Für ein seriöses Verhältnis zwischen Journalismus und PR

„Journalisten“ als Mitglieder und „Brückenschläge“ zu Unternehmen bzw. Institutionen

Der Journalisten-Begriff wird heute von der Technisch-Literarischen Gesellschaft verbandspolitisch (wie auch im Deutschen Journalisten-Verband DJV) und handwerklich-methodisch verstanden, er schließt „Journalisten von (…) Pressestellen“ – die aus wissenschaftlicher und funktionaler, ethisch-normativer Sicht als PR-Praktiker klassifiziert würden – ausdrücklich mit ein (TELI o. J.).

Der Brückenbau zwischen Kollegen ‚beiderseits des Schreibtisches‘ gilt als ausdrückliches Gründungsziel (TELI o. J.). Zu Gründungszeiten wurde dennoch – oder gerade deswegen – „streng“ zwischen „journalistischen Mitgliedern“ und „Fachmitgliedern“ unterschieden:

Während die Ersteren hauptberuflich größere Gebiete der Technik bearbeiteten und in Tageszeitungen sowie in Periodika ihre Beiträge veröffentlichten, waren die Letzteren in technischen Behörden, Betrieben oder Institutionen mit der Unterrichtung der Presse betraut

(Förster 2007, S. 5).

Abb.: Anzeige für Dominik-Romane im Berliner Lokal-Anzeiger zum 70. Geburtstag von Dominik.

Aus der Liste der Gründungsmitglieder in Förster (2007, S. 6) ergibt sich, dass die erste Gruppe aus 17 und die zweite aus 15 Personen bestand. Zu den „journalistischen Mitgliedern“ gehörten nicht nur angestellte „Redakteure“ aus Tageszeitungen bzw. Presseverlagen (einschließlich des „Lokalchefs“ vom Wolffschen Telegraphenbüro WTB und des „Chefredakteurs“ der Telegraphen-Union TU, also von Nachrichtenagenturen) und „Korrespondenten“, sondern auch „freie“ Journalisten bzw. „Schriftsteller“ – als Letzterer kategorisierte sich Dominik.

Explizit zunächst nicht als Mitgliederklientel angesehen wurden Mitarbeiter der „technischen Fachpresse“ oder Bearbeiter von Spezialthemen (Boehmer, zit. nach Förster 2007, S. 6): Die neue Gesellschaft konzentriertes sich also auf Technik-Themen im aktuellen und thematisch universellen Tagesjournalismus.

„Die andere Seite des Schreibtisches“ und der (fast paritätische) Vorstand

Aus der Auflistung der „Fachmitglieder“ lassen sich Aufschlüsse zur Verbreitung von PR- und Pressearbeit sowie ihrer zeitgenössischen Bezeichnung gewinnen. Mindestens sieben Vertreter waren der Elektrobranche (AEG, Siemens etc.) bzw. Versorgungswirtschaft (z. B. „Gassekretariat“) zuzurechnen, drei Mitglieder dem Verkehrswesen (Bahn, Post), drei Personen weiteren Industrien (IG Farben/Chemie, Borsig/Maschinenbau, C. Lorenz AG/Rundfunk bzw. Telekommunikation). Außerdem waren Wissenschaft (TH Berlin) und Kommune (Stadt Berlin) je einmal vertreten.

Drei Personen wurden als „Pressechef“ bezeichnet, sieben „Literarischen Büros“ bzw. „Literarischen Abteilungen“ zugeordnet. Fünf Mitgliedern waren ohne oder mit nicht explizit kommunikationsbezogenen Funktionsbezeichnungen („Direktor“, „Sekretariat“ od. Ä.) gelistet.

Der erste Vorstand der Technisch-Literarischen Gesellschaft bestand aus Siegfried Hartmann (1875-1935) als erstem Vorsitzenden sowie Hans Baumann (1888-?), Hans Dominik (1872-1945), Kurt Joel (1864-1930) und August Steudel (1889-1987).1 Aus dem journalistischen Lager kamen Hartmann (Deutsche Allgemeine Zeitung DAZ), Dominik (freier Schriftsteller), Joel (Vossische Zeitung); aus dem PR-Bereich Baumann (Deutsche Reichsbahn) und Steudel (C. Lorenz AG).

Autor(en): T.L.F.B.

Anmerkungen

1 Vgl. Förster 2007, v. a. S. 5.