Arbeitsgrundsätze und Themen

Hauptprinzipien und -methoden1, Hauptthemen2

Da der Heimatdienst bei seiner Gründung auf keinerlei praktische Erfahrungen zurückgreifen konnte, stand er vor der Aufgabe, Inhalte und Form seiner Arbeit erst entwickeln zu müssen.

Die Reichszentrale entwarf drei Arbeitsprinzipien:

  • Abgehen von der Massenarbeit, die Bemühungen wurden auf die Mittler (Multiplikatoren) von politischer Bildung konzentriert
  • Sacharbeit stand unter der Maxime der rationalen Information
  • Staatsbürgerliche Bildungsarbeit hatte keine Monopolstellung, sie war der Konkurrenz anderer Institutionen ausgesetzt

Aus diesen drei Prinzipien entstanden drei Arbeitsmethoden, welche bis heute im Wesentlichen unverändert geblieben sind:

  • Verbreitung und Förderung von politischem Bildungsmaterial
  • Veranstaltung und Förderung von Vorträgen, Tagungen und Kursen
  • Subventionierung von Verbänden und Institutionen, die selbst politische Bildung betreiben

Versailler Vertrag und Folgen – Ruhrkampf – allgemeine staatsbürgerliche Bildung

Abb.: Deutsche Friedensunterhändler im Mai 1919 vor ihrer Abfahrt ins Versailler Hotel Trianon. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R11112, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/

Ein zentrales Thema bildete der Versailler Vertrag von 1919, also der Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg. Er bürdete Deutschland erhebliche Lasten auf, bestimmte den politischen wie wirtschaftlichen Spielraum des Landes auf längere Sicht und beeinflusste Leben und Psyche vieler Menschen direkt.

Abb.: Kundgebung gegen den Versailler Vertrag im Juni 1932 im Berliner Lustgarten. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-13605, CC-BY-SA / Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/

Der Vertrag und seine Folgen stellten für deutsche Staats-PR ein erhebliches Kommunikationsproblem dar, „wobei drei inhaltliche Schwerpunkte bestanden: der Kampf gegen die Kriegsschuldlüge, die Propaganda im Zusammenhang mit der Abtretung deutscher Gebiete und die Reparationszahlungen“ (Kunczik 1997, S. 171). Einen Höhepunkt bildete 1923 der Kampf gegen die Besetzung des Ruhrgebietes durch Franzosen und Belgier, die um Reparationszahlungen fürchteten.

Noch während des Ruhrkampfes erhielt die RfH von Reichskanzler Cuno den Auftrag, die zu erwartende nationale Erregung dem Staate nutzbar zu machen und die Kommunisten sowie Rechtsradikalen zu bekämpfen. Staatsbürgerliche Erziehung bedeutete auch Ö(ffentlichkeits)A(rbeit) für eine demokratische Verfassung und damit Kampf gegen radikale Agitation.

(Kunczik 1997, S. 174)

Zunehmend führte die RfH allgemeine politische und wirtschaftliche Aufklärung durch, um einen möglichst breiten demokratisch-gesellschaftlichen Konsens zu festigen. Dabei bemühte sich die RfH, von der Propaganda alten Typs abzugrenzen.

Im Gegensatz zur Propaganda wurzelt die Aufklärung in der Logik und baut sich auf feststehende Tatsachen, aus denen jeder einzelne seine Schlüsse ziehen kann und soll. Die Aufklärung will nicht, wie die Propaganda, ein fertiges Urteil aufdrängen, sondern sie will, durch Zurverfügungstellung von stichhaltigen Unterlagen, zu eigenem Urteil und eigenem Nachdenken anregen.

(Schöny 1921, zit. nach Wippermann 1976, S. 236)

In einer „Epoche leidenschaftlich geführter politischer Debatten“, wie der Weimarer Republik, fiel es gewiss nicht leicht, die vom demokratischen Staat „auferlegte Pflicht zum Vermitteln, zum Ausgleich“ – und noch dazu intellektuell-publizistisch attraktiv – zu erfüllen. (Vorwort von Haacke in Wippermann 1976, S. 10).

Autor(en): R.H.T.L.

Anmerkungen

1 Darstellung nach Richter 1963, S. 119.

2 Darstellung nach Kunczik 1997, S. 171f., 173f., 175ff.