Skowronnek 1979 (I)

Skowronneks Hauptfokus: staatliche Öffentlichkeitsarbeit

Abb.: Titelblatt der Dissertation von Skowronnek 1979. Diese Promotionsschrift kann z.B. in der Universitätsbibliothek Leipzig gelesen werden.

Skowronnek1 (1979) zielt primär auf amtliche bzw. staatliche Öffentlichkeitsarbeit. Diese befinde sich im „Widerstreit zwischen notwendiger Information und misstrauischer Beobachtung“ (S. 26), ihr hafte – in den Worten von Schoenfeld (1963, S. 282) – „a kind of schizophrenia“ an. Sie verbreite „Wahrheit in verschönter Form oder überredende Information“ (Skowronnek, S. 26). Ihr Ergebnis seien – so Wise (1973, S. 501), ein weiterer amerikanischer Autor – „synthetic truths“, um „predetermined policies“ umzusetzen. Staatlicher Öffentlichkeitsarbeit gehe es um Loyalitätssicherung und „massenkonditionierende(n) Akklamationsbeschaffung“. „Zu den Symptomen dieser Entwicklung gehört das Rekurrieren auf die Komplexität des Systems, das den Bürgern eine gestaltende Rolle bei der politischen Ausformung gesellschaftlichen und staatlichen Lebens versage bzw. sie in die Einfriedung formalisierter demokratischer Beteiligungsakte verweist.“ (Skowronnek, S. 1)

Dies ruft auch Gegenwehr hervor:

Argwohn gegenüber der Zusammenballung von Macht führte auch in der Bundesrepublik dazu, dass der Plan einer ‚Bundeszentrale für Öffentlichkeitsarbeit‘ ebenso so schnell 1968 wieder verschwand wie er von der Bundesregierung lanciert worden war. Unter der Federführung des Presse- und Informationsamtes sollten die auf die einzelnen Ministerien verstreuten Zuständigkeiten zusammengefasst werden.

(Skowronnek 1979, S. 26; dort unter inhaltlichem Verweis auf Koszyk/Pruys: Wörterbuch zur Publizistik 1969, S. 65)

Ausgehend von dieser Gemengelage verwundert es nicht, wenn das dritte Kapitel des Teiles I ihrer Dissertation lautet: „Politische Öffentlichkeitsarbeit in der Antinomie von Information und Manipulation“ (S. 130ff.). Im Teil II analysiert Skowronnek „Ausgewählte Beispiele von Öffentlichkeitsarbeit“ (S. 152ff.) und zwar vier Kampagnen aus den Entstehungsjahren 1960 bis 1975, so u.a. die Anzeigenkampagne des Bundespresseamtes zum Bundestagswahlkampf 1976 (S. 182ff.). Letztere Kampagne hat zum einschlägigen Urteil des Bundeverfassungsgerichtes von 1977 über staatliche Öffentlichkeitsarbeit geführt (S. 182). Teil III (S. 197ff.) entwirft eine „Politische Öffentlichkeitsarbeit als virtueller Beitrag zur Partizipation“.

Grundaussagen zur wirtschaftlichen bzw. allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit

Abb.: Telefunken-Tonbandgerät von 1973. Foto: Hannes Grobe HGrobe. Quelle: Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/deed.de

Skowronnek beschäftigt sich in ihrem allgemein-grundlegenden Teil auch mit unternehmerischer PR. In der Dissertation kommt insgesamt eine kapitalismus- und PR-kritische Haltung zum Ausdruck. Ihre Argumentationslinien, erstens die praktizierte PR in den realen Demokratien des Westens zu kritisieren, zweitens aber eine (ideale) PR per definitionem zu „verteidigen“ und für den staatlichen Bereich zu entwerfen sowie von manipulativer Propaganda abzugrenzen und drittens aber PR und Propaganda für in einer Demokratie existent zu halten, werden von ihr nicht immer widerspruchsfrei dargeboten.

Die Promovendin zitiert viele andere Autoren, darunter auch welche mit PR stützenden Positionen. Neben Hundhausen, Oeckl u.a. zum Beispiel:

Ein Werk, das (…) berichtet, was es erzeugt, wie weit seine Produkte der Allgemeinheit nützen, was bei seinem Produzieren verdient wird und was schließlich von diesem Verdienst an die Allgemeinheit zu deren Wohlfahrt abgeführt wird, endlich welchen allgemeinen sozialen Nutzen es für die Gemeinde, für die Bevölkerung, für das Land hat, leistet sinnvolle ‚public relations‘.

(Haacke 1958b, S. 307. Zit. nach Skowronnek 1979, S. 15)

Zu Beginn verfasst sie eine kleine Geschichte der PR in den USA (S. 5ff.) und in der BRD (S. 9ff.), PR sieht sie als „Instrument des Kapitalismus“ (S. 5) an. Bezüglich der Nachkriegs-BRD führt sie sowohl die „Importthese“ aus den USA an als auch die Auffassung von einer längeren deutschen Tradition, hier unter Bezug auf Wilmont Haacke (aus einem Zeitschriftenbeitrag 1958a, S. 42) sowie Kurt Koszyk und Karl Hugo Pruys (Wörterbuch zur Publizistik 1969).

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 Edelgard Skowronnek (1979, Lebenslauf) studierte Germanistik und wurde dann Journalistin sowie 1968 PR-Agenturmitarbeiterin, eher sie sie ab 1972 nochmals studierte (Politik, Soziologie, Rechtsgeschichte).

Sie ist vielseitig publizistisch aktiv, u.a. als Autorin verschiedenster Bücher.

Buch von Skowronnek

Abb.: Cover eines Buches von Edelgard Skowronnek. Es handelt von Kindern, denen der Krieg ein trügerisches zweites Leben schenkte und die doch bis heute „Kinder des Krieges“ geblieben sind. In den Jahren 1937/38 wurden beinahe 5000 Kinder republikanischer Arbeiterfamilien aus dem bürgerkriegsgeteilten Spanien in die Sowjetunion gebracht. Im Internet unter: https://www.amazon.de/Kinder-Krieges-Spanische-Bürgerkriegskinder… 1 von…