Bundeswehr ab 1956
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr ab 1956
Pressereferat im Verteidigungsministerium unter Strauß (ab Oktober 1956 bis Januar 1963)
1956 wurde Franz Josef Strauß neuer Bundesminister für Verteidigung.1 Mit ihm zog „frischer Wind“ in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. An die damals noch wenigen Presseoffiziere der Bundeswehr appellierte er, eine Atmosphäre des Vertrauens zu den Medienschaffenden aufzubauen. Unter ihm wurde Offenheit und mediengerechte Information zur Grundlage der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Medien. Zu den Prämissen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gehörte es, zwischen notwendiger Geheimhaltung und berechtigtem Interesse der Bevölkerung abzuwägen.2 Dabei galt es zu berücksichtigen, dass in der entstehenden „Großorganisation Bundeswehr“ Geheimhaltung weniger möglich war als einst im überschaubaren Amt Blank.3
Die Arbeitsbereiche des Pressereferates im BMV umfassten nun Medienbetreuung, Betreuung in- und ausländischer Gäste aus Politik, Militär und Gesellschaft, Beobachtung und Kommentierung der Militärpublizistik sowie die regelmäßige Medienauswertung auch ausländischer Berichte. Bis 1963 entwickelte sich das Referat zu einer Stabsstelle mit 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.4
Strauß führte außerdem „Tage der offenen Tür“ ein. 1957 fanden die ersten Informationsreisen für Wort- und Bild-Journalisten statt.5 Ebenfalls 1957 wurden die so genannten „Jugendoffiziere“ eingeführt, um Ansprechpartner für den von Schulen und Öffentlichkeit gewünschten Dialog zu haben.6 Im Januar 1963 musste Verteidigungsminister Strauß als Folge der Spiegel-Affäre zurücktreten, sein Sprecher Schmückle ging ein Jahr später.7
Presseoffiziere und Öffentlichkeitsarbeit
Die Arbeit und die Ausbildung der Presseoffiziere wurden ausgebaut.8 In den größeren Standorten der Bundeswehr gab es bis 1960 bereits 40 hauptamtliche Presseoffiziere und mehrere nebenamtliche Presseoffiziere in kleineren Einheiten. Diese unterrichteten und betreuten die lokale Presse und werteten Medienberichte aus. Ebenso seit 1960 fiel die Öffentlichkeitsarbeit in den Aufgabenbereich der Presseoffiziere. Das Pressereferat des BMV, damals noch in Bonn ansässig, hatte den Presseoffizieren gegenüber unmittelbares Weisungsrecht – Veröffentlichungen durften nur in Absprache mit dem Ministerium erfolgen.
Die Vernetzung der Presseoffiziere erfolgte durch den Pressereferenten des Ministeriums. Dieser erstellte den so genannten „Schnellbrief für Presseoffiziere“, dem man eine wöchentliche Stellungnahme zu Gesetzen, gesellschaftspolitischen Debatten und Entwicklungen der Bundeswehr entnehmen konnte.
Seit 1961 wirkte die Bundeswehr zusammen mit den Streitkräften anderer Nationen an der Pressearbeit der Nato mit, um eine transatlantische Pressearbeit zu gewährleisten. Nach dem Weggang von Strauß und Schmückle wurde die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit umorganisiert, zumal 1963 der erste Kanzlerwechsel auch für Veränderung sorgte.9
Der erste Traditionserlass von 1965 gab wichtige Impulse für historische Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit.10 In den 1960er-Jahren schritt die innere Öffnung und Liberalisierung der Bundeswehr voran,11 eine grundlegende Reform stieß die sozialliberale Regierung unter Willy Brandt 1970 an.12
Anmerkungen
1 Zum Ministerwechsel Hofmann 1999, S. 132ff. und S. 239ff. Zur Biografie von Strauß: http://www.hdg.de/lemo/html/biografien/ StraussFranzJosef/index.html (ggf. auch über:
http://www.dhm.de/lemo/suche/biographiens.html)
Zur Bundeswehr ab 1956 u. a. Molt 2007, S. 579ff.
4 Hofmann 1999, S. 167f., 202ff., 210ff.
7 Hofmann 1999, S. 4 und 245ff. Über Schmückle: S. 229ff.
10 http://www.wurzelzieher.de/Geschichte_der_ Bundeswehr/Integration_in_die_NATO/ Traditionsverstaendnis_und_der_erste_Tra.aspx (diese Seite existiert heute nicht mehr bzw. nicht mehr an dieser Stelle)
11 Zum Einfluss der „1968er-Phase“ u. a. Classens 2006, S. 65ff.
12 http://www.wurzelzieher.de/Geschichte_der_ Bundeswehr/Integration_in_die_NATO/Innere_ OEffnung_44_Liberalisierung_und_R.aspx (diese Seite existiert heute nicht mehr bzw. nicht mehr an dieser Stelle)