Ausblick: Bundeswehr-PR heute

Ausblick: Bundeswehr-PR heute (Stand 2006/2012)

Presse- versus Öffentlichkeitsarbeit

Abb.: Beim Herbstmanöver „Fränkischer Schild“ 1986 spricht ein Offizier vor Mitarbeitern des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Foto: Arne Schambeck. Quelle: Bundesarchiv B 145 Bild-F073486-0003, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/

Zunächst einmal unterliegt die PR der Bundeswehr wie die des Staates und der Behörden juristischer Vorgaben (z. B. Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1977), die sie im Vergleich beispielsweise zur PR von privatwirtschaftlichen Unternehmen stärker normieren, und öffentlich-politischer Kontrolle.1 Die erklärt auch, warum im staatlichen Sektor der Begriff „PR“ eher unüblich und informell gebraucht wird. Man meint, dass „Public Relations“ zu strategisch, zu persuasiv, zu werblich klingt und zieht den Begriff „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ – oder „Informationsarbeit“ etc. – vor.2

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr erfolgt heute auch nach speziellen Richtlinien, die den Zweck, das Ziel, Grundsätze, Zielgruppen, Inhalte, Zuständigkeiten, Maßnahmen und den Haushalt der sicherheitspolitischen Informationsarbeit definieren. Da die Bundeswehr im Rahmen sicherheitspolitischer Bündnisse agiert, sind diese Richtlinien mit den Bündnispartnern abgestimmt. So gilt als Zweck der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr, „die Bevölkerung mit Bundeswehr und Bündnis vertraut zu machen und das Verständnis für Grundlagen und Ziele deutscher Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu fördern und zu festigen.“3

Zielgruppen der Pressearbeit sind Journalisten, um über diese die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Zielgruppen der Öffentlichkeitsarbeit sind insbesondere Lehrer, Bildungsinstitutionen, Jugendliche, Mandatsträger und in politischer Bildungsarbeit tätige Verbände, Organisationen und Gruppen. Transparenz, Beständigkeit und das Streben nach Überzeugung gelten als Grundsätze der Informationspolitik, jeder Bundeswehrangehörige ist angehalten, die öffentliche Meinung positiv zu beeinflussen.

Pressearbeit und Öffentlichkeitsarbeit sind im Bundesministerium für Verteidigung personell und organisatorisch nach ihren Aufgabengebieten getrennt. Diese begriffliche Entgegensetzung von Presse- und (sonstiger) Öffentlichkeitsarbeit ist im staatlich-öffentlichen Sektor durchaus üblich.4 Die Pressearbeit übernimmt das Referat Presse, die Öffentlichkeitsarbeit wird vom Informationsstab – Referat Öffentlichkeitsarbeit – durchgeführt. In den stationierten Einheiten werden beide Aufgaben von haupt- bzw. nebenamtlichen Presseoffizieren wahrgenommen.5

Zentral versus dezentral

Abb.: Patriot-System der Bundeswehr MIM 104. Foto: Darkone, 13. August 2005. Quelle: Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.de

Die Richtlinien der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterscheiden zentrale und dezentrale Maßnahmen und meinen mit zentralen Maßnahmen solche, welche bundesweit wirken und dem Referat Presse bzw. dem Informationsstab obliegen. Dezentrale Maßnahmen wirken entsprechend regional und lokal und unterliegen lediglich den fachlichen Weisungen aus dem Ministerium.6 Um zentrale und dezentrale Aktivitäten zu koordinieren, gibt es mehrere Koordinationsgremien, wie die Chefredakteurskonferenz der Bundeswehr sowie den Redaktionsverbund Online.7

Beispielhafte Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr sind die Förderung des Spitzensports in Deutschland, vielfältige Fürsorge- und Betreuungsmöglichkeiten für Bundeswehrangehörige und deren Verwandte, Auftritte auf Bildungs- und Ausbildungsmessen, Betreuung der bundeswehreigenen Medien, die Bundeswehr-Big-Band und diverse Wanderausstellungen.

Dem Pressereferat im Bundesministerium unterstehen nicht nur 13 Sprecherinnen und Sprecher im Inland, sondern auch verteidigungspolitische Sprecher im Ausland. Haupt- bzw. nebenamtliche Presseoffiziere sind in jeder Einheit anzutreffen. Die Bundeswehr übernimmt u. a. auch eine Journalistenausbildung für deren Einsatz in Krisengebieten.

Autor(en): C.G.D.S.T.L.

Anmerkungen

1 Siehe z. B. Cassens 2006, S. 12, und http://www.bundestag.de/presse/hib/2012_04/2012_187/06.html (dieser Text steht 2014 leider nicht mehr unter dieser Adresse zur Verfügung). Allerdings schützt dies nicht vor unterschiedlichen Auffassungen darüber, wie sich die Bundeswehr gegenüber Journalisten – beispielsweise im Sinne des „embedded journalism“ – verhalten soll bzw. darf. http://www.djv.de/SingleNews.20+M508b6d2daec.0.html?&tx_ttnews%5Bpointer%5D=14 (dieser Text steht 2014 leider nicht mehr unter dieser Adresse zur Verfügung)

2 Vgl. u. a. https://www.dbwv.de/C12574E8003E04C8/Print/W27WTFUE634DBWNDE

3  Richtlinien für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr 1993.

4 Zur Bundeswehr siehe u. a. Cassens 2006, S. 41.

5 Zentrale Ausbildungs- und Tagungsstätte für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr ist die Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation (AIK) in Strausberg. http://www.aik.bundeswehr.de

6 Zur Arbeit der Presse- und Informationszentren (PIZ) der einzelnen Teilstreitkräfte am Beispiel eines Pressefeldwebels siehe unter: http://www.bazakom.de/2011/02/pressearbeit-bei-der-bundeswehr-steffanie-linsener-auf-bazakom/

7 U. a. http://www.mgfa.de/html/prarbeit.php