PR für die Wirtschaft: im Unternehmen, in der Agentur, als freier Berater

PR für Bertelsmann (1976/77)

Abb.: Firmenschild vor dem Corporate Center in Gütersloh (heutige Situation). Offizielles Pressefoto der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Quelle: presse@bertelsmann.de (2024)

Von 1976 bis 1977, also nur sehr kurz, war Gerhard Pfeffer als „(s)tellv. Konzernpressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit für den Unternehmensbereich Buchgemeinschaften der Bertelsmann AG“ in Gütersloh tätig (Pfeffer o.J.). Den Tipp, sich bei den „Buchgemeinschaften“ vorzustellen, gab ein ehemaliger Kollege aus der Bundestagsverwaltung, der zwischenzeitlich zum Börsenverein des Deutschen Buchhandels nach Frankfurt/Main gewechselt war. (Pfeffer 2020, 00:25:00) Und so bewarb sich Pfeffer bei Manfred Harnischfeger (geb. 1944, gest. 2015), der seit 1972 Leiter der Bertelsmann-Pressestelle und von 1974 an drei Jahrzehnte lang Gesamtleiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Gütersloh war (Wikipedia: Manfred Harnischfeger).

Pfeffer hatte viele Kommunikations-Ideen für die „Buchgemeinschaften“ – ein Kernbereich von Bertelsmann – , die allerdings nicht immer auf Gegenliebe bei den Fachabteilungen stießen. Ein Viertel seiner Arbeitszeit war er als stellvertretender Konzernpressesprecher für Bertelsmann tätig. Am Ende scheiterte er mit seinen organisatorischen Vorstellungen, die Einbindung seiner Stelle in der Unternehmensstruktur zu verändern. Erst sein Nachfolger, Gert Schukies1, konnte dies dann später verwirklichen. (Pfeffer 2020, 00:26:00ff.)

Geschäftsleitungsmitglied der Kölner PR-Agentur Fripress (1977-1984)

1977 war Pfeffer immerhin schon so bekannt, dass er der Fachpresse eine Personalnotiz wert war:

Gerhard A. Pfeffer, bisher in der Zentralen Presse- und Informationsabteilung der Bertelsmann AG in Gütersloh tätig, tritt am 1. August 1977 in die Geschäftsleitung der Kölner PR-Agentur FRIPRESS GmbH ein.

(PR-Magazin 1977/4)

Auf die Agentur aufmerksam wurde er über den Verlag Rommerskirchen, an dessen Publikation PR-Magazin Pfeffer gelegentlich mitarbeitete. FPR Fripress, schon 1955 gegründet, war nach Pfeffers Aussage eine der ersten PR-Agenturen in der Bundesrepublik und eine Tochter einer Mediaagentur namens Ariston.2 Als Gründerin fungierte eine Hildegard (geborene Springer) bzw. (verheiratete) Fritzsche, daher der Agenturname Fripress. Ihr Mann, Hans Fritzsche (geb. 1900, gest. 1953), war Funktionär und Radiokommentator in Goebbels‘ Propagandaapparat gewesen.3 Fripress suchte 1977 für ihren Geschäftsführer Hermann Fidow, der ebenfalls bereits in der NS-Zeit publizistisch aktiv war und zwischenzeitlich im achten Lebensjahrzehnt, einen Nachfolger. Zudem wollte sich der Schweizer Käufer von Ariston, Rudolf Wächter, mit neuen Leuten von personellen Kontinuitäten in die braune Vergangenheit lösen. Pfeffer modernisierte die Geschäftsgebaren und setzte dann auch durch, dass Fripress als PR-Agentur aus der Mediaagentur Ariston herausgelöst wurde. (Pfeffer 2020, 00:32:00ff.)

Projekte der Kölner PR-Agentur (1977-1984)

Abb.: Agenturporträt von Fripress in der Mitgliederbroschüre der GPRA von 1989/1990, also nach Pfeffers Zeit bei Fripress.

In der Kölner Agentur führte er PR-Beratungen für verschiedenste Unternehmen und Organisationen durch, u.a.: Ruhrkohle AG in Essen (1977-84), Gemeinschaftsdienst der Deutschen Pfandbriefanstalten in Frankfurt/Main (1977-82), Horten AG in Düsseldorf (1979-84), Uniroyal GmbH in Aachen (1979-84), Verband der Kunststoffindustrie in Frankfurt/M., Verband der praktischen Ärzte in Bonn, Nokia Deutschland GmbH in Starnberg, Institut für Zweiradsicherheit in Bochum, Sulzer AG in St. Gallen, Pharma-Sanol/Schwarz in Monheim und weitere. (Pfeffer o.J.) Mit dem durch Diversifizierung des Kundenkreises erreichten Honorarvolumen (Steigerung von anfangs 300.000 DM auf 1,2 Millionen DM) konnte Gerhard Pfeffer die Agentur Fripress PR in die GPRA bringen, den Wirtschaftsverband führender Agenturen. Dadurch lernte er dann auch die GPRA von innen kennen. (Pfeffer 2020, 00:37:10)

Bei der Beratungstätigkeit für die Ruhrkohle AG in Essen – den anfänglichen Hauptkunden – traf Pfeffer auch Klaus Kocks, der 1981 seine PR-Laufbahn als Ghostwriter des CEO anfing und später Volkswagen-Vorstand für Kommunikation wurde. Kocks erinnert sich:

Ich hatte damals, zu allem bereit, aber zu nichts in der Lage, keine Ahnung (…) was PR ist, gar keine. Den ersten PR-Manager meines Lebens traf ich dort als deren Berater. Er hieß Gerhard Pfeffer. Das ist fast vierzig Jahre her und Pfeffer hatte schon einen Namen.

