Interne Öffentlichkeitsarbeit
Mit-Arbeiter
Julius Maggi bemühte sich um eine enge Beziehung zwischen seiner Firma und ihren Angestellten, um die Produktivität zu steigern, Qualitätsbewusstsein zu stärken und den sozialen Frieden zu sichern. Interne Öffentlichkeitsarbeit wurde schon früh und relativ intensiv eingesetzt.
In einer Rede sagte Maggi 1911 in Singen: „Wir haben von jeher in unseren Arbeitern und Beamten nicht Maschinen, sondern Mitarbeiter an der gemeinsamen Aufgabe erblickt und das Recht auf Persönlichkeit in ihnen geachtet“ (Sihn 1995, S. 70; vgl. auch Kunczik 1997, S. 211). Maggis Ziel war es, ein Teamgefühl unter den Mitarbeitern zu schaffen: Maggi sollte nicht bloß ein Arbeitgeber, sondern eine Familie sein.
Dafür sorgten u. a. die zahlreichen Sozialleistungen für die Arbeiter, wie Alterspensionen, Dienstaltersprämien, Kinderzulagen, eine Betriebskrankenkasse (seit 1895), sogar der bezahlte Urlaub wurde eingeführt (im Jahr 1903 waren das 3-8 Tage jährlich). Ab 1907 war für die Arbeiter auch der Samstagnachmittag frei – und das ohne Lohnminderung. Außerdem wurde für die Mitarbeiter eine Werkskantine eröffnet und eine Werksbadeanstalt gebaut. 1939 öffnete die erste Betriebskinderkrippe in Singen ihre Pforten und später wurde auf dem Werksgelände dort auch ein Mädchenwohnheim errichtet.1
Männerchor und Frontpakete
Erwähnenswert sind auch zwei außergewöhnliche Maßnahmen der internen Öffentlichkeitsarbeit, die auf die Innovationsfreudigkeit des Unternehmens in diesem Bereich hinweisen. Zum einen hat Maggi den Männerchor Kreuzstern ins Leben gerufen (der Kreuzstern war damals das Logo der Firma – entworfen von Julius Maggi selbst)2, der die Firma bei Festumzügen repräsentierte und dabei markante Verse sang, wie:
- „Frohsinn, Scherz und Maggiwürze,
- Bessern jedes Mahl in Kürze!“
(Kunczik 1997, S. 212)
Zum anderen sei eine Maßnahme aus dem Ersten Weltkrieg erwähnt (Julius Maggi war damals bereits gestorben). Die Betriebsführung motivierte damals die Arbeiter dazu, ihren Patriotismus zu zeigen und 5 bis 10 Prozent ihres Lohns zu spenden, um Weihnachtspakete („Liebesgaben“) an die Mitarbeiter an der Front zu schicken.3 Dadurch konnte man einerseits Engagement für die Heimat zeigen, und somit die Akzeptanz des Unternehmens im national gesinnten Publikum stärken, und andererseits die Beziehungen der Mitarbeiter untereinander und mit der Firma selbst in einer schwierigen Zeit festigen.
Maggi vereinte oft in seiner Geschichte interne und externe Öffentlichkeitsarbeit auf sehr innovative Weise.
Anmerkungen
2 Schon früh entwickelte Maggi Logos, die auf Verpackungen, Werbeschildern und in Anzeigen verwendet wurden, um den Wiedererkennungswert der Produkte zu steigern. Zuerst war das eine Eule, dann die Helvetia mit Schild, und zuletzt der Kreuzstern, der von Julius Maggi selbst entworfen worden war. Der Kreuzstern wird heute nicht mehr intensiv eingesetzt, er ist jedoch noch auf den Etiketten der Maggiwürz-Flaschen aufgedruckt. (E.V.)