Treiber der Motorisierung: Messen

Branchen- und Publikumsmessen thematisierten Motorisierung

Für die Industrie, aber auch den Staat, stellen Messen – neben ihrer marktlichen Funktion – vor allem Repräsentations- und Kommunikationsplattformen dar. Insbesondere der Charakter einer Messe als großes mediales Event und Thema – bzw. als „Bühne“ für weitere inszenierbare Ereignisse – machen sie ungemein attraktiv für unternehmerische und politische Akteure. Untrennbar verbunden ist damit ihr Wesen als Leistungsschau kommunikativ-werblicher Vermittlung, das zieht kulturelle-mediale Akteure an.

Abb.: Die NS-Führer Hitler und Goering auf der Berliner Automobil- und Motorradmesse 1933. Foto: Robert Sennecke (1885-1940). Quelle: Französische Nationalbibliothek / Wikimedia Commons (gemeinfrei).

Hitler hielt am 11. Februar 1933 „seine programmatische Rede über die Zukunft des deutschen Straßenverkehrs“ (Osteroth 2004, S. 125) anlässlich einer Messeeröffnung. Sein als Event organisierter Auftritt auf der populären Automesse Berlin verschaffte dem NS-Führer das Ansehen „eines zeitgemäßen Wirtschaftsfachmanns“. Er machte die „technisch fortschrittliche, aber wirtschaftlich marode Autobranche zum Zentrum einer gesamtwirtschaftlichen Wiederbelebung“: Startschuss für die Massenmotorisierung, Autobahnbauprogramm, Kraftfahrzeugsteuererleichterungen, Rennsportförderung usw.

Die Autoindustrie jubelte, ein Boom auf dem Neuwagenmarkt setzte ein. Auf der Messe ein Jahr später kündigte Hitler an, einen „Volkswagen“ bauen zu lassen. (Day 2004, S. 90)

Automesse als polymediale Veranstaltung und Bühne vielfältiger PR

Abb.: Auf der 24. IAMA 1934 in Berlin erläutert Konstrukteur Hans Ledwinka Adolf Hitler das Fahrgestell des neuen Tatra 77, 8.3.1934. Fotograf unbekannt. Quelle: http://www.aerotatra.czweb.org/hitler.jpg /Wikimedia Commons (Public Domain).

Die „Internationale Automobil- und Motorradausstellung“ (IAMA) in Berlin blieb auch später die „Hauptveranstaltung im automobilen Ausstellungswesen“. Sie war „Fachmesse und öffentliche Wandelhalle der Auto-Konsumwelt“.

Dort „buhlten Firmen mit ihren Ständen um das Interesse der Besucher, boten optische und auditive Reize, lockten mit Diaprojektionen, klingenden Kugellagern als ‚Hörfang‘ und überdimensionalen Kolben als Blickfang.“ Rennautos bildeten „in den Medien und Inszenierungen zur IAMA ein wichtiges äußeres Leitsymbol“. „Das Auftaktritual vor der Reichskanzlei gehörte ebenso dazu wie die Uraufführung der Rennsport-Kulturfilme und die Verleihung des Deutschen Motorsportabzeichens an verdiente Fahrer. Im Rahmen der Autoschau wurden Fernsehsendungen produziert (…).“ Für die Messe wurde mit Plakaten und anderen Mitteln geworben.

Neben der Berliner IAMA thematisierten auch weitere Messen, wirtschaftliche und politische Ausstellungen in Deutschland die Motorisierung, das Auto und den Rennsport. (Day 2004, S. 165-169)

Autor(en): T.L.