Krupp

Das Unternehmen und seine Kommunikation

Abb.: Krupp-Werke in Essen 1864. Aus: Wikimedia Commons (gemeinfrei).

Dem Unternehmen Krupp mit seiner langen Firmengeschichte seit dem 19. Jahrhundert kommt unzweifelhaft „eine Führungsrolle bei der Entwicklung der ÖA (sic!) in Deutschland zu“. Insbesondere Alfred Krupp gilt als einer der Ersten, die „Wesen und Bedeutung der ÖA im internationalen Kontext erfasste(n) und praktizierte(n)“. (Kunczik 1997, S. 189 und 192)

Die folgende Darstellung konzentriert sich auf die Zeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, die insbesondere von Wolbring (2000) aufgearbeitet wurde.1 Auf die Entwicklung nach den zwei Weltkriegen geht das letzte Kapitel eher kurz ein.

1811 als Kruppsche Gussstahlfabrik von Friedrich Krupp gegründet, beschränkte sich die Produktion der Firma anfangs auf Stahlkleinerzeugnisse wie Bohrer, Feilen und Münzstempel. Nach der Übernahme des Unternehmens durch dessen Sohn, Alfred Krupp, 1826 begann der steile wirtschaftliche Aufstieg. Der sogenannte Kruppsche Stahlreifen und spätere Kanonengeschäfte mit fast allen europäischen Großmächten sicherten den Erfolg, der sich schon im Todesjahr Alfred Krupps 1887 in 20.000 Beschäftigten ausdrückte.2 Eine innovative Öffentlichkeitsarbeit des Inhabers war wesentlich für den Erfolg mitverantwortlich.3

Alfred Krupp verwendete verschiedene PR- und Werbemittel, von denen einige, wie die Circulare, Visitenkarten, Werbegeschenke und die Werksfotografie, über die Jahrzehnte hinweg weiterentwickelt wurden. Auch die öffentlichen Versuchsschießen bei Meppen, für die seine Firma berühmt wurde, lässt Alfred Krupps innovatives und strategisch ausgerichtetes Gespür für Öffentlichkeitsarbeit erkennen. Der internationale Durchbruch seiner Firma gelang auf den damals neu eingeführten Weltausstellungen. Für aufwändige Präsentationen seiner Produkte bekam seine Firma viel Aufmerksamkeit, zahlreiche Auszeichnungen und damit Weltruhm. Ein Pionier war Alfred Krupp auch im Hinblick auf seine interne Öffentlichkeitsarbeit: Sein „Generalregulativ“, in dem die Pflichten und Rechte seiner Arbeiter geregelt wurden, bildete unter anderem die Grundlage für Bismarcks Sozialpolitik – soziale Maßnahmen für die Beschäftigten sind richtungweisend und können als Frühformen von Human Relations gelten.4

Literat und Pressebüro begleiten erfolgreiche Firmenentwicklung

Alfred Krupps Nachfolger, Friedrich Alfred Krupp, baute das Imperium weiter aus. Eine aktive Pressebeobachtung und Pressearbeit durch zunächst einen „Literaten“, spätestens ab 18935 – nach neueren Angaben (siehe weiter hinten) wohl schon ab 1890 – ein Pressebüro sowie der Einsatz von Methoden zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung, die aus heutiger Sicht eher fragwürdig sind, verhalfen dem Unternehmen zu einem ein positiven Presseecho.

Das deutsche Großmachtstreben und Kruppsches Lobbying brachten dem Unternehmen massive Gewinne mit der Herstellung von Kriegsmaterial, das in den Schlachten des Ersten und Zweiten Weltkriegs zum Einsatz kam. Entsprechend desaströs ist das internationale Image der Firma Krupp nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Es gelingt dem Unternehmen aber durch innovative und strategisch langfristig angelegte Public Relations und z. B. durch eine Imagekampagne, sich vom Image des Kriegsproduzenten wenigstens teilweise zu befreien und so einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung positiv zu begleiten.

1992 verschmolz die Fried. Krupp AG mit der Hoesch AG zur Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp, diese wiederum fusionierte 1999 mit der Thyssen AG zur Thyssen-Krupp AG mit den Hauptsitzen Duisburg und Essen. Das Kerngeschäft liegt auch heute noch im Segment Stahl. Hinzu kommen Industrieanlagen und Industriegüter. Im Geschäftsjahr 2003/04 wurden ein Umsatz von 39,3 Milliarden Euro und ein Gewinn vor Steuern von 1,58 Milliarden Euro erwirtschaftet. Teile dieses Gewinns werden auch heute noch durch Waffenproduktionen eingefahren. 2009/10 fand ein erneuter Konzern-Umbau statt, u. a. wurde der Verwaltungssitz von Düsseldorf nach Essen verlegt. Thyssen-Krupp versteht sich als „diversifizierter Industriekonzern“. Auf der Unternehmens-Homepage heißt es: „Rund 180.000 Mitarbeiter in über 80 Ländern arbeiten mit Ideen und Innovationen an Produktlösungen für nachhaltigen Fortschritt. Sie erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2009/2010 einen Umsatz von mehr als 42 Milliarden Euro.“6

Autor(en): I.S.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. dazu auch die Rezension von Biggeleben 2002. Zur allgemeinen Geschichte privatwirtschaftlicher PR und der Einordnung von Krupp siehe auch in: Bentele, Günter; Liebert, Tobias: PR-Geschichte in Deutschland. Allgemeine Entwicklung, Entwicklung der Wirtschafts-PR und Berührungspunkte zum Journalismus. In: Arnold, Klaus; Neuberger, Christoph (Hrsg.): Alte Medien – neue Medien. Festschrift für Jan Tonnemacher. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2005. S. 230ff.

2 Zur Firmengeschichte allgemein vor allem: http://www.essener.org/krupp.htm und Wolbring 2000, S. 19ff.

3 Siehe vor allem: Kunczik 1997, S. 188-198.

4 Siehe weiter hinten ausführlicher.

5 Vgl. u. a. Kunczik 1997, S. 195; Szyszka 1997, S. 322.

6 Auf der offiziellen Firmenwebsite von Thyssen-Krupp wird eine Rubrik zur Geschichte beider Konzerne vorgehalten: http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte.html (Abruf am 7.11.2011)