Die 2000er-Jahre – Zeit von marktlicher Euphorie und professionell-privatem Glück III

GPRA-Präsident von 2005 bis 2009

Vater-Sohn-Kontinuität und gesellschaftliches Engagement

Abb.: Dietrichs Vater Reiner (links) und Mutter Christa konnten am 5.10.1996 Goldene (Foto) und kurz vor Reiners Tod Diamantene Hochzeit feiern. Foto: privat. Quelle: Christa Schulze van Loon (CSvL) Privatarchiv. Eine Veröffentlichungsgenehmigung wurde nur für das PR-Museum erteilt, Weiternutzungen sind ohne Zustimmung der Familie Schulze van Loon nicht erlaubt.

Ende 2006, am 14. November, starb Schulze van Loons Vater Reiner im Alter von 84 Jahren.1

Zu dieser Zeit war Sohn Dietrich GPRA-Präsident, wie einst auch der Senior und IP-Gründer Reiner. Dieses Amt hatte Dietrich Schulze van Loon 2005 angetreten.2

Dietrich Schulze van Loon hat sich – auch unabhängig von Ämtern – immer schon – wie übrigens auch sein Vater – für die Lösung allgemeiner Branchenprobleme, die gelegentlich auch ethisch sensibel sind, eingesetzt.3 Insbesondere tritt er für eine Verbesserung der Ausbildung ein. Im Jahr 2000 zum Beispiel verfolgte er den Plan „für eine hochqualifizierte PR-Ausbildung“ in der Hansestadt.4 Nicht nur daran ist zu sehen, dass ihm besonders die Belange des Standortes Hamburg (einschließlich Umland) am Herzen liegen. Als begeisterter Reiter unterstützt er insbesondere auch den heimischen Reitsport.5

Zweiter und erfolgreicher Anlauf

Mit dem 1.1.2003 trat die Agentur Molthan van Loon als Vollmitglied in die GPRA ein.6 Und 2003 war Schulze van Loon wieder als möglicher Präsident des führenden Agentur-Verbandes im Gespräch.7 2004 engagierte er sich im neu gegründeten GPRA-Arbeitskreis „Communications Value System“. Mit diesem Gremium wollte die GPRA Trends setzen.8 (W&V Nr. 22 vom 28.05.2004).

Abb.: Dietrich Schulze van Loon (2016). Foto: Orca.

2005 wurde er tatsächlich GPRA-Präsident und 2007 im Amt bestätigt.9 Auch hier bewies sich Dietrich Schulze van Loon als ‚Pragmatiker mit Prinzipien‘.10 2008 strebte die GPRA eine Neupositionierung an.11 Dietrich Schulze van Loon hatte das Amt bis 2009 inne, im März übernahm Nachfolger Alexander Güttler.12 Schulze van Loon blieb als Ehrenpräsident der GPRA verbunden.13

Mitglied im Deutschen Rat für Public Relations (DRPR)

Dietrich Schulze van Loon hat sich für das Berufsfeld und dessen Verbände auch anderweitig engagiert: Unter anderem war er – wie sein Vater zur Anfangszeit des DRPR in seiner Funktion als GPRA-Präsident (vgl. Hacker 2009) – immerhin 12 Jahre lang Mitglied im Deutschen Rat für Public Relations, eine recht lange Amtszeit. Zunächst acht Jahre von 1995 bis 2003, dann wieder von 2005 bis 2009, in seiner Funktion als Präsident der GPRA.

Mitglieder des PR-Selbstkontrollorgans der Branche haben immer durch die Diskussion vieler Fälle die Schwachstellen, Regelverletzungen und die ethischen Defizite der Branche hautnah mitbekommen. Solche Erfahrungen machen auch sensibel und selbstkritisch.

Autor(en): T.L.G.BE.

Anmerkungen

1 Vgl. Welt 20.11.2006, Nr. 271, S. 32.

2 Als künftiger GPRA-Präsident war Dietrich Schulze van Loon bereits 1996 gehandelt worden. Er konnte es damals dann aber nicht werden, weil er durch seinen Wechsel von Euro RSCG zu Kohtes & Klewes eine Zeit lang keiner Agentur angehörte hatte (siehe dort). Vgl. auch Horizont 22.5.1997, S. 30.

3 Als Beispiel sein Einsatz gegen erfolgsabhängige Honorierung: „Warum also sollen nicht auch PR-Agenturen Honorarmodelle mit erfolgsabhängigen Komponenten anbieten dürfen? Antwort: Weil Public Relations nicht irgendeine Branche ist. Weil wir nicht vergessen dürfen, dass PR-Agenturen in einem politisch hoch sensiblen Feld tätig sind! Denn ein wesentlicher Teil unserer Arbeit ist die Medienarbeit. (…) Erfolgsabhängige Honorare für Medienarbeit darf es deshalb niemals geben. Denn: Wenn eine PR-Agentur ihre Bezahlung davon abhängig machte, ob ihre Arbeit eine bestimmte Resonanz in den Medien fände – dann würde sie den Eindruck erwecken, als könnte sie Medienresonanz steuern. (…) Ich wiederhole: Erfolgsabhängige Honorare für Medienarbeit darf es niemals geben. Das haben wir jüngst auch in unserem Code of Conduct für alle Mitarbeiter der Agenturgruppe Kohtes Klewes festgelegt. Um jedes Missverständnis auszuschließen, gehen wir sogar noch weiter: Wir werden bei Kohtes Klewes auch für andere Arten von PR-Arbeit keine erfolgsabhängigen Honorare vereinbaren. Nein, wir bleiben bei unserer Überzeugung, dass PR-Arbeit eine Beratertätigkeit ist, ähnlich der Arbeit der Unternehmensberater. Das heißt: Wir schließen Dienstverträge ab, keine Werkverträge.“ (Die Welt, 21.5.2001, S. 43)

