Innovative Vorwerk-Geschäftsberichte (I)

Piwinger als Pionier des „PR-Instruments“ Geschäftsbericht

Abb.: „Verwandlungsspiel“: Die Leser werden animiert, ihr Passfoto hinter die ausgestanzten Köpfe zu legen. Detail aus Vorwerk-Geschäftsbericht 1993 (Thema Veränderung). Quelle: Vorwerk & Co. 1994. S. 49. Gestaltung: Hermann Michels, Textberatung: Wolfgang Niehüser, Herstellung: Ley + Wiegandt.

Die Vorwerk-Geschäftsberichte erlangten nicht nur bundesweit mediale Aufmerksamkeit, sondern wurden auch mit 60 nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.1

Auch wenn es „verkürzt“ wäre, Piwinger „alleine mit diesem Thema zu verbinden“, bleibe doch „das Engagement für kreatives Corporate Publishing und die Publizität nicht-berichtspflichtiger Unternehmen sein zentraler Verdienst“. Dies erklärte Laudator Zerfaß anlässlich der Preisverleihung als „PR-Kopf des Jahres“ 2007 an den ehemaligen Vorwerk-Kommunikationsmanager. (Universität Leipzig, Communication Management 2007)

Piwinger arbeitete das Thema Geschäftsbericht zudem in wissenschaftlichen Publikationen auf, so u a. in Kirchhoff/Piwinger 2009.

Auf dieser und der nächsten Unterseite dokumentieren wir einige Beispiele kreativer Gestaltung von Geschäftsberichten.

Geschäftsbericht als originell-mediales Erzeugnis mit Image- und Unterhaltungsfunktionen

Abb.: Vorwerk-Geschäftsbericht von 1992 mit eingebauter Sanduhr (unten links). Foto: G.BE.

Piwinger hatte erkannt, dass die Veröffentlichung der Konzernbilanzen nicht nur eine juristische Angelegenheit ist. Vielmehr nahm er den Geschäftsbericht als Kommunikationsinstrument ernst und begriff, dass dieser ein großes Potential zur Beeinflussung des Unternehmensimages bietet. Durch die außergewöhnliche, originelle und unterhaltsame Aufmachung war der Geschäftsbericht nicht mehr ausschließlich für Investoren und Anteilseigner interessant, sondern auch für andere Stakeholder-Gruppen.

Abb.: Gestaltung mit Botschaften. Detail aus Vorwerk-Geschäftsbericht 1993 (Thema Veränderung). Quelle: Vorwerk & Co. 1994. S. 2f. Gestaltung: Hermann Michels, Textberatung: Wolfgang Niehüser, Herstellung: Ley + Wiegandt.

Den Anstoß für die Umgestaltung der Geschäftsberichte gab ein von Piwinger initiierter Wettbewerb zur Gestaltung der Konzernbilanzen unter Wuppertaler Kunstdesign-Studenten 1979. Da die Resonanz zu den kreativen Wettbewerbsbeiträgen außerordentlich positiv war, entschied man sich dazu, den originellen Stil beizubehalten.2

Über den Prozess der Umgestaltung und die Einbeziehung der Wuppertaler Universität berichtete Manfred Piwinger 2017 in einem Interview den Leipziger Studentinnen G.K., E.Z. und Ingmar Stange (Studiengang Communication Management). Hier der entsprechende Ausschnitt aus: Piwinger 2017c, 02:22-04:33.

Das Besondere an der Gestaltung der Vorwerk-Geschäftsberichte ist die Mischung aus haptischen, visuellen und spielerischen Gestaltungselementen.3 Jede Ausgabe steht unter einem bestimmten Thema, dessen Aspekte und Facetten durch Bilder, Geschichten und Erklärungen, Spielereien wie Auszieh- oder Faltbilder und andere haptisch-visuelle Reize kreativ in die Darstellung der Geschäftszahlen integriert werden.

Autor(en): E.Z.G.K.T.L.

Anmerkungen

1 Vgl. Piwinger 2017d.

2 Vgl. Piwinger 2017e, 00:07:30. Auch Reineke/Eisele 1991, S. 136.

3 Vgl. Piwinger 2017e, 00:21:05.