Literarisches Büro I (Medienbeobachtung)

Organisation der staatlichen Öffentlichkeitsarbeit

Institutionalisierung der Kommunikationsarbeit

Das preußische Streben nach staatlicher Integration, Verwaltungsvereinheitlichung und Reformumsetzung schlug sich auch in der Organisation der staatlichen Öffentlichkeitsarbeit nieder:

Konsolidierung und Institutionalisierung hießen auch hier Leitmotive, unter denen feste Organe zur gesetzlichen Handhabung, Analyse und Beeinflussung des nun nicht mehr wegzuleugnenden politischen Faktors ,öffentliche Meinung‘ geschaffen wurden

(Hofmeister-Hunger 1994, S. 347).

Als beispielhafte Einrichtung dafür gilt das Literarische Büro, das sich spätestens seit 1816 nachweisen lässt und damit eine institutionelle Tradition dieser Einrichtung in Preußen bzw. Deutschland begründet. Es konnte auf den Erfahrungen des Literarischen Stabes beim preußischen Hauptquartier 1813 und Wiener Kongress 1814/15 aufbauen. Vgl. dazu auch an anderer Stelle im PR-Museum.

Abb.: Entwicklung des Literarischen Büros als Organisationsform staatlich-preußischer Öffentlichkeitsarbeit. Darstellung von C.G. (Caroline Gerberding) und K.Z. (Katharina Zeisler), erweitert von T.L. (Tobias Liebert).

Aufgabe: Medienbeobachtung

Unter der Leitung von Friedrich von Cölln beobachteten die Mitarbeiter des Literarischen Büros die Presse und erstellten daraufhin kommentierte Berichte über Zeitschriftenaufsätze und Neuerscheinungen zu politischen Themen. Zu diesem Zweck abonnierte die Dienststelle 1820 bereits 19 Zeitungen und 17 Journale, die überwiegend aus dem deutschen und französischen Raum stammten. Während von Cölln die Objekte seiner Übersicht anfänglich willkürlich auswählte und seine Rapporte eher als Lektüreempfehlungen für Hardenberg verstand, entwickelten sich die angefertigten Schriftstücke später zu formalisierten Resümees, die Aufschluss über die wesentlichsten Tendenzen der europäischen Presse gaben.1

Autor(en): T.L.P.ST.

Anmerkungen

1 Vgl. Hofmeister-Hunger 1994, S. 372f.; Obenaus 1995, S. 517; Kunczik 2002, S. 104.