Biografie (III): Jahre 1978-1997 als Kommunikationsmanager in Unternehmen

Die Zeit beim Haushaltsproduktehersteller und -direktvertriebler Vorwerk (1978-1997)

Die bedeutendste Station in Manfred Piwingers Karriere als PR-Praktiker stellt seine Tätigkeit für das Unternehmen Vorwerk & Co. in Wuppertal dar. Vorwerk „entwickelte sich im Laufe der mehr als 130-jährigen Firmengeschichte von einer Teppichfabrik zu einer breit aufgestellten, internationalen Unternehmensgruppe“ (https://corporate.vorwerk.de/ueber-vorwerk/ ).1

Abb.: Vorwerk 2008 in Wuppertal-Barmen, Mühlenweg. Foto: Atamari. Quelle: Wikimedia Commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Ab dem 1. April 1978 bis zum Jahresende 1997 leitete Piwinger dort das Ressort Öffentlichkeitsarbeit. Er ist „im Stammhaus einer von neun Ressortleitern und gehört damit zur Führungscrew“. „Das PR-Ressort umfasst vier Personen“ (einschließlich Sekretärin und Fotograf). (Reineke/Eisele 1991, S. 133 und 135) Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählte die Erstellung des Konzern-Geschäftsberichts. Piwinger revolutionierte die Darstellung der Geschäftszahlen und erhielt für seine kreativen Leistungen international Aufmerksamkeit und zahlreiche Preise. Seit 1986 trug er auch die Verantwortung für einheitliches Corporate Design im Konzern.

Piwingers Aufgabenspektrum bei Vorwerk

Sein Aufgabenspektrum als Kommunikationsmanager von Vorwerk war freilich viel breiter. Er unterstand – dies war auch in Piwingers Arbeitsvertrag von 19912 so formuliert – direkt dem Sprecher der Unternehmensleitung, war Pressesprecher der Unternehmensgruppe, verantwortlich u. a. für den jährlichen Geschäftsbericht, die Hauszeitschrift „Vorwerk Nachrichten“, das Corporate Design, die Lobbyarbeit, die Markenpolitik (inklusive Imageforschung), Sponsoringkonzepte sowie die Jubiläen der Unternehmensgruppe. Piwinger hat Reden geschrieben, war für die Erstellung von Informationsmaterial für die Vorwerk-Gruppe (z. B. die Entwicklung der Unternehmensgrundsätze bis hin zu Glückwunsch- und Weihnachtskarten), die Durchführung von Veranstaltungen (z. B. Neujahrsempfang, Tag der offenen Tür, Pensionärstreffen etc.), die Organisation der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz und anderer Presse-konferenzen und -gespräche, aber auch für die Product Publicity für Produkte der Elektrowerke zuständig.

Piwinger nahm an den monatlichen Sitzungen der Unternehmensleitung teil, um über die Hintergründe von Entscheidungen informiert zu sein, die öffentlichkeitsrelevant und -wirksam waren. Er war also für die gesamte Breite der Unternehmenskommunikation verantwortlich, hatte somit schon ab Anfang der neunziger Jahre Kompetenzen, die auch heute für leitende Kommunikationsmanager gefordert werden und sah seine Aufgabe als sehr strategisch an:

Systematisierung und z.T. das Schaffen von Kontakten zu wichtigen Gruppen der Öffentlichkeit, z.B. zu Medien, Politikern (zusammen mit dem Chefjustitiar), zu Verbraucherverbänden bzw. Verbänden u.a.  Entwicklung von Methoden zur Durchsetzung des definierten Unternehmensimages und Planung (Ausführung, Überwachung) von Maßnahmen, die geeignet sind, das tatsächliche Unternehmensimage so zu verändern, dass es dem gewollten entspricht. Entwicklung von Spenden- und Sponsoringkonzepten (…) Mitwirkung an der Entwicklung und periodischen Überprüfung der Unternehmensgrundsätze sowie von Mitarbeiterbefragungen (…)

(Piwinger o. J.).

Firmenjubiläum 1983

Abb.: Vorwerks Geschichte ließ Piwinger auch nach dem Jubiläum nicht mehr los. 1994 berichtete er auf einer Tagung der Wirtschaftsarchivare über das Unternehmen und seine Werte. Quelle: Archivmitteilungen 5/1994.

Piwinger war in seiner Zeit bei Vorwerk u. a. für das Jubiläum „100 Jahre Vorwerk“ im Jahr 1983 federführend verantwortlich (vgl. auch Christoffel 2016). Die angesehene Familien- und Unternehmenssoziologin von der Universität Gesamthochschule Siegen, Helge Pross, war gebeten worden, zu diesem Anlass eine Unternehmensgeschichte über Vorwerk zu schreiben (vgl. Pross 1983). Dieser Bitte kam sie mit einer interessanten Schrift nach, die einen wichtigen Beitrag zur Wuppertaler Industriegeschichte darstellt. Gefeiert wurde der Jahrestag im Wuppertaler Schauspielhaus. Bei dieser Feier, zu der mehrere Hundert Gäste eingeladen worden waren, gab es keine Reden, dafür aber Circus Roncalli und Circus Knie mit vielen Anspielungen auf Vorwerk.

Nicht zuletzt hat Piwinger „(i)n der Wuppertaler Zeit (…) 60 Volontäre und Praktikanten ausgebildet“ (Universität Leipzig, Communication Management 2007). Auch mit und nach seinem offiziellen Ausscheiden blieb Piwinger Vorwerk verbunden. Im Juli 1997 wurde er „zuständig für Aufbau und Führung eines Unternehmensarchivs“. 1998 rief er „einen hausinternen Arbeitskreis ‚Kommunikations- und Imagecontrolling‘ ins Leben“. (Piwinger o. J.)

Autor(en): E.Z.G.K.T.L.G.BE.

Anmerkungen

1 Vorwerk ist bis heute ein Familienunternehmen geblieben. Vgl. die offizielle Firmenwebseite: https://corporate.vorwerk.de/ueber-vorwerk/ „Der Direktvertrieb, also der Absatz vom Hersteller an den Verbraucher ohne Vermittlung des Handels, bildet den Geschäftsschwerpunkt. Zum Angebot gehören Haushaltsgeräte, insbesondere die Multifunktions-Küchenmaschine Thermomix und Staubsauger der Marke Kobold, sowie Kosmetika, Teppiche und Bodenbeläge. (…) Der Gesamtumsatz des Unternehmens mit seinen Sparten Elektro, Textil, Fertighaus und Dienstleistungen lag 1979 bei etwas über 1 Mrd. DM. Für das Jubiläumsjahr 1983 (das Unternehmen war 1883 gegründet worden – T.L.) wies der Geschäftsbericht einen Rekordumsatz von 1,211 Mrd. DM aus. (…) 1992 übertraf der Umsatz erstmals die Zwei-Milliarden-Grenze (2,082 Mrd. DM). Diese Umsatzgröße wurde im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ausgebaut und lag 1999 bei 2,48 Mrd. DM.“ (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Vorwerk_(Unternehmen) Abruf am 8. Mai 2020)

2 Vgl. Vorwerk (1991)