. Fotograf unbekannt. Narodowe Archiwum Cyfrowe (Polen). Quelle: Wikimedia Commons / Public Domain.

Ähnlich wie Löckenhoff (1958, siehe oben) verweist auch Skowronnek 1979 (S. 31) bezüglich der Propaganda zunächst auf den wertfreien Propagandabegriff von Dovifat (1971, S. 55), um dann aber gleich die Existenz vieler anderer weniger wertfreien Äußerungen dazu festzustellen.

Die Promovendin (S. 32) wendet sich aufgrund der realen Propagandaausübung in beiden Weltkriegen und vor allem im faschistischen Deutschland gegen Versuche, den Propagandabegriff zu ‚retten‘ oder ihm gar – wie bei Maletzke (1972, S. 163) – des ‚Guten zu viel‘ zu tun, weil jeden manipulativen Anteil heraushaltend und den „Glanz der Gewaltlosigkeit“ (Bredow 1969, S. 37) erhaltend. Der Propaganda-Begriff sei „denunziert“ und bezeichne „wie die Geheimhaltung eine Manipulation der Kommunikation“ (Skowronnek 1979, S. 33).

Somit entfällt er als Synonym für Public Relations, die ja, zumindest nach der Definition, nicht die manipulierende Überredung im Auge haben, sondern das Bemühen um Verständnis und den Aufbau von Vertrauen.

(Skowronnek 1979, S. 33)

Verhältnis von Propaganda und PR

Das Spektrum der Darstellungen eines Verhältnisses zwischen Propaganda und PR in der Fachliteratur reiche von einem bloßen und euphemistischen Ersatz der Ersteren durch die Letzteren bis zu einem „kunstvoll aufgebaute(n) Gebäude der Unterscheidung“ (Skowronnek 1979, S. 33). Die Promovendin hält die Unterscheidung, dass Propaganda – nach Hundhausen – die Massen anspreche (und Public Relations also Individuen bzw. differenziertere Gruppen unterhalb der Massen), für durchaus richtig (S. 32). Als falsch bezeichnet sie demgegenüber die Schlussfolgerung, (…)

(…) den Gegensatz Masse-Individuen aber so zu konstruieren, dass in Staaten mit demokratischer Regierungsform jeweils das Individuum angesprochen würde (…). Für Kulstein (1964, S. 125) ist politische Propaganda überhaupt erst notwendig geworden, seitdem nach der Französischen Revolution die Massen zu einer politischen Größe geworden waren, die es zu umwerben galt.

(Skowronnek 1979, S. 33)

Insofern sind also Propaganda und PR als „Kinder“ der Entwicklung hin zu Demokratie und Öffentlichkeit zu verstehen. „Versuche der Zuordnung, dass Propaganda nur totalitären Staaten eigen seien, den demokratischen aber allenfalls um Zustimmung werbende Öffentlichkeitsarbeit, der immer das Moment der Konkurrenz innewohne, bleiben schiere Ideologie“ – so die klare Position von Skowronnek (1979, S. 32). Public Relations seien z.B. nicht nur in einer Demokratie und einer liberalistischen Wirtschaft möglich, wobei hier durchaus verschiedene Differenzierungen möglich sind. So verweist Skowronnek (S. 14) u.a. auf Fitzlaff:

Zu folgern ist vielmehr primär, dass unternehmerische Public Relations in politisch-wirtschaftsverfassungsmäßig unfreiheitlichen Ordnungen, also etwa Diktaturen mit zentraler Verwaltungswirtschaft keinen Platz haben. Unternehmerische Public Relations können dagegen durchaus etwa in halbdiktatorischen Staaten mit teilweise gemeinwirtschaftlicher Ordnung betrieben werden.

(Fitzlaff 1964, S. 37f.)

Autor(en): T.L.