Wege von Dominik zur und in der Öffentlichkeitsarbeit
Von der projektierenden in die literarische Abteilung
Hans Dominiks Weg in die unternehmerische Öffentlichkeitsarbeit war allerdings ein zufälliger. Nach seinem Studium erhielt der gerade graduierte Ingenieur 1898 den Auftrag der Union Elektrizitäts-Gesellschaft (UEG) – die im Jahr 1904 mit der AEG fusionierte und ein sehr ‚amerikanisches‘ Unternehmen war –, „die besonderen Vorzüge einer angebotenen Anlage ins rechte Licht zu setzen“ (Kunczik 1997, S. 242). Seine zahlreichen Erfahrungen im journalistischen Schreiben für diverse Zeitungen, die er damals bereits hatte (siehe weiter hinten), halfen ihm vermutlich bei der Anfertigung dieser Erläuterungsberichte. Diese Aufgabe war Teil seiner Tätigkeit in der Abteilung für Licht und Kraft, „wo er die städtischen Zentralen und die Kabelnetze projektierte“ (ebd., S. 242).
Dominik reflektierte in seinen Lebenserinnerungen Vom Schraubstock zum Schreibtisch bezüglich seiner Tätigkeit:
Meine Erläuterungsberichte wurden nicht schlecht. Sie wurden sogar so gut, dass die Union E. G. mich nach dem dritten Bericht aus der projektierenden in die literarische Abteilung versetzte
(Dominik 1942, S. 91).
Die Versetzung in die Literarische Abteilung eines AEG-Vorläufers war somit der erste Schritt in die Öffentlichkeitsarbeit. Allerdings sah Dominik das damals nicht unbedingt als Ideal eines Ingenieurs an:
Die Beförderungsaussichten waren schlechter als in jeder anderen Abteilung, denn das literarische Büro, das buchmäßig nur Ausgaben, aber keine Einnahmen aufzuweisen hat, wurde damals in fast allen Industriewerken sehr stiefmütterlich behandelt. Nach menschlichem Ermessen blühte mir hier die Aussicht, zwischen Prospekten und Werbebroschüren allmählich alt und grau zu werden, jedes dritte Jahr eine geringe Gehaltserhöhung zu bekommen und eines schönen oder unschönen Tages in Pension zu gehen.
(Dominik 1942, S. 91)
Als literarischer Angestellter mehrerer Elektrounternehmen
Dominik wechselte, teilweise auch gesundheitlich bedingt, häufig seinen Arbeitsplatz und war im Laufe seines Lebens für mehrere Elektrofirmen tätig. Nicht selten konnte er dabei auch seine englischen Sprachkenntnisse und USA-Reiseerfahrungen anbringen. Bei der Felix Singer & Comp. Elektrizitätsgesellschaft – dort war er nach der UEG – fertigte er Übersetzungen im Werbebereich an. Kurzzeitig arbeitete er 1899 in der Bogenlampenfabrik Körting & Mathiesen in Leipzig-Leutzsch – „im ‚literarischen Büro‘, wie damals die Werbeabteilung genannt wurde“ (Heermann 2001).
Während seiner Tätigkeit seit 1. April 1900 bei Siemens & Halske hatte er schließlich zur Aufgabe, Neuartiges auf dem Gebiet der Elektrifizierung der Bergwerke für die Weltausstellung in Paris 1900 aufzuarbeiten. Schließlich wurde ihm die Führung des Literarischen Büros übertragen.1 Nach eigener Aussage Dominiks betrachtete man ihn als eine Person, die „die vorliegenden technischen, oft ziemlich spröden Themen in allgemeinverständlicher und gefälliger Weise zu meistern verstand“ (Dominik 1942, S. 109).
Für die PR bald vor allem „nur“ freiberuflich
Diese Tätigkeit stellte Dominik auf Dauer jedoch nicht zufrieden. Daher wechselte er im Jahr 1901 von der Industrie zur Presse und zog dabei die Freiberuflichkeit vor. Das Angebot der AEG im Frühjahr 1903, die Leitung des Literarischen Büros zu übernehmen, lehnte er ab.2 Dennoch verfasste Dominik weiterhin Broschüren, Werksbeschreibungen und ähnliche Veröffentlichungen für Unternehmen auf Honorarbasis. Kunczik listet einige dieser Tätigkeiten wie folgt auf:
So verfasste er 1905 für Siemens & Halske eine umfangreiche Broschüre über das neue Werner-Werk an der Unterspree. Für Siemens reiste er noch nach Irland, um über ein dort gebautes Kraftwerk zu berichten
(Kunczik 1997, S. 244).
Eine weitere Tätigkeit, die mehr der eines Öffentlichkeitsarbeiters als eines Ingenieurs entsprach, war seine kurzzeitige Anstellung (1919-1920) als Dramaturg bei der Deutschen Lichtbildgesellschaft, wo er für die Anfertigung von Industriefilmen zuständig gewesen ist. Siemens & Halske kauften beispielsweise während seiner dortigen Tätigkeit einen Film als Werksfilm an, der sich mit den Möglichkeiten des automatischen Telefonierens befasste. Der Osram-Konzern erwarb zudem einen weiteren Industriefilm über den Werdegang der elektrischen Wolframlampe.3
Hans Dominik kann als ein Pionier der Öffentlichkeitsarbeit betrachtet werden, weil er als einer der ersten in den um die Jahrhundertwende gegründeten Literarischen Abteilungen arbeitete und diese zum Teil sogar leitete. Sein Verständnis von öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen prägte somit die Berufspraxis einiger Unternehmen jener Zeit. Darüber hinaus bot er als Externer Dienstleistungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit an, noch bevor amerikanische Einflüsse das Feld der PR-Beratung in Deutschland hervorbrachten.
1929 beteiligte sich Dominik an der Gründung der Technisch-Literarischen Gesellschaft e. V. (TELI), einer Organisation im Übergangsfeld von Journalismus, PR und Technik.
Anmerkungen
1 Vgl. Zipfel 1997, S. 231. Siehe auch: https://www.siemens.com/history/de/persoenlichkeiten/kreative_und_gestalter1.htm Bieler (2009, S. 215) schreibt von der Leitung der Pressestelle, die ihm im Herbst 1901 übertragen worden sei. 1901 dürfte er aber schon als freier Journalist tätig gewesen sein und also Kunczik (1997, S. 243) Recht haben, der von der Führung des Literarischen Büros ab 1. Oktober 1900 schreibt.
2 1899 hatte die AEG ein Literarisches Büro eingerichtet, das die in- und ausländische Tages- und Fachpresse beobachtete und aktiv bediente. Es war aber auch für sonstige Veröffentlichungen und Vorträge zuständig. Vgl. vor allem: Kunczik 1997, S. 239f. und 244. Zipfel in Szyszka 1997, S. 254ff. Bieler 2010, S. 215.
3 Vgl. Zipfel 1997, S. 231 (Lichtbildgesellschaft) und 244f. (Siemens & Halske, Osram).