Hans Dominik
und die Technisch-Literarische Gesellschaft
Einleitung
Eine vielfältige Pionier-Persönlichkeit: Hans Dominik
Hans Dominik (1872-1945) vereinte Fachkenntnisse der Elektrotechnik (er hatte diese und Maschinenbau studiert) und als Schriftsteller die Fähigkeit, technische Sachverhalte verständlich, populär und auch amüsant, eben „literarisch“, auszudrücken. Diese Kombination machte ihn für die Öffentlichkeitsarbeit der vor allem nach 1890 schnell wachsenden deutschen Industrie interessant, insbesondere auch für die der innovativen Elektrobranche.1 Zwar ist er der Nachwelt vor allem als bekannter Science-Fiction-Schriftsteller in Erinnerung geblieben: Er gilt „als einer der meistgelesenen Autoren der 20er und 30er Jahre“ (MDR 2010). Dominik kann aber nicht nur als Pionier der Zukunftsliteratur in Deutschland betrachtet werden, sondern auch als PR-Pionier.
Bereits im 19. Jahrhundert hatten Organisationen, Unternehmen etc. mit PR-Ambitionen für diesen neuen, sich entwickelnden Kommunikationszweig gelegentlich Intellektuelle, Künstler oder Literaten beauftragt bzw. regelmäßig beschäftigt. PR-geschichtliche Literatur nennt mit Johann Wolfgang von Goethe (Lobgedichte für Karlsbad), Theodor Fontane (Pressebeobachtung und -arbeit für den preußischen Staat) oder dem Dramatiker Frank Wedekind (werbliche Texte für Maggi) prominente Beispiele.2
Der rasante technische Fortschritt um die Jahrhundertwende und im 20. Jahrhundert rückte Technik-Branchen und entsprechende Themen in den Vordergrund, zu deren glaubhafter und verständlicher Kommunikation neben literarischen Fähigkeiten auch Fachwissen vom Publikationsgegenstand nötig ist. Da war Hans Dominik ein richtiger Mann zur rechten Zeit.
Eine wichtige Pionier-Organisation: die TELI
Dominik gehörte 1929 zum Gründerkreis der Technisch-Literarischen Gesellschaft. Diese ist „die älteste Vereinigung von Technik- und Wissenschaftspublizisten weltweit. Damals schon prägten die Gründer das Kürzel ‚TELI‘, den seit 1987 offiziellen Namen des eingetragenen Vereins“ (TELI o. J.).
Was primär nach einem (fach-) journalistischen Berufsverband klingt, ist auch für die PR-Geschichte hochrelevant. Diese Bedeutung bezieht sich nicht nur auf das Themen- und Akteursfeld der Technik, sondern ist prinzipieller Natur.
Das Eintreten für ein professionelles und integeres Verhältnis3 zwischen PR und Journalismus, zwischen Medien und Industrie war ein dominierendes Gründungsmotiv. Es belegt das Vorhandensein zentraler Strukturprobleme moderner öffentlicher Kommunikation im Spannungsfeld der Interessen – und das Bewusstsein von diesen – bereits in der Zwischenkriegszeit. Freilich traten diese Probleme seinerzeit durch die wirtschaftliche Krise der Endzwanziger und die Demokratie-Defizite in der Endphase der Weimarer Republik4 zugespitzt und modifiziert auf.
Anmerkungen
1 Zur innovatorischen Rolle der Elektroindustrie in der PR-Geschichte generell siehe in: Bentele/Liebert 2005, S. 234. Zu den Zeitumständen u. a. auch: Fesser 2000.
2 Vgl. z. B. Kunczik 1997, S. 87ff., 184 und 217ff.
3 Zur PR allgemein siehe u. a. Bentele 1997, zum Verhältnis PR-Journalismus u. a. Bentele 2008. Zur Reflexion dieses Verhältnisses in der Zwischenkriegszeit u. a. Liebert 2003, S. 53ff.
4 Zu den Zeitumständen u. a. Delvaux de Fenffe 2009.
Bildnachweis für Beitragsfoto (ganz oben): Hans Dominik. Quelle: Dominik, Hans: Die Macht der Drei. Berlin: Scherl, Auflage 1936 (erstmals 1922).