Evaluation der Pressearbeit

Pionier der Medienresonanzanalyse

Abb.: Auswertung der Resonanz von Presseinformationen nach Sachgebieten in Sodeikat 1953, S. 20 (recherchiert von J.L.).

1952 erforschte Sodeikat im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr die Verwendung seiner Presseinformationen durch die Presse. In einer Medienresonanzanalyse wurde untersucht, ob die 143 Presseinformationen dieses Jahres in irgendeiner Form in der Presse verwendet wurden. Ziel war es, Gewissheit über die Resonanz und letztlich Qualität dieser Presseinformationen zu bekommen.1 „Diese Studie ähnelt in mancher Hinsicht der bekannten Untersuchung von Baerns (1985), die dann die kontroverse Diskussion um die so gen. Determinationshypothese in den 80er Jahren ausgelöst hat“, schätzte Schönhagen (2008, S. 10) ein.

Dazu standen 32 Medien unter regelmäßiger Beobachtung. Die Auflagenhöhe der untersuchten Presseorgane betrug 50 Prozent der Gesamtauflage der Zeitungen Niedersachsens. Darüber hinaus wurden vereinzelt auch Ausgaben von weiteren Zeitschriften nach der Verwendung der Presseinformationen durchgesehen.2

Die Ergebnisse zeigten, dass 95,1% der herausgegebenen Presseinformationen in jeweils durchschnittlich 5,9 Zeitungen verwendet wurden. Dieser hohe Verwendungsgrad lässt nach Sodeikat auf die gute Arbeit der Pressestelle des Ministeriums schließen und darauf, dass Pressestellen notwendig sind.3

Außerdem wurde deutlich, dass Texte, die durch Schaubilder ergänzt sind, eine deutlich höhere Chance haben verwendet zu werden als Texte ohne Schaubilder. Wirtschaftliche Informationen wurden durchschnittlich am häufigsten in der Berichterstattung aufgegriffen, gefolgt von Informationen zum Verkehr und allgemeinen Informationen. Am häufigsten wurden Informationen über Verkehrsunfälle, die Zonengrenzgebiete sowie Straßen- und Brückenbau von der Presse verwendet. Sodeikat (1953, S. 19) erklärte das damit, dass diese Sachgebiete zu den „gravierendsten Belastungen unseres Lebens“ gehören.

Sodeikat zeigte auch auf, dass Pressefahrten (zum Beispiel in die Hochseehäfen oder in den Erzbergbau Salzgitter) und die Hervorhebung interessanter und wichtiger Fakten im Text möglicherweise die Verwendungschance von Presseinformationen erhöhen.4

Initiative liegt überwiegend bei der Pressestelle

Abb.: Initiative bei der Herausgabe der Presseinformationen des Ministeriums, in Sodeikat 1953, S. 24 (recherchiert von J.L.).

Außerdem wertete er aus, wer die Herausgabe einer Information initiiert hatte. So konnte er zeigen, dass 61,5 Prozent der Informationen durch die Pressestelle selbst initiiert wurden. Weitere 28,7 Prozent kamen von anderswo aus dem Ministerium ohne Beteiligung der Pressestelle und an 6,3 Prozent waren Pressestelle und andere ministerielle Bereiche beteiligt. Lediglich 3,5 Prozent der Presseinformationen waren als Reaktionen auf Anfragen von Journalisten verfasst worden. „Mit den Ergebnissen einer Untersuchung über die Initiative bei der Herausgabe von schriftlichen Informationen kann […] zweifellos Folgendes bewiesen werden: 1. die Aufgeschlossenheit eines Hauses gegenüber der Presse, 2. die Notwendigkeit von Pressestellen.“ (Sodeikat 1953, S. 23f.)

Die Untersuchung wurde von vielen Seiten gelobt. Sie scheint – jedenfalls für Länder-PR und nach 1945 – die erste ihrer Art5 gewesen zu sein, wie im Vorwort Dr. Walter Zechlin, von 1946 bis 1954 Pressechef der Niedersächsischen Landesregierung, vermutete:

Zweifellos war es eine originelle Idee, einmal eine Untersuchung anzustellen über die Auswertung schriftlicher offizieller Informationen durch die Presse. Ich glaube, dass damit zum ersten Male eine so dankenswerte Arbeit versucht worden ist.

(in Sodeikat 1953, S. 9)

 

Autor(en): J.L.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Sodeikat 1952, S. 4, und 1953, S. 13.

2 Vgl. Sodeikat 1953, S. 30 und 23.

3 Vgl. Sodeikat 1952 und 1953, insbesondere S. 14, 21.

4 Vgl. Sodeikat 1953, S. 21.

5 Aus der Zwischenkriegszeit sind beispielsweise eine umfangreiche und weltweite Medienbeobachtung und -analyse durch die Leipziger Messe bekannt, allerdings nicht mit wissenschaftlichem Anspruch.