PR-Instrumente und ihr rennsportbezogener Einsatz bei Auto Union

Zentrale Pressearbeit und grundsätzliche PR-Betreuung der Fahrer

In punkto Pressearbeit holte die jüngere Auto Union gegenüber der älteren Stuttgarter Konkurrenz im Laufe der Zeit auf. Dazu gehörte auch die PR-seitige Betreuung der Piloten, denn Fahrer und Rennwagen, Mensch und Maschine erschienen öffentlich als Symbiose.1

Abb.: Die Auto-Union hatte auf der Autobahnstrecke bei Frankfurt/Main Versuchsfahrten mit ihrem stromlinienverkleideten Avus-Rennwagen, mit dem Eifel-Sieger Bernd Rosemeyer (links) am Steuer, durchgeführt, bei denen eine Geschwindigkeit von 389,881 Km/h erreicht wurde. Das Foto zeigt ihn, nachdem ihm seine Gattin, Elli Beinhorn, und der Konstrukteur der Auto-Union-Rennwagen, Dr. Porsche, zu seinem Siege beglückwünscht hatten. [Herausgabedatum] 16.6.1937. Quelle: ADN-Zentralbild, jetzt Bundesarchiv Bild 183-2007-1205-500 / Wikimedia Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license (CC-BY-SA 3.0) https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode

Der werkseigene Pressedienst „hat maßgeblich an den Images der Rennfahrer mitgeschrieben“. Außerdem untersagte die Auto Union ihren Fahrern vertraglich, „,sich in ‚private[n] Korrespondenzen mit der Presse oder Pressevertretern. Auslassungen, Interviews etc. über alle Fragen, die die Auto Union und den Auto Union-Rennwagen betreffen‘ auszulassen: ‚Es sei denn, dass die Auto Union dies für zweckdienlich hält.‘“

Die Rennfahrer hatten „den PR-Abteilungen biographische Daten zu liefern, die anschließend in den Pressemitteilungen mit dem Markensignet versehen und verbreitet wurden. Das entsprach auch einer Arbeitsteilung, wenn die PR-Profis den Fahrern die Schreibarbeit abnahmen. Sobald aber die Sportler selbst in die Literaturproduktion einstiegen, drängten die Konzerne dezent auf Einblick, um sich der wohlmeinenden Haltung ihrer Rennfahrer zu vergewissern.“ (Day 2004, S. 218, anhand interner Materialen der Auto Union)

Die Rennfahrer hatten repräsentative Aufgaben bei der Pflege von Kontakten zu Partei und Staat wahrzunehmen, wurden zu Publikums- und Verbandsveranstaltungen abgeordnet, hielten Vorträge etc.2

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf und nach Rennveranstaltungen

Besonders gute Gelegenheiten für eine Intensivierung der Medienbeziehungen lieferten Rennveranstaltungen, insbesondere mehrtägige. Und vor allem solche, die als reine Medienereignisse konzipiert waren, wie die Frankfurter Rekordwoche vom Oktober 1937. Fünf Tage hintereinander ergab sich ein ständiger persönlicher Kontakt „mit den wesentlichen Fachjournalisten“. „(I)n den langen Pausen zwischen den Rekordfahrten“ wurden „aktuelle Themen“ besprochen (Kirchberg 1984, S. 110f., anhand eines internen Dokuments der Auto Union). So konnte von Seiten des jeweiligen Autokonzerns die Deutung der Rennsaison an sich beeinflusst bzw. durch Lancierung von Exklusivinterviews für prominente Sportjournalisten (zeitweise) bestimmt werden.

Der Konkurrenz behagte dies ganz und gar nicht – zur Korrektur solcher Erfolge im Kampf um Deutungshoheit über das Renngeschehen wurden auch ökonomischer – z. B. unter Verweis auf Anzeigenaufträge – und politischer Druck – insbesondere durch Einschalten von NS-Organisationen – auf die Medien ausgeübt. Über tatsächliche oder angebliche Benachteiligungen durch bestimmte Journalisten bzw. Fachmedien beschwerte man sich. Bei durch mehrere Konzerne und staatliche Stellen kofinanzierten Filmen über die Rennsaison rang jedes Unternehmen um maximale Präsenz und damit um jede Szene. (Day 2004, S. 109ff., unter Zitation bzw. Bezugnahme auf interne Dokumente der Auto Union)

Die Autokonzerne wurden auch zu eigenen Medienhäusern, allerdings nur punktuell: Sie produzierten über ihre Rennsporterfolge gelegentlich eigene Bücher und Filme, die „in flächendeckenden Wanderkino-Kampagnen mit Hilfe der örtlichen Händler“ abgespielt wurden. (Day 2004, S. 104. Vgl. auch S. 274ff.)

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 „Starimages und Markenembleme waren verkapselt, weil die Konzerne in Annoncen und auf Plakaten jeden Titelgewinn oder Rekord mit den Namen der Rennsportler bewarben. In den Werbemedien war das Verhältnis zwischen Mensch, Maschine, Mannschaft und Unternehmen zu einem geschlossenen Werbeblock geronnen, der durch die semantische Organisation den Star und seine Maschine mit dem Markensymbol des Unternehmens vereinte.“ (Day 2004, S. 219)

2 Vgl. Day 2004, S. 219.