Gründung der Technisch-Literarischen Gesellschaft

Ziele der Gesellschaft

Im Jahr 1929 gründeten 32 Technikjournalisten aus Medienredaktionen und aus den Presse- bzw. PR-Abteilungen von Unternehmen bzw. Institutionen – unter ihnen Hans Dominik – in Berlin die Technisch-Literarische Gesellschaft e. V. (abgekürzt: TELI). Die Gründung fand am 11. Januar im Haus des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in Berlin-Mitte statt.

Die Organisation der TELI besteht noch heute und versteht sich als „Journalistenvereinigung für technisch-wissenschaftliche Publizistik“. Sie bezieht sich auf ihrer aktuellen Website ausdrücklich auf ihre Gründung und „setzt sich zum Ziel, zur Erschließung und Verbreitung wissenschaftlicher und technischer Information mit dem Blick auf ihre gesellschaftliche Bedeutung beizutragen“ (TELI o. J.).

Das Anliegen der Gründer war es, die technische Berichterstattung in der Presse zu professionalisieren sowie das Verhältnis zwischen Industrie bzw. Institutionen einerseits und Journalismus bzw. Presseverlagen andererseits seriös und frei von Korruption bzw. Schleichwerbung zu gestalten.1 In der Gründungsanzeige aus dem Jahr 1929 hieß es diesbezüglich:

Die Gründung sei vollzogen worden

zum Zweck der planmäßigen Förderung der technischen Berichterstattung in Tageszeitungen und populären Zeitschriften und zur Bekämpfung der in diesem Zweige des technischen Schrifttums bestehenden Unzuträglichkeiten

(Zit. nach: Förster 2007, S. 4).

Reaktion auf Mängel im Mediensystem

Was konkret diese „Unzuträglichkeiten“ waren, ergibt sich aus einem damaligen Beitrag von Joachim Boehmer im „Fachblatt für das gesamte Zeitungswesen“:

Immer wieder kommt es vor, dass technische Schriftsteller den Zeitungen Aufsätze und Korrespondenzen anbieten, die eine von der Industrie bezahlte ‚Reisekostenerstattung‘ ‚für besondere Mühewaltung‘ – u. dgl. mehr oder weniger (sic!) versteckte Reklame darstellen, die aber für den Verfasser sehr einträglich sind, weil die Zeitungsredaktionen in dem Glauben gelassen werden, es handele sich um eine unabhängige Arbeit, für die auch von ihrer Seite Honorare bezahlt werden müssen.

(Zit. nach Förster 2007, S. 5)

Förster (2007, S. 6) interpretiert Boehmer derart, dass die TELI angetreten sei, „das journalistische Dilemma zwischen Reklame und Information zu lösen“. Der neuen Gesellschaft ging es seinerzeit also – modern gesprochen – um Klarheit bei der Unterscheidung von unabhängiger, freier journalistischer Tätigkeit und Auftragskommunikation für bestimmte Interessen, um die saubere Trennung von redaktioneller Arbeit und bezahlter Werbung, generell um Transparenz zwischen den im Medienbetrieb unabdingbaren Kommunikationsbereichen Journalismus, PR und Werbung.

Was eine grundsätzliche Problematik moderner – auch gegenwärtiger – Medien- und Kommunikationssysteme darstellt, wurde durch die schwierigen Bedingungen in der Weimarer Republik noch verschärft.

Medienwirtschaft in der Krise

Die erste Demokratie in der deutschen Geschichte hatte bekanntlich mit vielen politischen und ökonomischen Herausforderungen zu kämpfen. 1929 bis 1931 tobte die Weltwirtschaftskrise. Dies wirkte sich selbstverständlich auch auf die Medienwirtschaft aus. Verlage reagierten mit Gegenstrategien (Fusionen, Dumpingpreise, Billigkräfte etc.), die die Verwertungsbedingungen der einzelnen Journalisten verschlechterten. „Einerseits wurden viele Journalisten entlassen, andererseits drängten junge Ingenieure, die in der stagnierenden Wirtschaft keine Anstellung fanden, gerade in den Journalismus“. Vor allem jüngere Journalisten wurden unter solchen Bedingungen anfälliger für mangelnde publizistische Sorgfalt, unethisches Verhalten, Bestechlichkeit etc. Die Gründung der TELI war also ein Versuch, sich krisenfest zu machen, Kollegialität und Qualität hochzuhalten (Förster 2007, S. 7).

Trotz Krise konnte die Technisch-Literarische Gesellschaft ihre Mitgliederzahlen bis 1933 mehr als verdoppeln. Innerhalb des ersten Jahres stieg die Zahl bereits von 32 Mitgliedern auf 48 an.2

Autor(en): F.B.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Förster 2007, S. 5, und Wikipedia b.

2 Vgl. Förster 2007, S. 22 und 24.