Verteidigungsministerium und Bundespresseamt

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch Verteidigungsministerium und Bundespresseamt

Vom Amt Blank zum Ministerium

Abb.: Verteidigungsminister Theodor Blank (in Zivil) vor dem ersten Düsenjäger der Bundeswehr am 26. September 1956. Foto: Zentralbild. Quelle: Bundesarchiv Bild 183-41611-0001, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/

Die defensive und reaktive Ausrichtung der Pressearbeit änderte sich nicht, selbst als Blank am 7. Juni 1955 zum ersten Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland ernannt wurde und das Pressereferat als Stabsstelle im Bundesministerium für Verteidigung (BMV) organisiert war.1 Von deutschen Journalisten wurde die Pressearbeit vor allem als „einigeln“ empfunden (Hofmann 1999, S. 120). Blank war weiterhin von der Bedeutungslosigkeit der öffentlichen Meinung überzeugt.

In diese Zeit – nun unter Sprecher Peter Roewer – fällt ein Entwurf einer Dienstanweisung vom 18. Oktober 1955 für den Offizier für Presse/Information/Betreuung, den späteren Presseoffizier, welcher Weisungen vorgesetzter Dienstbehörden und Meldungen aus der Truppe bearbeiten sollte.2

Nicht unwichtig für die allgemeine Haltung zu (Zivil-) Gesellschaft und organisationsinterner Öffentlichkeit ist das Konzept der „inneren Führung“, das bereits am 5. März 1953 offiziell für das „innere Gefüge“ der Truppe zunächst durch die Dienststelle Blank übernommen wurde.3 Im BMV existierte mit Stand 1. Oktober 1955 eine „Gruppe Innere Führung“ unter Leitung von Major i. G. a. D. Graf von Baudissin, zu der auch ein Referat „Truppeninformation“ unter Hauptmann a. D. Dr. Will gehörte.4

Organigramm des neuen Bundesministeriums für Verteidigung (BMV) 1955

Abb.: Organigramm mit Stand vom November 1955. Aus Molt 2007, S. 667.

Ab 1954 offensive „Wehraufklärung“ durch Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Bei der Beurteilung der Kommunikationsarbeit für Verteidigungsfragen ist die Arbeitsteilung zwischen dem Amt Blank bzw. Verteidigungsministerium und anderen Kommunikatoren zu berücksichtigen. Die eigentliche „Wehraufklärung“ – oder wie es in Militärkreisen und Presseartikeln auch hieß: „Wehrpropaganda“5 – wurde dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung zugeordnet. Dort existierte ab Spätherbst 1954 ein Referat „Öffentlichkeitsarbeit in Verteidigungsfragen“. Dieses sollte durchaus „in die Vollen“ gehen.6

Adenauer erklärte in einem Brief vom 12. April 1954 an Staatssekretär Globke, dass nur das Bundespresseamt als Träger der umfassenden Maßnahmen der Wehraufklärung in Frage käme. Am 12. November 1954 kam es zwischen dem Bundeskanzleramt und dem Amt Blank, vertreten durch Ministerialdirigent Forschbach und Graf Kielmansegg, zu einer Vereinbarung über die Organisation der ‚Wehraufklärung‘. Die Kernsätze lauteten wie folgt:

Der Beginn einer umfassenden, in die Breite und Tiefe der gesamten Bevölkerung wirkenden Wehraufklärung ist so bald wie möglich dringend erforderlich, spätestens im Dezember 1954. Der Gedanke des Ausbaus des Pressereferates zu einer Presseabteilung innerhalb der Dienststelle Blank (…) wird übereinstimmend abgelehnt. Diese Aufgaben liegen eindeutig beim Bundespresseamt, welches in ständiger Fühlung und Abstimmung mit dem Referat Wehraufklärung des (Anm. d. V.: zukünftigen) Verteidigungsministeriums arbeitet‘, das insbesondere für die ‚Erarbeitung der militärfachlichen Unterlagen‘ zuständig ist.

(Hofmann 1999, S. 45)

Autor(en): C.G.D.S.T.L.

Anmerkungen

1 Pressereferent im BMV mit Stand 1. Oktober 1955 und 2. Mai 1956 war Oberstleutnant d. R. a. D. Amtsgerichtsrat Roewer, sein Vorgänger Major a. D. Guhr (Molt 2007, S. 653, 655). Theodor Blank hatte den Posten des Verteidigungsministers bis zum 16. Oktober 1956 inne. Über Guhr siehe bei Hofmann 1999, S. 104ff.

2 Hofmann 1999, S. 123-125.

3 Vgl. http://www.wurzelzieher.de/Geschichte_der_Bundeswehr/Die_ersten_Jahre__38_358211_59_Jahre_des_Aufbaus/Das_Konzept_der__38_358222_59Inneren_Fue.aspx (diese Seite ist heute nicht mehr existent). Auch Hofmann 1999, S. 11ff.

4 Molt 2007, S. 654.

5 Zum Beispiel in: Der Spiegel Nr. 33 vom 10. August 1955.

6 Hofmann 1999, S. 44. Die Freiwilligenwerbung und Truppeninformation sollte allerdings beim Verteidigungsministerium verbleiben (S. 46).