Manfred Piwinger II

Vorbemerkungen zum zweiten Teil

Gliederung der Abhandlung in zwei Teile

Der hier beginnende zweite Teil beleuchtet Piwingers PR-Verständnis aus verschiedenen Blickwinkeln, seine Beschäftigung mit Unternehmenskultur sowie Investor Relations und seine sonstigen Verdienste um die Professionalisierung der PR-Branche, so im Berufsverband.

Ein vorausgehender erster Teil nimmt eine allgemeine Würdigung vor, schildert den Lebenslauf mit den beruflichen Stationen und thematisiert die innovativen Geschäftsberichte bei seinem langjährigen Arbeitgeber Vorwerk.

Ausgangssituation bei Piwingers Berufseintritt in die Öffentlichkeitsarbeit

„Wer das Richtige nicht weiß, kann das Richtige nicht tun.“ (Piwinger 2017c, 00:07:20) Dieses Zitat Manfred Piwingers zeigt deutlich auf, in welchem Dilemma man sich als PR-Praktiker ohne Wissen(-schaft) bewegt. Nach eigenen Aussagen war die PR zur Zeit seines Einstiegs in das Berufsleben ein relativ neues Berufsfeld ohne richtige Regeln (Piwinger 2017f, 00:14:15). Rückblickend stellt Piwinger fest, dass es zu Beginn keine Basis gab, auf der die Praktiker aufbauen und ihre Arbeit begründen konnten – Piwinger attestiert an dieser Stelle einen „Begründungszwang“ (Piwinger 2017c, 00:08:00).

In einem anderen Interview erklärte Manfred Piwinger:

Mein Berufsbeginn 1965 fiel in eine Zeit, in der es noch nichts gab: kein Berufsbild (…), äußerst geringe praktische Erfahrungen und weder eine im engeren Sinne verwertbare deutsche Fachliteratur noch eine universitäre Ausbildung.

(Gebel 2011)1

Abb.: Manfred Piwinger. Quelle: Piwinger 2017c. Genaue Angaben siehe im Quellenverzeichnis.

Akzeptanzprobleme erschwerten seit den 1950er-Jahren die berufsständische Entwicklung (Szyszka 2015). PR-Pioniere wie Carl Hundhausen, Albert Oeckl oder auch die Publizistikwissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann waren es, die sich seither für eine bessere Eigenpositionierung im Sinne einer Abgrenzung zu anderen Bereichen – hauptsächlich „Propaganda“ (ebd., S. 498) sowie „Werbung und Marketing“ (ebd.) – einsetzten oder diese reflektierten.

 

Piwinger pflegte frühzeitig ein strategisches PR-Verständnis

Seinerzeit war aber ein strategischer Ansatz für PR durchaus bekannt.2 Piwinger nahm diesen insoweit auf, als er ihn zunächst bei der Demag sowie später bei VOKO und Vorwerk vom Grundsatz her anwandte, Kommunikation unbedingt zur Unternehmenspolitik in Beziehung setzte und ihr dadurch einen ganzheitlichen Charakter gab.

Dies erläutern wir auf den folgenden Seiten.

 

Autor(en): T.L.E.Z.G.K.

Anmerkungen

1 Piwinger sagte sogar, 1965 habe es „nicht einmal eine Vorstellung davon“ gegeben, wie ein Berufsbild „aussehen könnte“. Diese Einschätzung scheint etwas überzogen zu sein. Zumindest hatte die DPRG „Ende der sechziger Jahre ein Berufsbild veröffentlicht“, welches allerdings ein Jahrzehnt später bereits als „renovierungsbedürftig“ angesehen wurde. (WW 1984, S. 60) 1964 hatte die DPRG mit den „Grundsätzen der DPRG“ berufliche Verhaltensregeln verabschiedet (Szyszka 2015, S. 498). Piwinger trat 1972 in die DPRG ein (Piwinger o. J.).

2 „PR-Kollegen der ersten Stunde (Oeckl, Kleinlein, von Friedeburg, Graf Zedtwitz-Arnim u.a.) kamen vielfach aus dem Offizierscorps und brachten einen strategischen Ansatz mit.“ (Piwinger im Interview mit Gebel 2011)

 

Bildnachweis für Beitragsfoto (ganz oben): Piwinger, Manfred: Fotos. Unter: http://www.piwinger.de/fotos/ (Abruf am 30. August 2017).