PR von Rennveranstaltern

Beispiel Nürburg-Ring

Neben Teilstücken der Autobahnen dienten vor allem spezielle Rennstrecken, wie der Nürburgring in der Eifel, als Austragungsorte der Wettbewerbe.

Abb.: Bernd Rosemeyer im Jahr 1937 (13.6.) auf Auto Union Typ C auf dem Nürburgring. Quelle: Bundesarchiv Bild 146-1989-015-35A / Wikimedia Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license (CC-BY-SA 3.0) https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode

Auch die Betreiber dieser Motorsportareale, wie die Nürburgring GmbH, traten als Public-Relations-Akteure auf. Sie waren eine „Gelenkstelle zwischen Konzernen und Medien“. Beispielsweise fanden 1937 dort das Eifelrennen und der „Große Preis von Deutschland“ statt. Pressereferent Hans Bretz verschickte dazu mehrfach „Texte und Bilder“ an die Medien. (Day 2004, S. 287ff.)

Das Pressematerial ging an 250 Zeitungen, die Bildmatern kamen von Mercedes-Benz. Die Nürburgring-Pressestelle lieferte den Journalisten „Listen von gemeldeten Fahrern und Teams, aktuelle Trainingswerte und historische Rekurse auf die Ahnenreihe von Nürburgring-Siegern seit 1927“, einschließlich der Todesopfer, außerdem „Porträts der Rennfahrer“ und Hinweise auf politisch relevante oder prominente Besucher („Jungfaschisten“ aus Italien etc.).

Viele Zeitungen übernahmen das Material in vollem Umfang, titelten mit den netten Kerls (Oberbergischer Bote, 24./25. Juli 1937) und toten Helden (Stuttgarter NS-Kurier, 21. Juli 1937) oder speisten ihre Berichte über die ‚Rekordjagd auf dem Nürburgring‘ (Kölnische Zeitung, Stadtanzeiger, 24. Juli 1937) aus dem Material der Nürburgring-GmbH.

(Day 2004, S. 288f., anhand damaliger Presse-Infos und Zeitungsausschnittsammlungen von Daimler)

Mediale Vermittlung führte auch zum Verschleiß des Publikumsinteresses

Der volle Rennkalender – in der Eifel und an anderen in- sowie ausländischen Veranstaltungsorten –, die „Übersättigung mit Attraktionen und der inflationierte Übertreibungsstil der NS-Medien“ führten auch zu „Verschleißerscheinungen“ im Publikumsinteresse (Day 2004, S. 287f.). Hinzu kam, dass durch eine Verfeinerung und Vervollkommnung der Berichterstattung über Rundfunk und Film – einschließlich mobiler Übertragungswagen, Konferenzschaltung und Luftaufnahmen – eine mediale Vermittlung der Rennen attraktiver erscheinen konnte als ein Live-Besuch.

Dies alles machte die Öffentlichkeitsarbeit schwieriger und führte auch zu einem kommunikativen Wettbewerb der verschiedenen Ereignisse und Veranstalter. Referent Bretz versuchte über seine Pressemitteilungen das träger gewordene Publikum durch „ideologischen Druck“ zu aktivieren: „In seinem Appell an das nationale Gewissen wurde der Besuch am Nürburgring zum Glaubensbekenntnis und Dankesgottesdienst für den Auto-Messias Hitler“. (Day 2004, S. 288, unter Auswertung damaliger Presse-Infos)

Autor(en): T.L.