(Kocks 2019)

Diese Beratungstätigkeit für die Agentur Fripress PR übte Pfeffer bis 1984 aus. Dabei spielte auch eine Auseinanderbewegung der Ansichten zwischen dem Eigentümer Wächter und ihm eine Rolle. Pfeffer schied mit Abfindung aus und ging in die Selbstständigkeit. (Pfeffer 2020, 00:38:10) Dabei konnte er teilweise Beratungsmandate fortführen. Zum Beispiel betrifft dies sein Engagement für den Verband der deutschen Salzindustrie (VDS) in Bonn von 1984 bis 1986. Für den VDS sowie IDS/Deutsche Solvay in Solingen und Bonn war er bereits unter der Agentur Fripress PR von 1977 bis 1984 tätig.

Selbstständige PR-Beratung ab 1984

Seit 1984 profilierte sich Gerhard A. Pfeffer als selbstständiger PR-Berater mit Büros in Siegburg (bis 1994 in Bonn) und Hennef/Sieg. Dabei konnte er durchaus an frühere Tätigkeiten und Erfahrungen anknüpfen. Das betraf neben der bereits erwähnten Salzindustrie auch die Jugendpublizistik: Zwischen 1984 und 1989 gab er heraus und redigierte den Informationsdienst „JugendpresseJournal“ und verschiedene Jugendmessezeitungen.

In Bonn betrieb er von 1984 bis 2006 bei „Parlamente(n), Ministerien, Pressekonferenzen, Verbände(n), Botschaften (…) Lobbyarbeit“. U.a. beriet er die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) in Bonn, so auch zum Thema Wohlfahrtsbriefmarken4, von 1985 bis 1994. Im Jahr 1986 kam die Deutsche Lufthansa AG in Köln und Frankfurt/Main hinzu (bis 1988), dabei ging es um die Mitarbeiterinformation. Ebenfalls 1986 begann eine freie PR-Mitarbeit beim IFEP Institut für empirische Psychologie GmbH in Köln (bis 1995). Von 1988 bis 2006 führte er „Personal- und Kommunikations-(Projekt-)Beratung für Agenturen sowie Unternehmen, Verbände, Behörden und Institutionen“ aus. (Pfeffer o.J.)

Ab 1986 wirkte er auch als Dozent, organisierte Seminare und hielt Vorträge. Seine Themen lauteten vor allem: Praktische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Verbandsarbeit und Kommunikation, Mitarbeiterkommunikation, Social Communications sowie Online-Kommunikation/Multimedia/PR im Internet. (Pfeffer o.J.)

Vor allem aber engagierte sich Gerhard A. Pfeffer ab 1984 in und für PR-Verbände(n). Siehe dazu den nächsten Abschnitt.

Autor(en): T.L.G.BE.

Anmerkungen

1 Schukies war später dann – wie übrigens auch Harnischfeger – Kommunikationschef bei der Post.

2 Eine Ariston gab es auch bis vor kurzem noch: „Ariston Media Service bietet plant und entwickelt crossmedial vernetzte, plattformübergreifende Kampagnen: ob B2B oder B2C, ob national oder international, ob Offline oder Online, ob Social oder Performance.“ (https://www.ariston-media-service.koeln/leistungen/  Abruf am 5. Februar 2021) Heute ist die Website nicht mehr verfügbar (Zugriff am 5. Januar 2024).

3 Auf dem Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess 1946 war Fritzsche angeklagt, wurde aber freigesprochen. Er verfasste Rechtfertigungsbücher unter dem Geburtsnamen seiner Frau, weil er selbst Publikationsverbot hatte. Nach Pfeffers Angaben sei Hildegard Fritzsche Krankenschwester gewesen und habe dabei ihren (kranken) späteren Ehemann kennengelernt. Ihre Heirat war erst 1951. Wikipedia schreibt allerdings, dass Hildegard Springer „selbst im Propagandaministerium tätig gewesen“ sei. Und: „In den frühen 1950er Jahren gehörte Fritzsche dem Naumann-Kreis an, einer Gruppe exponierter Nationalsozialisten, die das Ziel hatten, die FDP nationalsozialistisch zu unterwandern.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Fritzsche  Abruf am 5. Februar 2021)

4 Bei der Gelegenheit sei erwähnt, dass „Briefmarken- und Münzensammeln“, neben „Lesen“, „Computer/Internet“ und „Lego-Bausätze(n)“, zu den Hobbys von Gerhard A. Pfeffer gehören (Pfeffer o.J.).