4 Schon 1993 hatte eine Initiative der Universität Hamburg zusammen mit dem damals von Günther Schulze-Fürstenow geleiteten DIPR e.V. (Deutsches Institut für Public Relations) ein hochwertiges, gleichermaßen akademisch und praktisch fundiertes Ausbildungsmodell für den PR-Beruf in Hamburg entwickelt, das auch einige Jahre Bestand hatte. Vgl. Altmeppen/Schulz 1995.

Dietrich Schulze van Loon in Welt, 8.5.2000, S. 43: „Um was geht es also? Analog zur New-Media-Initiative unseres Wirtschaftssenators Mirow ist es höchste Zeit, nicht nur die fehlenden Möglichkeiten einer ausgewogenen akademischen Ausbildung in Verbindung von Theorie und Praxis zu beklagen, sondern in Form einer konzertierten Aktion alle Interessengruppen mit Blick auf ein gemeinsames Ziel zu versammeln. Der geneigte Leser mag denken: Welch ein Narr, der solches vorhat. Doch meine feste Überzeugung ist: Wir werden eine hochqualifizierte PR-Ausbildung in unserer Stadt etablieren können.

Die Gründung des PR-Club Hamburg unter der Schirmherrschaft von Senator Mirow setzt hier ein deutliches Signal. Der Vorstand, der aus ausgewiesenen Experten mit entsprechenden Kapazitäten verfügt, sollte in der Lage sein, über die von allen anderen branchenaffinen Gruppierungen angebotenen Vortragsveranstaltungen hinaus, zeitnah ein Konzept der universitären und ‚Post Graduate‘-Ausbildung zu entwickeln.“

5 Als Beispiel seine Unterstützung für die Hamburger Trabrenngesellschaft (HTRG): „Was aber tut man zuerst, um einen Kommunikationsfeldzug zu starten? Eine Werbeagentur anheuern? Eine PR-Kampagne ausschreiben? Die HTRG hat es anders gemacht. Sie hat einen Kommunikationsprofi in ihren Vorstand gewählt – Dieter Schulze van Loon , Chef der PR-Agentur Kohtes Klewes.“ (Die Welt, 2.4.2001, S. 43)

6 Vgl. W&V 6.12.2002, S. 18.

7 2003 wurde Dietrich Schulze van Loon neben Elisabeth Kohl und Andreas Severin erneut als Nachfolger des GPRA-Präsidenten Rupert Ahrens gehandelt: „Severin lehnte als erster ab, Schulze van Loon folgte kurz darauf. Elisabeth Kohl schwieg.“ (Kontakter 28.04.2003, S. 14). Schulze van Loon lehnte ab, obwohl er – wie zumindest vom Horizont (12.5.2005, S. 14) unterstellt wurde – bereits vor der Wahl von Kohl vor zwei Jahren Interesse angemeldet hätte.

8 Vgl. W&V 28.5.2004.

9 Vgl. Horizont 12.5.2005, S. 14; Welt 26.3.2007, Nr. 72, S. 33; W&V 29.3.2007, S. 34.

10 „‘Es kann nicht angehen, dass jeder neue Präsident einen Kurswechsel vornimmt‘, so Schulze van Loon. Dennoch will er auch eigene Duftmarken setzen. So hat er sich vorgenommen, die Diskussion über Qualität, Leistungen und Werte voranzutreiben und hier mit der GPRA Standards zu setzen – nicht zuletzt als Signal gegenüber den Kunden. ‚Wir müssen unseren Anspruch, der Verband führender PR-Agenturen zu sein, noch stärker verdeutlichen – und zwar nicht nur mit Worten, sondern mit Taten.‘ In diesem Zusammenhang kann er sich vorstellen, das Thema freiwillige Qualitätskontrolle wieder aufzugreifen.“ (Horizont 12.5.2005, S. 14)

11 „Das Problem ist: Das Etikett ‚PR-Agentur‘ steht lediglich für die Pflege von Pressekontakten: für reine Umsetzungsarbeit also; für eine billige Dienstleistung. Es hindert Agenturen daran, gute Preise durchzusetzen.“ „Es gibt sowohl Mitglieder (wie Ex-Verbandsvize Andreas Severin), die am Kürzel ‚PR‘ festhalten wollen, als auch solche (wie Präsidiumsmitglied Hans Ulrich Helzer), die einen radikalen Schnitt bevorzugen. Verbandspräsident Dieter Schulze van Loon sprach sich für einen ‚Weg der kleinen Schritte‘ aus.“ (W&V „Gretchenfrage: PR oder nicht PR?“ Nr. 18 vom 2.5.2008)

12 Vgl. W&V 2009/34, S. 26.

13 Vgl. Wirtschaftswoche online 17.03.2014.