Anfänge im Amt Blank
Anfänge sicherheitspolitischer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Amt Blank
Zunächst eher Geheimhaltung
Der Bevölkerungsmehrheit „musste die Politik der Wiederbewaffnung regelrecht aufgezwungen werden“ (Wette 1999). Die Gründung der Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg war nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland heftig umstritten.1 Der Kalte Krieg spaltete die Welt in zwei feindliche Systeme. Außen- und innenpolitische Frontstellungen vermengten sich. Dies führte allgemein zu einer Verhärtung des politischen Klimas.
In dieser Situation politischer Brisanz und weltpolitischer Gefahr entschloss man sich zunächst für informationelle Zurückhaltung und gegen eine aktive, offensive Einbeziehung der Öffentlichkeit. In den 1950er-Jahren vor und während der Gründung der Bundeswehr fand nur marginale bis gar keine aktive Pressearbeit statt. Anfangs unterlagen die Gründungserwägungen gar der Geheimhaltung, später wurden alle sicherheitspolitischen Informationen nur durch den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) an die Presse weitergegeben.2
Das Amt Blank – aus dem später das Verteidigungsministerium entstand – wurde 1950, aufbauend auf einer Vorgängerorganisation, gegründet.3 Die Öffentlichkeitsarbeit des Amtes bestand vor allem aus dem Dementi von Gerüchten und der Abwiegelung von Journalisten. Das zuständige Referat für „Öffentliche Beziehungen“ wurde vom Magazin Der Spiegel (Nr. 45, 5.11.1952) als „winklige Pressewachstube“ bezeichnet. Es fanden keine Pressekonferenzen statt. Pressemitteilungen und Broschüren, selbst Rechenschaftslegungen vor dem Bundestag zählten nicht zu den Arbeiten, welche die Verantwortlichen als nötig empfanden. Entsprechend erklärt sich auch die Tatsache, dass das Referat nicht über einen eigenen Etat verfügte.4 Die unmittelbar die Pressearbeit Ausführenden, Bussche und Kraske, versuchten allerdings, im persönlichen Journalistenkontakt mehr möglich zu machen als die Amtsführung für notwendig erachtete und Letztere zu mehr Publizität zu bewegen.5
Das Pressereferat des Amtes …
bestand in der Zeit von 1950 bis 1955 personell aus dem Leiter, einem Mitarbeiter und einer Sekretärin, materiell aus einem Telefon, einer Schreibmaschine und einem ‚Presseticker‘. Zentral koordinierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit war – insbesondere unter präventivem Aspekt – sowohl aus personeller als auch aus materieller Sicht nicht durchführbar. Die Pressearbeit in den Stäben und Verbänden konnte mit diesem personellen Ansatz kaum koordiniert werden und war von weiteren Problemen gekennzeichnet (…).
(Cassens 2006, S. 60)
Das Amt Blank insgesamt zählte 1953 über 700 Mitarbeiter.6 Selbst als die Verhandlungen zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) stattfanden und das öffentliche Interesse am deutschen sicherheitspolitischen Beitrag wuchs, bestand aus Sicht des Amtsleiters kein Bedarf zur umfassenden Unterrichtung der Öffentlichkeit. Lediglich Journalisten respektive Publikationsorgane mit gehobener Bedeutung wurden zum Pressegespräch geladen.
Amt Blank ging zu verhaltener Öffentlichkeitsarbeit über
Im Sommer und Herbst 1952 brachen im Amt Blank Spannungen zwischen militärpolitischen Reformern und Traditionalisten aus, die auch die Öffentlichkeit erreichten und nicht ohne Auswirkungen auf die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit blieben. Dies führte einerseits zum Rücktritt der Pressereferenten Bussche und Kraske. Dafür kam am 4. November 1952 Conrad Ahlers in das Amt Blank.7
Andererseits wandte sich Amtschef Theodor Blank nun – wenn auch vor allem formal – stärker der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu. Im Dezember 1952 wurden erstmals Regelungen zum Umgang mit Presseveröffentlichungen und der Erteilung von Informationen in der so genannten „Verfügung über den Verkehr mit Vertretern von Publikationsorganen“ entworfen. Hierin behielt sich der Amtsleiter Blank eine letzte Entscheidung über jegliche Veröffentlichung und Äußerung vor.8
Theodor Blank und Hans Guhr, ab März 1954 Sprechernachfolger von Ahlers, scheuten sich allerdings nicht, in direkte öffentliche Diskussion mit Jugendlichen und damit potenziellen Soldaten der künftigen Armee zu gehen.9 10
Anmerkungen
1 U. a. nach Cassens 2006, S. 57. Hofmann 1999, S. 49ff.
2 Zu Adenauers eher karger Informationspolitik bei Hofmann 1999, S. 54ff.
3 U. a. Molt 2007, S. 26 und 83ff. Hofmann 1999, S. 58ff., 66ff. Zum Amt Blank ist allerdings zu sagen, dass es „keinen offiziellen Stellenwert im Vergleich zu anderen Ministerien hatte und aus diesem Grund keine präventive Informationsarbeit betrieben wurde (Faktor des politisch nicht Entschiedenen)“. Erst das „Wehrgesetz vom 26.03.1954 und das Wehrergänzungsgesetz vom 19.03.1956 waren die legislativen Grundvoraussetzungen für die Aufstellung der Bundeswehr als Wehrpflichtarmee und zugleich die Einrichtung der Informationsarbeit“. (Cassens 2006, S. 56) Die informationelle Zurückhaltung von Blank bzw. seines Amtes ist aber auch im Zusammenhang damit zu sehen, dass der Leiter einer Vorgängerorganisation, Gerhard Graf von Schwerin, von Adenauer entlassen worden war, weil er mit Journalisten über seine Arbeit gesprochen hatte. http://de.wikipedia.org/wiki/Amt_Blank Der General war „zu schwatzhaft“. http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Bundeswehr/blank.html Zur Dienststelle Schwerin u. a. Molt 2007, S. 73ff., zu seiner Entlassung wegen Indiskretion gegenüber Journalisten insbesondere S. 81f. Auch Hofmann 1999, S. 58ff.
4 Vgl. auch u. a. Sebeck 1964, S. 672.
5 Vgl. dazu die detaillierte Darstellung bei Hofmann 1999, S. 78 und 84ff. Axel Freiherr von dem Bussche-Streithorst war Pressereferent, Dr. Konrad Kraske sein Stellvertreter (S. 71ff.).
6 Der Spiegel 43/1953 vom 21.10.1953. Zum Amt Blank auch Krüger 1993.
7 Hofmann 1999, S. 89ff. und 97, 101ff. „Die Krise im Amt Blank geht weiter.“ „Umso gesprächiger wurde vorübergehend der sonst so publizitätsfeindliche Leiter der Dienststelle selbst: Eine Pressekonferenz und zwei Rundfunkgespräche in einer Woche. Sie sollten beschwichtigend wirken…“ (Die Zeit, Nr. 47, 20.11.1952)
10 Darstellung der Bundeswehrgeschichte u. a. nach Clement/Jöris 2005.