Einführung (II)

„Wissenssucher“ Piwinger

Piwingers Suche nach PR-relevantem Wissen erstreckt(e) sich auf viele Themen bzw. Gebiete. Sie führte und führt zu mannigfaltigen Impulsen und Ausarbeitungen. „Dabei hat er stets das große Ganze im Blick: die Unternehmensführung und wie Kommunikation dazu beitragen kann“ (Zerfaß 2016).

Ihm kommt es auf ein systematisch zusammengestelltes und solides Hintergrundwissen an, nicht auf Show und Phrasen. Piwinger wollte immer schon ergründen. Wegen dieser Konzentration auf Wissen für die Kommunikation war er nie ein ‚Lautsprecher‘. Im Gegenteil, seine Stimme ist stets unaufgeregt, dafür aber umso profunder.

(Christoffel 2016, Herv. im papiernen Original)

Abb.: Manfred Piwinger. Quelle: Piwinger 2017g, Ausschnitt.

Sein beeindruckendes PR-kundliches und wissenschaftliches Vermächtnis umfasst mindestens 14 Monographien und Sammelbände sowie über 250 Fachbeiträge in Journalen, Online-Diensten und Büchern.1 „(D)arunter Herausgeberwerke zur Unternehmens- und Finanzkommunikation, die Standards gesetzt haben“ (Zerfaß 2016). Piwinger gilt als Pionier in Themenfeldern wie Investor Relations, Impression Management und Kommunikations-Controlling. Nach 2017 ist seine Liste der Aufsätze in Sammelwerken und Periodika um weitere 23 gewachsen.2

„Brückenbauer“ und „Querdenker“, also „Quervernetzer“, Piwinger

„Brückenbauer“ zwischen Praxis und Wissenschaft

Zerfaß (2016) hebt hervor, dass Piwinger in seinem Schaffen stets verschiedene Rollen einnahm. Zum einen vermochte er als „Brückenbauer zwischen Praxis und Wissenschaft“ die beiden Bereiche miteinander zu verknüpfen.

‘Manfred Piwinger kann (…) ohne Zweifel als praxisverhafteter, gleichzeitig namhafter Protagonist der PR-Wissenschaft in Deutschland gelten‘ hieß es bereits 2010 in einem Gutachten, das im Vorfeld der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn erstellt wurde.

(Zerfaß 2016)

„Brückenbauer“ zwischen verschiedenen Disziplinen

Zum anderen macht Piwinger Theorien verschiedener Disziplinen für den Kommunikationsalltag fruchtbar. Vor allem für die Anfangszeit seiner wissenschaftlichen Bestrebungen gilt:

Besonders die Sozialwissenschaften hatten es ihm angetan, weil er hier zu Recht den Wissensschatz vermutete, aus dem sich menschliches Handeln und das menschliche Kommunikationsverhalten am besten erklären ließen

(Christoffel 2016).

Dabei beschränkte er sich nicht auf die Kommunikationswissenschaft. „Kommunikationsforschung im engeren Sinn ist weniger sein Metier“, meint Zerfaß (2016). Antworten auf die Frage, wie Kommunikation zum Erfolg der Unternehmensführung beitragen kann, suchte er in der Betriebswirtschaftslehre, der (Sozial-) Psychologie und der (Organisations-) Soziologie und vernetzte die Bereiche untereinander.

„Querdenker“

Darüber hinaus ist Manfred Piwinger ein „Querdenker“, denn er brachte Themen wie Gerüchte, Rituale, Schweigen, Stimmungen und Humor in den kommunikations- und sozialwissenschaftlichen Diskurs mit ein.3

Jenseits des Mainstreams, nicht immer anschlussfähig zur heute dominierenden empirischen Forschung, aber stets originell und intellektuell fordernd: das kennzeichnet seine Beiträge zur Diskussion.

(Zerfaß 2016)

„Quervernetzer“

Um Piwingers Einmaligkeit und Vielseitigkeit zu beschreiben, kreierte Zerfaß (2016) den Begriff „Quervernetzer“ (vgl. auch Griepentrog 2016).

Wie Manfred Piwinger das selbst einschätzt und warum er darin eine Chance sieht, Komplexität zu reduzieren und eine zunehmende Verkomplizierung in den Wissenschaften zu vermeiden, erläuterte er in einem Gespräch mit Leipziger Studentinnen des universitären Studienganges „Communication Management“. Aus diesem Video-Interview von 2017 (Piwinger 2017c) bringen wir an mehreren Stellen unserer Abhandlung Ausschnitte, hier den themenrelevanten Teil (11:07-12:28).

Autor(en): E.Z.G.K.T.L.

Anmerkungen

1 Die Zahlen geben den Stand 2017 wieder. Vgl. Piwinger 2017a und 2017b.

2 Vgl. Piwinger 2020b.

3 Vgl. dazu auch seine Auswahl an Volltexten von Fachbeiträgen der Jahre 2003 bis 2016 auf seiner persönlichen Webseite unter: https://www.piwinger.de/aktuell/ (Abruf am 7. Mai 2020).