Biografie und beruflicher Werdegang nach 1945

Tätigkeiten in der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre

Im Jahre 1945 wurde Mörtzsch Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hildesheim.1 Unter anderem ausgehend von seinen Unternehmenserfahrungen setzte er sich nun für die Gesamtwirtschaft ein und ermöglichte eine energische Interessenvertretung.

Einen gewissen Wendepunkt in der Karriere brachte 1947: Aus jenem Jahr sind mindestens zwei Berufsrollen bekannt, die nun eindeutig kommunikativ-medialer Art sind. Der gelernte Techniker ging in den Redaktionsstab der Tageszeitung Die Welt (Munzinger 1961), wo er sich mit „den Fachgebieten Wirtschaftspolitik und Außenhandel“ beschäftigte (Mörtzsch 1959, 4. US). Seine journalistische Tätigkeit bei dem Qualitätsmedium war aber nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Einstieg in die PR.

Messe-Episode Hannover

1947 fungierte der 47-jährige Dr.-Ing. „mit dem kleinen Bärtchen auf der Oberlippe“ auch als Presseleiter der Hannover-Messe, als Zweizonenmesse erstmals mit Exportbörse. Dr. Mörtzsch „war froh, dass die Ausländer abgesagt hatten. Er konnte jetzt manches auf gut deutsch aus der Messe plaudern, was die Engländer vielleicht falsch verstanden hätten. Die meisten seiner Erklärungen leitete er mit ‚unter uns gesagt‘ ein“, berichtete Der Spiegel (1947) vom Noch-Messe-Provisorium in Hannover. Die Messe fand unter schwierigen Umständen statt, so dass Mörtzsch keinen leichten Job hatte:

Mit dem Rücken die Eingangstür der Halle Nummer eins verdeckend, bemühte sich Dr. Mörtzsch dann, die geplanten Restaurations- und Gartenanlagen zu beschreiben. Aber die Zeitungsmänner hatten scharfe Augen. In dicker Kreideschrift hatten die Arbeiter an die Tür geschrieben: Zeitungsenten hier unerwünscht!
Daneben befanden sich philosophisch-drastische Hinweise auf den Kausalzusammenhang zwischen Arbeitsfreudigkeit und Lebensmittelzuteilungen. Die Messemänner komplimentierten ihre Gäste schnell weiter.

(Der Spiegel 1947)2

Zu den Aufgaben von „Messe-Ingenieur Doktor Mörtzsch“ gehörte es auch, einen Messe-Kurier herauszugeben, in dem er beispielsweise einen – wie Der Spiegel (1947a) süffisant formulierte – „tröstlichen Artikel“ zur Patenfrage (Patentschutz für deutsche Aussteller) schrieb.

Tätigkeiten in den 1950er-Jahren

Ab 1951 leitete Mörtzsch die Presse- und Public-Relations-Abteilung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) in Frankfurt am Main.3

Er gehörte zu den Gründern der Deutschen Public Relations Gesellschaft, deren Zweiter Vorsitzender er 1960 war. „(E)ine Handvoll Öffentlichkeitsarbeiter“ hatte 1958 am 8. Dezember in Köln den Berufsverband DPRG gegründet, anwesend waren „17 Herren“: ein „Abbild des Macht- und Relevanzgefüges von Wirtschaft und Politik der Bundesrepublik in den späten Fünfzigern“. Als Präsident (Erster Vorsitzender) wurde Carl Hundhausen, PR-Chef bei Krupp, gewählt. Aber bald, am 1. Juli 1960, folgte ihm Sven von Müller, der zuvor schon Zweiter Vorsitzender war. Nun übernahm Friedrich Mörtzsch den zweiten Vorsitz. 1961 schließlich – aber da war Mörtzsch schon tot – bekam Albert Oeckl (BASF) den ersten Vorsitz. (Vesper 2008, S. 33f.)4

In der 1955 in Köln gegründeten Deutsch-Isländischen Gesellschaft hatte Mörtzsch das Amt des stellvertretenden Präsidenten inne.5 Am 5. Dezember 1960 starb Friedrich Mörtzsch in Frankfurt am Main im Alter von 60 Jahren.

Autor(en): T.L.B.G.S.M.

Anmerkungen

1 Die biografische Darstellung basiert weitgehend auf: Munzinger 1961.

2 Vgl. auch den Beitrag über die Messe von Mörtzsch in Der Zeit: http://www.zeit.de/1947/34/hannover-aufbau-und-ausblick

3 Die biografische Darstellung basiert weitgehend auf: Munzinger 1961.

4 Sven von Müller wird von Vesper (2008) als PR-Chef von Esso bezeichnet. So auch von Heinelt 2003, S. 122, der eine ausführliche Auflistung der Gründungsmitglieder bringt. Vgl. aber Mattke (2006, S. 191): Dort ist er als Chef der Interpublic Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit mbH Hamburg angegeben.

5 Vgl. http://www.islandgesellschaft.de/wir-ueber-uns/geschichte,
http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=2&klassId=126&tektId=92&id=01906&expandId=113 und auch sein Pferde- und Jugendbuch von 1952: Mörtzsch, Friedrich: Wir beide ritten durch Island. Mit Zeichn. von Ursula M. Schneider u. Fotos d. Verf. Darmstadt: Schneekluth.