PR- und Werbemittel

PR- und Werbemittel der Firma Krupp

Mitte des 19. Jahrhunderts wuchsen Bedeutung und Ausmaß der Reklame enorm. Auch Alfred Krupp sah die Möglichkeiten, die in dieser expandierenden Form öffentlicher Kommunikation liegen, und machte sie sich für seine Firma zunutze. Ziel war es für ihn, sowohl seine Produkte auf dem Markt als Markenartikel zu etablieren und abzusetzen, als auch einen Wiedererkennungswert für das Unternehmen durch ein Firmenlogo zu erlangen.

Von Mailings bis Fotografie

Das älteste Kommunikationsinstrument der Gussstahlfabrik war das „Circular“. Diese Form der Direktwerbung, heute als „Mailing“ bezeichnet, war zwar – nach Auffassung von Wolbring – keine Kruppsche Erfindung oder Besonderheit, …

(…) sie war aber eine der Kundenstruktur der Stahlfirma entgegenkommende Form der Verkaufsunterstützung. Diese Praxis wurde deshalb auch beibehalten und im Laufe der Jahre und Jahrzehnte weiterentwickelt und ausdifferenziert. Die Zirkulare dienten der ausführlichen Vorstellung von Neuerungen und Weiterentwicklungen, der Erläuterung von Versuchen und Materialprüfungen und auch der direkten Auseinandersetzung mit Konkurrenten.

(Wolbring 2000, S. 127)

Ein weiteres Instrument der Firma Krupp waren gedruckte und mit Abbildungen versehene Geschäftskarten. Diese Karten besaßen Karteikartenformat und stellten die Firma mit ihren wichtigsten Produkten, umgeben von preußischen Symbolen, dar. Krupp und seine Vertreter hinterließen diese Geschäftskarten, Vorläufer moderner Visitenkarten, bei Kundenbesuchen und den Weltausstellungen, um besser in Erinnerung behalten zu werden. Auch exquisite Werbegeschenke wie Alben, die vor allem Abbildungen von Kanonen enthielten, wurden an europäische Fürsten versandt, um bei ihnen im Gedächtnis zu bleiben.

Als die Kruppschen Industriebetriebe zu groß wurden und nicht mehr auf Geschäftskarten passten, begann Krupp, die noch junge Fotografie für seine Werkansichten einzusetzen und inszenierte gezielt Bilder über den Fabrikalltag. Auch Fotografien von Produkten, vor allem aber von Kanonen, wurden zu Werbezwecken eingesetzt. Krupp war beim Einsatz der Fotografie für betriebliche Zwecke Pionier.1

Eine äußerst öffentlichkeitswirksame Kommunikationsmaßnahme war auch das professionell inszenierte öffentliche Versuchsschießen, erstmals 1878 in Meppen aufgeführt. Vor geladenen Gästen aus den verschiedensten Nationen wurden sämtliche Geschütze der Firma Krupp präsentiert und abgefeuert: auch ein Vorläufer heutiger Event-Kommunikation.2

Verhältnis zur Öffentlichkeit aber nicht ohne Widersprüche

Alfred Krupp setzte jedoch nicht nur die Darstellung seines Unternehmens und der Produkte zu Werbezwecken ein. Auch die interne Öffentlichkeitsarbeit wurde von Alfred Krupp als Mittel der Werbung und PR eingesetzt. Durch Fotografien des Betriebsalltags und gekonnt arrangierte Fotos von diversen Sozialeinrichtungen zeigte er sich als ein gesundes, produktives und vertrauenswürdiges Großunternehmen.

Abb.: Alfred Krupps Grabmal auf dem Friedhof Bredenes in Essen (Zustand 2009). Aus: Wikimedia Commons (Foto: wiki05, gemeinfrei).

Alles in allem war das Verhältnis von Alfred Krupp, der bis 1887 lebte, zur Öffentlichkeitsarbeit aber noch widersprüchlich: Die Öffentlichkeit war noch nicht der eigentliche Adressat seiner Unternehmenskommunikation. „Er nutzte sie lediglich als Medium, um seine eigentlichen Kommunikationspartner, die Vertreter der Eisenbahngesellschaften, Militärs, Minister und den König selbst, seine Kunden also, auf sich und seine Fabrik aufmerksam zu machen. Ein Image wollte Krupp bei dieser spezifischen Zielgruppe gewinnen, demgegenüber schätzte er das Urteil des ‚Publikums‘, der allgemeinen Öffentlichkeit gering ein.“ Leitende Angestellte seiner Firma gingen hier schon teilweise über Alfred Krupp hinaus, insbesondere der Berliner Vertreter Carl Meyer bemühte sich um eine Integration der Firma in „die entstehenden Interessenverbände und (…) auch um eine Öffnung (…) gegenüber der politischen Tagespresse (…)“. Alfreds Sohn und Nachfolger Friedrich Alfred Krupp – er leitete das Unternehmen von 1887 bis zu seinem Tod 1902 – nahm schließlich einige dieser Ansätze auf. (Wolbring 2000, S. 335)

Autor(en): I.S.T.L.

Anmerkungen

1 Wolbring 2000, S. 127-133.

2 Kunczik 1997, S. 195.