Instrumente und Design

Instrumente und Design: absichts- und planvoll kommunizieren und gestalten

Pressearbeit, Corporate Publishing und Lobbying

Abb.: Ehemaliges AEG-Gelände in Berlin Wedding, so gen. Beamtentor, entworfen von Franz Schwechten, erbaut 1896/97. Foto: Georg Slickers. Quelle: Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/deed.de

Der vielseitig interessierte Rathenau erkannte frühzeitig den Wert der Presse und eigener Medien. Er billigte den Journalisten eine eigene Perspektive zu, wollte aber auch die fachkompetente und authentische Position des Unternehmens an die Presse herangetragen wissen. 1899 schuf die AEG ein „Literarisches Büro“, das die in- und ausländische Tages- und Fachpresse beobachtete und aktiv bediente. Es war aber auch für sonstige Veröffentlichungen und Vorträge zuständig. 1903 versuchte die AEG erfolglos, Hans Dominik für die Leitung des Literarischen Büros zu gewinnen.1

Seit 1898 erschien die AEG-Zeitung, zunächst firmenintern, ab 1909 auch mit externer Zielrichtung. 1917 wurde sie in AEG-Mitteilungen umbenannt. In der Zwischenkriegszeit verfolgte das Magazin „Spannung. Die AEG-Umschau“ ein aufwändiges und unterhaltsames Konzept.2

Lobbying betrieb die AEG vor allem über „das politische Engagement einiger leitender Mitarbeiter“. In erster Linie traf das auf Walther Rathenau zu, den Sohn des Firmengründers und späteren Reichsaußenminister. (Zipfel in Szyszka 1997, S. 257f.)

Wegbereiter des Designs

Abb.: Elektrischer Wasserkessel von AEG um 1909, entworfen von Peter Behrens. Foto: Christos Vittoratos. Quelle: Wikimedia Commons http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

In der Massenproduktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand die Funktion der Waren im Vordergrund: Ästhetik spielte noch eine geringe Rolle. Die AEG nimmt für sich in Anspruch, mit der Berufung des Architekten Peter Behrens als „künstlerischen Beirat“ 1907 die Harmonie von Funktion und Form auf den Weg gebracht zu haben. „Während seiner Tätigkeit bei AEG begann er, Logos, Werbematerialien und Firmendrucksachen mit einem konsequenten einheitlichen Design zu gestalten. Das hatte vor ihm noch niemand getan. Er entwarf Fabriken und Wohnsiedlungen, die auf die Anforderungen von AEG und seiner Arbeiter zugeschnitten waren (…)“. Behrens (1868-1940) gilt als „Vater des deutschen Industriedesigns“.3 Nach 1914 engagierte AEG wiederum „künstlerische Berater“, ehe dann 1953 ein AEG-Internes Designbüro geschaffen wurde.4

Genauer betrachtet, unternahm die AEG schon vor Behrens‘ Berufung von 1907 gestalterische Kommunikationsaktivitäten. Das erste Firmenlogo war 1894 eingeführt worden, die „Göttin des Lichts“ stammt vermutlich von Ludwig Sütterlin. 1896 entwarf der Architekt Franz Schwechten das Design für das Werkstor, Alfred Messel errichtete ein „repräsentatives Verwaltungsgebäude“. (Kunczik 1997, S. 240) 1900 gestaltete der Jugendstilkünstler Otto Eckmann die Drucksachen der AEG zur Pariser Weltausstellung (Zipfel in Szyszka 1997, S. 258).

Autor(en): T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. vor allem: Kunczik 1997, S. 239f. und 244. Zipfel in Szyszka 1997, S. 254ff.

2 Der Elektroingenieur und Schriftsteller Hans Dominik hatte bereits 1898 für die Union Elektrizitäts-Gesellschaft, die 1904 mit der AEG fusionierte, sowie 1900 für Siemens & Halske gearbeitet. Vgl. Bieler, Denise (2010): Public Relations und Massenkommunikation. Errichtung von Pressestellen um die Wende des 20. Jahrhunderts. Baden-Baden: Nomos. S. 215.

3 Behrens war ein visionärer Architekt, Gestalter und Corporate-Design-Pionier. Er arbeitete in seinem Architekturbüro unter anderen mit Mies van der Rohe, Le Corbusier und Walter Gropius zusammen. Siehe: http://www.aeg.de/Planen/AEG-Heritage/ (Abruf am 3.2.2012)

4 „In den Jahren nach 1914 wurden die Designer Wilhelm Kreis und Hans Krebs nach Behrens künstlerische Berater bei AEG. 1953 rief Peter Sieber das erste AEG-interne Designbüro in Frankfurt ins Leben.“ Eberhard Fuchs und Hans Werner Friedländer folgten nach. http://www.aeg.de/Planen/AEG-Heritage/ (Abruf am 3.2.2012)