Tätigkeit für AEG und den Industriefilm

Wiederaufstieg des Elektrokonzerns

Ende der 1940er-Jahre, mit der Währungsreform von 1948 und der Einführung der sozialen Marktwirtschaft, reaktivierten die deutschen Industrieunternehmen und Verbände ihre Pressestellen bzw. Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit (1948 Deutsche Shell, 1949 Bayer-Werk, 1950 DIHT etc.).1

Abb.: Der ehemalige AEG-Chef Felix Deutsch, verstorben 1928. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-05933, CC-BY-SA / Wikimedia Commons, Attribution Share alike 3.0 German license http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en

Als Mörtzsch 1951 zur AEG kam, gab es dort schon eine lange Tradition der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (vgl. an anderer Stelle im PR-Museum). Nach dem Tode Emil Rathenaus 1915 entwickelte sich bald Felix Deutsch zum Nachfolger des Firmenlenkers, wobei allerdings zu Rathenaus Sohn Walther bis zu dessen Ermordung als Außenminister eine Rivalität bestand. Mörtzsch verfasste 1957 einen biografischen Eintrag über Felix Deutsch. Von 1928 bis 1947 führte Hermann Bücher, Neffe des Nationalökonomen und Zeitungswissenschaftlers Karl Bücher, den AEG-Konzern2, dem nach dem Zweiten Weltkrieg der Wiederaufstieg gelang.

Kaum ein anderes deutsches Unternehmen steht so für den Niederschlag des westdeutschen „Wirtschaftswunders“ im Alltagsleben wie AEG. Just in dem Jahr, als Mörtzsch zur AEG ging, bezog das Unternehmen unter dem Vorstandsvorsitzenden Friedrich Spennrath in Frankfurt/Main seine neue Zentrale im Hochhaus am Theodor-Stern-Kai.3 In den 1950er-Jahren kamen „richtungsweisende Innovationen wie beispielsweise der erste Einbau-Kühlschrank der Welt (1953)“ aus dem Hause AEG. „Im Jahr 1953 gründete Peter Sieber in Frankfurt das erste AEG-eigene Designbüro, das im Jahr 1958 mit der Einführung des Lavamat, der ersten automatischen Waschmaschine, die Tradition der Innovation bei AEG fortsetzte.“ (AEG 2012)

PR- und Film-Arbeit

Mörtzschs besondere Liebe galt dem Industriefilm, was unmittelbar mit seiner PR-Tätigkeit bei der AEG zu tun hatte. „Von den zahlreichen Industriefilmen, die er für das Unternehmen teils in Eigenproduktion, teils von Produktionsgesellschaften drehen ließ, sind einige mit internationalen Preisen ausgezeichnet worden.“ (Klappentext von Mörtzsch 1959)

Der Einsatz des Films in der PR-Arbeit von AEG war an sich nichts Neues: Die Presse- und Public-Relations-Abteilung der AEG nutzte unter der Leitung von Mörtzsch hierzu auch die 1927 entstandene eigene AEG-Produktionsabteilung, die bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 75 Filme im Übergangsfeld von Werbe-, Lehr- und Dokumentarfilm gedreht hatte: Kurze, bisweilen auch lange Filme z. B. über Herstellungsvorgänge oder die Geschichte einer Firma, gesponsert oder produziert im Auftrag von Industriefirmen. Zumeist nur für den innerbetrieblichen Gebrauch genutzt, wurden die Filme bei populärer Gestaltung aber auch als Vorfilme im Kino gezeigt.4 In den 1950er-Jahren stieg allerdings die Relevanz visueller Kommunikation durch den schnellen Aufstieg des Fernsehens noch einmal deutlich an.

Das filmische Engagement von Mörtzsch ging weit über die eigene Firma hinaus. Er erwarb sich um die generelle Anerkennung und Förderung des Industriefilms besondere Verdienste. So initiierte er die ersten Deutschen Filmtage 1959 in Berlin.5 Als Beauftragter des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI) gehörte er zahlreichen Jurys auf internationalen Industriefilmfestspielen in England, Frankreich und Italien an. Er war ab 1956 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Industrie- und Dokumentarfilm im BDI6 sowie des publizistischen Beirats des RKW (Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft).

Autor(en): T.L.B.G.S.M.

Anmerkungen

1 Vgl. Szyszka 1997, S. 327f.

2 https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_B%C3%BCcher

3 https://de.wikipedia.org/wiki/AEG

4 Mörtzsch 1959, S. 19, und Richter 2005.

5 Vgl. Richter 2005.

6 Vgl. Richter 2005.