Biografie

Danziger Zeit

Abb: Gdansk/Danzig 2013: Hafenpartie mit dem berühmten Krantor. Foto: T. Liebert.

Ernst Sodeikat wurde am 9. Oktober 1899 in Danzig (heute Gdańsk/Polen) geboren und starb am 18. September 1970 in Hannover.1

In den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte von 1966 erschien ein Artikel von Ernst Sodeikat zu „Der Nationalsozialismus und die Danziger Opposition“, mit einem Umfang von 36 Seiten. Dieser ermöglicht es, einige Rückschlüsse auf sein Leben zu ziehen, da die Darstellung „in der Hauptsache auf der persönlichen Kenntnis des Verfassers von Menschen und Ereignissen der damaligen Zeit“ (Vorbemerkung eines H.R., S. 139) beruhe.2 In dem Artikel spricht vieles dafür, dass Sodeikat Teil der Danziger Opposition gewesen sein muss, die „gegen die Aushöhlung der Verfassung durch die nationalsozialistische Regierung seit 1935“ (S. 139) gekämpft hat. Beginnend mit einer kurzen Einleitung über den Versailler Vertrag als Ausgangspunkt der Trennung Danzigs von Deutschland, arbeitete Sodeikat den Kampf der Danziger Opposition von 1935 bis 1939 systematisch auf. Es kann geschlussfolgert werden, dass Sodeikat mindestens bis 1937 in Danzig gelebt haben muss, da bis dahin die Geschehnisse sehr detailliert aufbereitet werden, später aber deutlich weniger ausführlich – was aber auch an den dann erfolgten Verboten gegenüber der Opposition liegen kann.

Die Geschichte seiner Geburtsstadt hat ihn in seinem letzten Lebensjahrzehnt – also in den 1960er-Jahren – offenbar sehr beschäftigt, da er noch weitere Publikationen mit Danzig-Bezug verfasste.3

Möglicherweise war Sodeikat bereits in Danzig entweder für die Presse tätig oder hat in irgendeiner Art und Weise, eventuell auch schon als Mitarbeiter einer Pressestelle, mit ihr zusammengearbeitet. Eine weitere Annahme ist, dass Sodeikat über eine akademische Ausbildung verfügte.

Vermutlich kam Sodeikat im Zuge der Flüchtlingswellen der letzten Kriegswochen 1945 oder durch Vertreibung in den Nachkriegsjahren4 nach Deutschland, Hannover.

Niedersächsische Zeit

Abb.: Reproduktion einer historischen Ansichtskarte, die die Straße in Hannover zeigt, in der Sodeikat zuletzt gewohnt hat (recherchiert von J.L.).

Bereits zwischen 1948 bis 1950 arbeitete Sodeikat im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr als Leiter verschiedener Referate unter dem damaligen Minister Dr. Otto Fricke.5 Er muss zu dieser Zeit auch schon als Leiter des Presse- und Informationsreferats gearbeitet haben. Als dieser war er mindestens bis 1955 tätig, da er in seinem „Presse-Knigge“ eigene Beispiele für Pressefahrten und -informationen vom niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr aus dieser Zeit anführt.6

Ernst Sodeikat war mit seiner Frau Erika verheiratet und hatte vermutlich keine Kinder. Er wohnte in Hannover in der Stresemannallee 33d.7

Autor(en): J.L.T.L.

Anmerkungen

1 In keinem bekannten Personenarchiv (z. B. Munzingerarchiv) konnte ein Eintrag zu seiner Person ausfindig gemacht werden. Die einzige Quelle, die zur Aufarbeitung biografischer Informationen zu Ernst Sodeikat ausgemacht werden konnte, war das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr. Dort seien zahlreiche Informationen in der noch vorhandenen Personalakte dokumentiert. Aus rechtlichen Gründen konnten J.L. jedoch lediglich neutrale Daten wie Geburts- und Sterbedatum sowie letzter Wohnort genannt werden (vgl. Liepe 2012).

2 In diesen Vorbemerkungen wird auch „die oppositionelle Presse, vor allem die sozialdemokratische Danziger Volksstimme“ als wichtige Grundlage des Aufsatzes angegeben. Der Aufsatz wird als „ein Teilabschnitt (!) aus einer Untersuchung des Autors über das Thema Die Danziger Opposition gegen den Nationalsozialismus“ gekennzeichnet. In der Tat sind noch weitere Publikationen über die katholische Opposition und den jüdischen Widerstand nachweisbar.

Guenter_Grass_auf_dem_Blauen_Sofa

Abb.: Von Sodeikat konnte bislang kein Foto beschafft werden. Das Bild zeigt einen anderen berühmten Danziger, Günter Grass, mit dem sich Sodeikat 1969 in einer Arbeit beschäftigte. Author: Blaues Sofa from Berlin, Deutschland, am 4.9.2006. Quelle: Wikimedia Commons, Creative Commons Attribution 2.0 Generic license http://creativecommons.org/ licenses/by/2.0/deed.en_GB

3 Sodeikat, Ernst (1965): Die Verfolgung und der Widerstand der Juden in der Freien Stadt Danzig von 1933 bis 1945. In: Bulletin des Leo Baeck Instituts. 8 (1965) S. 107-149. Sodeikat, Ernst (1967): Verfolgung und der Widerstand der katholischen Kirche in der Freien Stadt Danzig von 1933-1945. Hildesheim: Bernward-Verlag. Sodeikat, Ernst (1969): Schrieb Günter Grass eine Danzig-Saga? Ergebnisse einer Analyse der Bücher Die Blechtrommel und Hundejahre. Hannover. Letztere Schrift erschien laut Angaben des bibliografischen Internet-Dienstes WorldCat in Deutsch und Polnisch und ist zugleich als „Thesis (doctoral)“ verzeichnet. Vgl. http://www.worldcat.org/title/schrieb-gunter-grass-eine-danzig-saga/oclc/51958768?referer=di&ht=edition

4 Vgl. dhm/hdg.

5 Vgl. Sodeikat 1953, S. 7; Munzinger Archiv 1972.

6 Vgl. Sodeikat 1953, S. 7, und 1956, S. 170ff.

7 Liepe 2012.